Wandern Schleswig-Holstein: Nordseetraum St. Peter-Ording
Dünengeister und Brandungsmeister. Zwölf Kilometer lang und bis zu zwei Kilometer breit, flankiert von Dünen, Salzwiesen und Küstenwäldchen, macht der Strand von St.Peter-Ording seinem Namen als größter Sandkiste der Nordseeküste alle Ehre - und Wanderer glücklich bis begeistert.
Durch die Dünen
Einstieg ist an der Tourismus-Zentrale im Ortsteil Bad auf dem Gelände der Dünentherme. Hier starten diverse Nordic-Walking-Routen. Diese Wanderung beginnt mit der Wald- und Wiesenroute (Strecke 15 lila). Sie führt am nördlichen Ende in ein Kiefernwäldchen und erreicht nach ca. 800 Metern die Aussichtsplattform Maleens Knoll. Mit 16 Metern ist die auch Magdalenenspitze genannte Düne nicht gerade der Mount Everest. Aber doch die höchste Erhebung weit und breit. Hier soll vor etlichen Zeiten das Mädchen Maleen Abend für Abend nach ihrem Liebsten Ausschau gehalten haben. Er war zur See gefahren, um Geld für die Hochzeit zu verdienen. Jahre soll sie hier gesessen haben mit einer weithin leuchtenden Laterne und ihrem Spinnrad, um die Wartezeit gut zu nutzen. Bis eines Abends die hohe Düne dunkel blieb. Man fand Maleen tot hinter ihrem Spinnrad. Vier Wochen später wurde ein toter Seemann an den Strand gespült. Er trug den gleichen Verlobungsring wie Maleen.
Zum Norderdeich
Die Nordic-Walking-Route 15 führt weiter durch den Wald und die mit Farn und Heide bewachsenen Dünen. Nach insgesamt zwei Kilometern ist ein asphaltierter Rad- und Wanderweg erreicht. Die Route 15 knickt hier nach links, die Wanderung führt allerdings rechter Hand weiter. Es ist keine Schikane, wenn Gäste gebeten werden, in den Dünen auf den Wegen zu bleiben. Auf dem empfindlichen Dünenbewuchs können die Folgen etwaiger Zerstörung verheerend sein. Das haben die Ordinger in ihrer Geschichte leidvoll erfahren. Zweimal machte Sandflug die Versetzung des Orts nötig. Erst als der dänische König 1826 eine Dünenpolizei installierte, gelang es, die damals so genannte »Wüste Arabiens« zu bändigen.
Nach circa 700 Metern ist ein weiterer Aussichtspunkt erreicht. Zur Seeseite tobt das Badleben. Die eigentliche Attraktion aber stellt der Dünengürtel selbst dar. Er ist einmalig an der deutschen Nordseeküste. Abgesehen von St. Peter-Ording findet man nur noch auf den Inseln alle Dünenarten in dieser Fülle: junge Weißdünen, die durch Sandanwehungen entstehen; Graudünen, die schon durch Vegetation festgelegt sind. Und Braundünen, bewachsen mit Sträuchern und Heide. Sie bieten etlichen bedrohten Pflanzen, Tieren und Insekten einen Lebensraum. Darum wurde auch der beinahe 5,5 Kilometer lange Dünengürtel von der EU unter Schutz gestellt. Am Strandparkplatz Ording erfolgt der Wechsel auf die Deichkrone. Nach etwa 600 Metern führt ein Bohlenweg quer durch die Dünen zum Strand.
Auf der Sandbank
Zurück geht es nun an der Flutkante, vielleicht etwa fünf Kilometer, ganz genau ist das nie vorherzusagen. Der Strand, der eigentlich eine Sandbank ist, zeigt sich bei jeder Witterung anders. Berauschend ist er aber immer, bei jedem Wetter, zu jeder Jahres- und Tageszeit. Ruhig geht es nur noch in den Morgen- und Abendstunden und außerhalb der Saison zu. Aber selbst im Hochsommer vergisst man in der schier unendlichen Weite rasch die Meute und fühlt sich schnell eins mit Wind und Wellen. Bald sind die ersten Pfahlbauten erreicht. Das erste charakteristische Holzhaus, die Giftbude, wurde 1911 errichtet. Ihr Name leitete sich aus dem Plattdeutschen dor gifft dat wat (»da gibt es was«) her. Damit waren hochprozentige Erfrischungen gemeint. Und so ist es bis heute geblieben. Zwar existiert die Giftbude nicht mehr, dafür thronen aber fünf andere Restaurants auf bis zu sieben Meter hohen Stelzen aus Lärchenholz über dem Sand. Um jedes große Gebäude stehen kleinere Pfahlbauten. Dort befinden sich die Badeaufsicht und sanitäre Anlagen. An Einkehrmöglichkeiten herrscht also kein Mangel. Beim letzten Pfahlbau, der Arche Noah, verlassen wir den Strand.
Über die Seebrücke
Spätestens mit Betreten der Seebrücke ist man Teil einer Massenprozession. Scharen von Badegästen flanieren auf dem geschwungenen Bauwerk mit den schiefen Lampen und Sitzecken über die Salzwiesen. Infotafeln erzählen von den Vorgängerinnen der heutigen Brücke und der stetigen Veränderung des Strands. Nach exakt 1095 Metern ist der Ortsteil Bad erreicht. Über die Straße Am Kurbad sind es dann nur noch wenige Schritte zum Ausgangspunkt.
Region
Touren-Charakter
Rundwanderung größtenteils auf Naturwegen und am Strand. Die Laufrichtung entscheidet der Wind: Am Strand ist es angenehmer, wenn er von hinten kommt.
Ausgangspunkt
St.Peter-Bad, Dünentherme
Endpunkt
St. Peter-Bad, DünenthermeDas Wattenmeer
In der Dünentherme betreibt die Schutzstation Wattenmeer das Nationalparkhaus. Der Eintritt in die Erlebnisausstellung, das Wattenmeer-Kino und die Meerwasseraquarien mit typisch schleswig-holsteinischen Bewohnern ist frei (Infos unter www.schutzstation-wattenmeer.de).
Hinweis
Am schönsten ist die Tour frühmorgens, spätabends und außerhalb der Hochsaison.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.