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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Schleswig-Holstein: Es waren einmal sieben Inseln …

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:30 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
13 m
Abstieg:
10 m

Zum Trischendamm von Friedrichskoog. Wo Elbe und Nordsee sich treffen, das Land jung ist und ein alter Hafen versandet, wollte man einst einen Damm zu einer wandernden Insel bauen. Was daraus wurde, zeigt diese leichte Deichtour und dazu den größten Salzwiesenkomplex des Nationalparks Wattenmeer.

Beschreibung

Zum Seedeich  

Der Hafen von Friedrichskoog scheidet den Elbdeich vom Seedeich. Er entstand ab 1853 unter Friedrich VII. Der dänische König gab dem Koog auch seinen Namen. An der Nordseite der Hafenanlagen geht es Richtung Deich. Es herrscht nicht gerade lebhaftes Treiben am Kai. Dabei ist es noch gar nicht so lang her, da machte hier die größte Krabbenfischerflotte der Nordsee fest. Seit 2015 dient der Hafen in erster Linie touristischen Zwecken; der Unterhalt war aufgrund starker Versandung unwirtschaftlich geworden. Hauptanziehungspunkt ist heute die  Seehundstation nahe der Schleuse. Die einzige Aufnahmestation für verlassene Heuler und erkrankte Tiere in Schleswig-Holstein finanziert sich ausschließlich über Spenden und Eintrittsgelder und verdient schon allein deshalb einen Platz auf der To-do-Liste. Vielleicht ja im Anschluss an diese Wanderung.

Zum Trischendamm  

Wer zum ersten Mal in seinem Leben den  Seedeich erklimmt, könnte enttäuscht sein. Da ist kein Baum, kein Strauch, kein Strand. Kein Meer, nicht einmal Watt. Bloß eine Grasfläche, die beinahe öde wirkt. Aber dann … realisiert man die Stille, die höchstens von einsamen Vogelrufen durchbrochen wird. Nähern sich neugierige Schafe, die hier frei leben. Spürt man, wie aller Stress und jede Hektik von einem abfällt. Und wenn man dann noch weiß, dass man am Rande der größten Salzwiese des Wattenmeers steht, bei der es sich wiederum um den mit Abstand größten Nationalpark Mitteleuropas handelt, ist alles wie verwandelt.

Auf dem Weg nach Norden kann man dem Land beim Wachsen zusehen. Buhnen und Gräben vor den Deichen sorgen dafür, dass sich während des Gezeitenwechsels Schlick absetzt. Hat sich der Meeresboden ausreichend erhöht, siedeln sich Pionierpflanzen an. Ist das Vorland groß genug, wird es eingedeicht. Da eingedeichte Land nennt man in Schleswig-Holstein Koog. Der heutige Friedrichskoog besteht aus sieben eingedeichten Inseln und Halligen. Der Boden unter den Füßen war einst die äußerste Insel, der frühere Dieksand. In der Ferne scheint ein schräges Schloss aus dem Meer zu ragen. Es sind die Fördertürme von Deutschlands größtem Ölfeld Mittelplate. Nach knapp fünf Kilometern, gerade rechtzeitig, bevor die Deichpartie langweilig wird, ist eines der seltsamsten Küstenschutz-Bauwerke von Dithmarschen erreicht, der  Trischendamm.

Auf dem Trischendamm  

Der Schutzwall wurde in den 1930er-Jahren erbaut, als ein Priel den Deich zu unterspülen drohte. Der Damm besteht aus 16 000 Tonnen Steinen und sollte eigentlich bis Trischen führen. Die wandernde Insel liegt zwölf Kilometer vor der Küste. Sie ist bei guter Sicht rechts neben der Erdölplattform zu erkennen und wird in den Sommermonaten von einer Vogelwartin oder einem Vogelwart bewohnt. Andere Besucher sind auf Trischen nicht erlaubt. Dafür wird die Insel von Zehntausenden Vögeln bevölkert. Während des Baus des Trischendamms zeigte sich, dass er die Strömungsverhältnisse durcheinanderbrachte. Beinahe wäre es zum Deichbruch gekommen. So ließ man die Sache nach 2200 Metern gut sein. Die Piste ins Meer ist teilweise recht holperig. Sie lohnt jedoch jeden Schritt. Auf dem Rückweg richtet sich die Aufmerksamkeit auf den markanten Strandzugang von  Friedrichskoog-Spitze.

Auf dem Grünstrand  

Im eigentlichen Sinn sind Grünstrände keine Strände. In der Regel handelt es sich um einige Strandkörbe, Ruhebänke und Duschen auf dem Deich, so auch hier. Nach etwa 1,2 Kilometern ist bereits der letzten Strandzugang erreicht. Auf dem Strandweg geht es binnendeichs, also an der Landseite, zurück. Hier konzentrieren sich die Ferienhäuser des Nordseeheilbads. Im Kurpark laden in den Sommermonaten Hängematten zum Abhängen ein. Mit der Koogstraße ist quasi das Zentrum erreicht, aber das bedeutet nicht viel in dieser abgelegenen Gegend. Auf den zweiten Blick finden sich allerdings mehr Einkehrmöglichkeiten als es zunächst den Anschein hat. Es geht landeinwärts und nach 400 Meter rechts in die Nordseestraße. Sie mündet auf den Süderdeich. Er führt zurück zum Seedeich, der uns wieder zum Ausgangspunkt im Hafen bringt.

Touren-Charakter

Leichte Runde, einfach zu orientieren, meist auf der Deichkrone und asphaltierten Deichverteidigungswegen

Ausgangspunkt

Parkplatz Hafen Friedrichskoog

Endpunkt

Parkplatz Hafen Friedrichskoog

Die Neulandhalle – eine Anti-Kirche

Der Koog, dessen ursprünglicher Name nicht genannt werden darf, heißt heute Dieksanderkoog. Bei der Einweihung trug er den Namen des Gröfaz. Hier vergab die NSDAP Land an stramme Siedler. Eine Ausstellung im Garten der Neulandhalle erzählt die unrühmliche Geschichte. Sie befindet sich fünf Kilometer den Deich hinunter, der Eintritt ist frei (Infos unter www.lernort-neulandhalle.de).

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