Wandern Schleswig-Holstein: Nordic-Walking im Speicherkoog
Trutz Blanke Hans. Wandern im Flachland bietet keine Herausforderung? Das sieht der Deutsche Skiverband anders. Er klassifizierte diese Tour als mittelschwierig. Um den Abstecher auf eine ehemalige Insel ergänzt, verwandelt sie sich gar in eine »schwarze Piste«.
Zur Hallig Helmsand
An der Badestelle Elpersbüttel startet an einer Infotafel die mittelschwierige Nordic-Walking-Route 6. Der Deutsche Skiverband zertifizierte und klassifizierte die Strecken im Nordic-Walking-Park Dithmarschen rein aufgrund ihrer Länge. Berge oder auch nur Erhebungen gibt es hier nicht. Wer auf den Deich gekraxelt ist, hat die beiden Höhenmeter dieser Tour bereits geschafft. Dahinter warten die Nordsee oder das Watt. Und nun frisch gewalkt oder gewandert nach Süden! Auf dem Deich oder dem typischen Asphaltweg, der beinahe lückenlos von Dänemark bis zur Elbe reicht, geht es los. Nach 2,7 Kilometern ist die ehemalige Hallig Helmsand erreicht. Seit den 1930er-Jahren verbindet ein 1500 Meter langer Steindamm die frühere Insel mit dem Festland. Er ist ganzjährig begehbar. Der Halligkopf jedoch wird in der Brutzeit von April bis Juli für Besucher gesperrt. Helmsand ist ausgewiesenes Vogelschutzgebiet. Ein Hide lädt auf halber Strecke zum Birdwatching ein. In der friedlichen Stille kann man sich nur schwer vorstellen, dass die Geschichte des Speicherkoogs mit einer Katastrophe begann. Und das ist noch gar nicht so lange her.
Der Speicherkoog
Vom Halligkopf geht es zurück zum Deich. Er ist noch relativ jung, der alte Deich brach in der Nacht auf den 17. Februar 1962. Anders als in Hamburg, wo bei der großen Flut 300 Menschen starben, kam in der Meldorfer Bucht zwar niemand ums Leben, doch die Schäden an Hab, Gut und Infrastruktur waren erheblich. Wieder einmal … Seit Menschengedenken ringen die Küstenbewohner mit dem Blanken Hans. So wird hier oben die tobende Nordsee genannt. Unzählige Dörfer, Inseln, Landstriche hat das Meer über die Jahrhunderte zerstört. Davon erzählt auch das Gedicht »Trutz Blanke Hans« von Detlev von Liliencron. Trutz meint dabei den Willen der Küstenbewohner, sich nicht geschlagen zu geben. Denn mit jedem verlorenen Kampf lernten die Menschen dazu. 1962 schließlich kamen sie auf die verwegene Idee, dem Blanken Hans einen Riegel vorzuschieben. Im wahrsten Sinne des Wortes: Es ist der Deich, mitten ins Meer gebaut. So wurde eine gigantische Entwässerungsfläche geschaffen. Der weit entfernte Meldorfer Dom, einst ein Seezeichen, dient als Anhaltspunkt, um die Größe des neu gewonnenen Landes zu erfassen.
Durch neues Land
Man darf sich im weiteren Verlauf gern auf die Beschilderung verlassen. Sie leitet großzügig um das Naturschutzgebiet Kronenloch. Zusammen mit dem benachbarten Naturschutzgebiet Wöhrdener Loch ersetzt es den Lebensraum unzähliger Vögel und Pflanzen auf der verlorengegangenen Wattenmeerfläche. Heute brüten wieder mehr als 180 Vogelarten im Speicherkoog oder machen Rast zur Zeit der großen Vogelzüge im Frühling und Herbst. Bis zu 10 000 Vögel gleichzeitig tummeln sich dann an den Gewässern der Naturschutzreservate. Die Rückzugsgebiete dürfen nicht betreten werden. Doch werden auf der Tour einige Beobachtungspunkte und Aussichtsplattformen mit Infotafeln passiert. Der letzte Hide befindet sich direkt gegenüber des Infozentrums Wattwurm, das der NABU betreibt. Neben einer ständigen Ausstellung bietet die Nationalparkstation auch Führungen und Wattwanderungen an.
Zurück ans Meer
Auf den letzten Metern wird erstmals die ausgeschilderte Route verlassen. Hinter dem Infozentrum Wattwurm führt ein Trampelpfad zum Hafen. Über ihn gelangt man schnell zur Badestelle Elpersbüttel. Ob die Wanderung tatsächlich mit einem erfrischenden Nordseebad oder einer Schlammpackung endet, ist allerdings eine Frage von Ebbe, Flut und dem Blanken Hans.
Region
Touren-Charakter
Sportliche Runde, durchgängig ausgeschildert
Ausgangspunkt
Parkplatz Badestelle Elpersbüttel
Endpunkt
Parkplatz Badestelle ElpersbüttelWilde Landschaftspfleger
Auch die leichte Nordic-Walking-Route5 im Speicherkoog lohnt sich. Sie führt vom Sperrwerk des Speicherkoogs zur Badestelle Nordermeldorf. Ambitionierte Walker brauchen für die 6,3km nicht einmal eine Stunde. Professionelle Genießer können am Rand des von Wildpferden bewohnten Wöhrdener Lochs locker einen langen, glücklichen Tag verbringen.
Hinweis
Im Speicherkoog ist Schatten Mangelware. Kopfbedeckung und Sonnencreme nicht vergessen, auch im Winter!
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.