Wandern Schleswig-Holstein: Im Katinger Watt an der Eidermündung

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Entlang der Eider  

Vor dem Besuch des mächtigen Eidersperrwerks lohnt es sich, am Aussichtspunkt hinter dem Kiosk den längsten Fluss des Landes auf sich wirken zu lassen. Er gleicht an seiner Mündung einer Meeresbucht. 50 Millionen Kubikmeter Wasser strömen mit jeder Tide aus oder in die Eider. In früheren Zeiten kam es dabei häufig zu Überschwemmungen bis weit ins Land hinein. Egidor nannten die Germanen den wilden Fluss daher, »Schreckenstor«. Der Name ist abgeleitet von Ægir, dem Meeresriesen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Rán, einer Göttin halb Mensch, halb Fisch und ihren neun Töchtern, den Wellen, herrschen sie über alles Leben im Meer – und über die Toten. Bei Ebbe oder an windstillen Tagen wirkt die Eider hingegen friedlich. Dann lassen sich hier Robben blicken und wenn nicht gleich, dann vielleicht bei der Rückkehr. Nun aber hinauf auf das gigantische Küstenschutzwerk, das seit 1973 verlässlich vor Überflutungen schützt! Die fünf gewaltigen Fluttore, jedes 40 Meter breit und mit Schleusenkammer versehen, fungieren zugleich als Brücke auf die andere Eiderseite. Am anderen Ufer müssen sich Wanderer etwa 600 Meter die Straße landeinwärts mit Autos teilen. Dann geht es rechts auf einen Parkplatz, von dem sich ein Fußpfad zum  Eiderdamm schlängelt. Er zieht sich drei herrlich ungestörte Kilometer als schmale Piste zwischen Fluss und den von Prielen durchzogenen Wiesen dahin. Auf den letzten 300 Metern knickt der Damm zur Landstraße ab.

Der Katinger Wald  

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite thront der  Aussichtsturm Kiekut auf dem Schafsberg. Natürlich ist das kein Berg, sondern nur ein kaum wahrnehmbarer Hügel. Unter einem ganz ähnlichen soll irgendwo hier in der Nähe König Dan ruhen. Einer alten Sage nach ist der erste König von Dänemark nicht tot, sondern er schläft bloß und zweimal hunderttausend Mann mit ihm. Es heißt, die Männer werden erwachen, wenn es gilt, eine Schlacht zu schlagen. Doch wann genau, das weiß niemand. Und auch die genaue Lage des Hügels kennt niemand. Aber der Schafsberg ist es jedenfalls nicht; er ist genauso jung wie der  Katinger Wald. Den Pfad hinein in den  Naturerlebnisraum Wald-Wasser im Katinger Watt kann man vom Schafsberg aus sehen. Es warten Info- und Spielstationen und ein Staunen über den neuen Wald, der früher einmal Meer war. Bis heute lassen sich hier Muscheln finden.

Durch das Katinger Watt  

Von der Eisvogelhütte bis zur Bodensonnenuhr begleitet der Erlebnispfad den Ringpriel, um dann nach rechts abzuknicken. Wir bleiben auf dem Weg am Priel. Das Naturschutzgebiet ist ein Paradies für Vögel. Je nach Jahreszeit tummeln sich hier Enten, Gänse, See- oder Wiesenvögel. Die besten Beobachtungsstellen erkennt man an den Experten mit ihren gewaltigen Objektiven. Wenn der Weg kurz vor Katingsiel aus dem Waldgebiet heraustritt, sind schon 16 Kilometer geschafft. Allerhöchste Eisenbahn für eine Einkehr in der  Schankwirtschaft Andresen. Sie duckt sich hinter den Deich, so dass es selbst bei starkem Wind im Bauerngarten angenehm warm ist. Dort oder im historischen Gastzimmer erholen sich müde Wanderer schon seit 1668 bei Krabbenbrot und Trümmertorte. Zurück zum Eidersperrwerk   Gestärkt geht es auf dem Eiderdeich zurück zur See. Bevor sie erreicht ist, taucht nach etwa 900 Metern rechter Hand das Naturzentrum Katinger Watt auf. Es liegt etwas versteckt in einem idyllischen Garten mit Fühlpfad und Duftbeeten. Neben einer Ausstellung zu Tieren und Pflanzen an der Eidermündung kann man hier auch Ferngläser leihen, um in der nahen Schutzhütte selbst zum Ornithologen zu werden. Die letzten vier Kilometer zum Eidersperrwerk ist Deichwandern angesagt. Falls Ægirs Bruder Kári, der Herrscher der Winde, mal wieder unverhofft miese Laune bekommen hat, kann er einem hier heftig um die Ohren pfeifen. Eine wind- und wasserabweisende Jacke gehört darum für diese Wanderung auf jeden Fall ins Gepäck. Aber das wissen geübte Nordseewanderer ja sowieso – aus leidvoller Erfahrung.

Die Vögel

In den Frühlingsmonaten brüten zu beiden Seiten des Eidersperrwerks Küstenseeschwalben und Lachmöwen. Die Kolonien lassen sich hier gut beobachten und fotografieren. Sicherheitsabstand und eine Kopfbedeckung sind allerdings ratsam. Speziell die elegante Küstenseeschwalbe kann ungemütlich werden, wenn man dem Nachwuchs zu nahe kommt.

Hinweis

Der Aussichtsturm, den Sie zum Ende der Tour vom Seedeich sehen, ist aktuell gesperrt. Der NABU spart für die Renovierung.