Wandern Schleswig-Holstein: Mythos Kampen
Sylter Legenden. Die Exklusivität von Sylt zu kritisieren ist leicht. Kampen zu lieben aber auch. Es waren Künstler, die das kleine Dorf zuerst für sich entdeckten. Seitdem hat sich viel verändert. Doch die Natur ist so eindrucksvoll wie kaum irgendwo sonst in Norddeutschland.
Spektakuläre Aussichten
Erstbesucher, die gegenüber vom Kaamp-Hüs in den Strönwai einbiegen, mögen fast ein wenig enttäuscht sein. Denn so besonders wirkt sie gar nicht, die berühmte Whisky-Meile – eine breite Straße bloß mit einer Handvoll Restaurants und Luxus-Geschäften; nicht einmal besonders charmant. Wenn sich an ihrem Ende die weite Dünenlandschaft auftut, sieht die Sache dann schon anders aus. Ein Pfad führt leicht links zum höchsten Punkt der Insel. Und spätestens auf der Aussichtsplattform der 52,5 Meter hohen Uwe-Düne wird klar: Landschaftlich ist Kampen atemberaubend. Das muss man sich einfach aus der Nähe ansehen, zunächst das Rote Kliff. Der Dünenpfad leitet zum Klippenweg. Er verläuft teilweise recht nah an der bis zu 30 Meter hohen Abbruchkante. So könnte man etwa vier Kilometer bis nach Wenningstedt laufen. Für einen ersten Eindruck reicht aber auch einer – bis zum nächsten Strandrestaurant. Und dann runter zur tosenden Brandung.
Mythos Kampen
Künstler wie die Malerin Anita Rée und ihr Kollege Emil Nolde kamen wegen des unvergleichlichen Lichts. Schriftsteller von Thomas Mann bis Max Frisch ließen sich hier den Kopf freipusten. Filmstars wie Brigitte Bardot und reiche Lebemänner wie Gunther Sachs, der auch ambitioniert fotografierte, prägten den Jet-Set-Mythos. Die Liste der mit Kampen verbundenen Künstler ist so endlos wie der Weststrand. Nur sechs Kilometer gehören offiziell zu Kampen, beginnend mit dem Abschnitt unter der Sturmhaube, einem einstigen It-Restaurant. Auf der hölzernen Plattform stehen selbst im Winter Strandkörbe. Es gibt kaum einen besseren Platz, um sich in der Betrachtung der wilden Nordsee zu verlieren. Einige hundert Meter weiter geht es beim Kaamps 7 zum Quermarkenfeuer, einem stillgelegten Leuchtturm von 1912. Von hier wäre es nur ein kleiner Spaziergang nach Norden zur legendären Beachbar Buhne 16 und der historischen Vogelkoje. Doch das muss bis zum nächsten Mal warten.
Mystische Vergangenheit
Wenige Gegenden in Deutschland weisen derart viele Grabanlagen aus der Jungstein-, Bronze- und Wikingerzeit auf wie Sylt. Etliche befinden sich in den Dünen, durch die der Pfad sich nun zur Hauptstraße schlängelt. Jenseits verläuft am Ortsausgang ein Fußweg nah am Wattenmeer zu fünf besonders bekannten Hünengräbern. Das Vorland steht unter Naturschutz. Einzig nach etwa 1,2 Kilometern gibt es eine Möglichkeit, auf einem kleinen Rundkurs durch das Schilf zu stromern und die Stille der Wattseite auf sich wirken zu lassen. Im Anschluss geht es über einen schmalen Stichweg zwischen den Häusern links auf den Quellenweg, rechts auf den Wattweg und sofort wieder rechts auf den Pfad, der sich durch die Stapelhooger Gräber windet. Zur Wikingerzeit wurden hier Häuptlinge beigesetzt und heilige Handlungen vorgenommen. Die Nazis bauten die Gräber zu einem Bunker um. Wie sie überhaupt viele alte Grabstätten schändeten oder gleich ganz zerstörten. Nach dem Zweiten Weltkrieg quartierte man Flüchtlinge ein, unter ihnen den Kapitän und Bildhauer Günther Rieck. Er verwandelte die weitverzweigte Anlage zunächst in ein Atelier, dann in das legendäre Lokal Kupferkanne. Jeder Kuchen auf der Karte, jeder Raum der Hobbithöhle, jedes grüne Separee der Parkanlage ist ein Genuss für sich. Die Kuchenstücke fallen groß aus – sie mit jemandem zu teilen ist keine schlechte Idee.
Der Duft von Dünenheide
Über den Parkplatz der Kupferkanne gelangt man in die Braderuper Heide – für eingeschworene Sylt-Fans eines der schönsten Gebiete der Insel und streng geschützt. Darum gilt es, auf dem Pfad zu bleiben, der sich durch die empfindliche Landschaft bis zu einer Holztreppe schlängelt. Hier geht es an die Wasserkante hinunter. Dem Fennenweg folgend könnte man über Braderup und Munkmarsch nach Keitum laufen, aber das ist schon wieder einen eigenen Spaziergang wert. Als Appetizer soll ein guter Kilometer reichen, bis der Weg sich leicht ansteigend vom Strand entfernt. Die nächste Abzweigung geht rechter Hand quer durch die Heide zurück zur Holztreppe. Links führt der Pfad zum Wuldeweg, wo die Ausdruckstänzerin Valeska Gert den skandalösen Ziegenstall betrieb. Das Haus wurde 1981 abgerissen. Leider gibt es nur noch wenige alte Gebäude in Kampen. Zu ihnen gehört der Dorfkrug. Vom Ende des Wuldewegs ist er rechts nach wenigen Schritten erreicht. Das Gasthaus markiert den historischen Kern des bekanntesten Dorfs von Deutschland, in dem – und das ist die verstörende Seite von Kampen – nicht einmal 500 Menschen leben. Der größte Teil der Häuser ist nur wenige Wochen im Jahr bewohnt. Darüber mag man noch lange den Kopf schütteln. Der Ausgangs- und Endpunkt dieser Wanderung ist schnell über Braderuper Weg und Hauptstraße erreicht.
Region
Touren-Charakter
Bei dieser außerordentlich vielfältigen Rundwanderung um das Dorf Kampen lernt man alle Landschaftsformen kennen, die Sylt zu bieten hat.
Ausgangspunkt
Kaamp-Hüs, Kampen-Mitte
Endpunkt
Kaamp-Hüs, Kampen-MitteZurück in die Steinzeit
Unter Federführung das Vereins Söl’ring Foriining sind drei Thementouren zu archäologisch spannenden Orten entstanden. Die HünenKulTouren eignen sich für Ausflüge zu Fuß oder auf dem Rad. Die Standorte sind mit Infotafeln ausgestattet. Flyer werden auf www.insel-sylt.de zum Download bereitgestellt.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.