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Wandern Schleswig-Holstein: Die Strandseenlandschaft bei Schmoel

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
12 km
Aufstieg:
22 m
Abstieg:
22 m

Im Hexenwahn. Mit Meeresrauschen im Ohr, Wind in den Haaren und einer Strandseenlandschaft als Ziel wandert es sich leicht am Rand der Probstei. Bevor das Naturschutzgebiet bei Schmoel erreicht ist, steht ein feiner Umweg über Felder und Wiesen in die düstere Welt des Grafen Rantzau an.

Beschreibung

Zum Gut Schmoel  

Gleich beim Parkplatz von Hohenfelde startet ein Rad- und Wanderweg. Er hält sich zumeist dicht am Strand. Nach einem guten Kilometer passiert er einen kleinen Strandsee. Von der Aussichtsplattform lassen sich Wasservögel beobachten, und der Blick schweift über den See und die See bis zum Horizont – besonders in der ruhigeren Vor- und Nachsaison stellt sich da ein Heile-Welt-Gefühl ein. Dabei spielte sich hier einst ein besonders düsteres Kapitel Ostholsteins ab. Der Feldweg, der zum Schauplatz führt, ist von der Aussichtsplattform schon zu sehen. Er zieht sich entlang eines Knicks hinauf zum  Gut Schmoel. Auf den letzten Metern führt eine alte Allee direkt zum repräsentativen Torhaus, errichtet 1699. 33 Jahre zuvor hatte der damalige Gutsherr, Christoph von Rantzau, im Rahmen von Hexenprozessen mehrere Dorfbewohner zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Einer Frau hatte er aber selbst unter Folter nichts »nachweisen« können. Es half kein Wüten. Der fanatische Hexenjäger musste Mette Schlan laufen lassen. Aber nicht für immer …

Die Hexenprozesse  

Zwanzig Jahre vergingen. Dann geriet Mette Schlan mit einer Dorfbewohnerin aneinander. Als die Kontrahentin einige Tage nach dem Streit schwer erkrankte, sah Rantzau sich endlich bestätigt. Er ließ Mette Schlan zum zweiten Mal verhaften. Dieses Mal ertrug sie die Folter nicht. Sie »gestand«, die Krankheit ihrer Nachbarin durch Zauber hervorgerufen zu haben. Auch bezichtigte sie noch weitere Dorfbewohner, darunter ihren eigenen Vater. Das löste eine Welle von Denunziationen unter den Einwohnern aus, zur damaligen Zeit ein üblicher Vorgang. Millionen Menschen wurde in Europa während der Hexenverfolgungen der Prozess gemacht. Die Zahl der Ermordeten wird auf 40 000 bis 60 000 geschätzt. Anders als im Süden handelte es sich in Nordeuropa in der Mehrzahl um männliche Opfer. Auf Gut Schmoel ließ Rantzau insgesamt 15 Frauen und Männer im Laufe des Frühjahrs 1686 hinrichten. Er nannte sich gnädig, da er seine Opfer zunächst erdrosseln ließ, bevor sie auf dem Scheiterhaufen brannten. Einige der Getöteten beteuerten trotz schwerster Gewaltanwendung bis zuletzt ihre Unschuld. Rantzau schreckte nicht einmal davor zurück, eine Schwangere zu töten. Das verbat selbst die grausame Legitimationsschrift »Hexenhammer«. Daher suchte der örtliche Pastor Hilfe beim dänischen König. Rantzau wusste genau um seinen Rechtsbruch. Er setzte sich nach Köln ab, um sich aus der Ferne zu verteidigen. Doch am Ende wurde er schuldig gesprochen, musste eine hohe Geldstrafe zahlen und verlor die Gerichtsbarkeit. Nach Holstein kehrte er nie wieder zurück. Er starb im selben Jahr am Rhein.

Zur Strandseenlandschaft  

Auf geradem Weg geht es unter Kastanien über das Gut. Die Hofanlage ist auf den Ruinen einer mittelalterlichen Wasserburg errichtet. Es heißt, der Seeräuber Klaus Störtebeker habe hier einige Zeit in einem runden Turm gelebt. Tatsächliche Belege gibt es dafür nicht. Am Gutshaus wenden Wanderer sich wieder der hellen Seite des Lebens zu. Es geht rechts und an der nächsten Möglichkeit links. Der Weg führt durch die Felder mit herrlichem Ostseeblick zum  Naturschutzgebiet Strandseenlandschaft bei Schmoel. Ein dicht eingewachsener Pfad umrundet die kleine Wildnis. Seit in den 1990er-Jahren ein knapper Kilometer Deich abgetragen wurde, zeigt die Küste hier wieder ihre ursprüngliche Natur. Strandwall und Lagunen haben sich zu einem wichtigen Lebensraum für verschiedene Vogel- und Entenarten entwickelt. Wo der Pfad erneut auf den Strand trifft, können Durstige oder Hungrige einen kurzen Abstecher zum Schönberger Strand unternehmen. Etwa einen Kilometer den Deich hinunter befinden sich die kultigen Hütten von Fischer Kruse. Zur Hochsaison herrscht hier ordentlicher Trubel, in der kälteren Jahreszeit ist allerdings nicht verlässlich geöffnet. Dann heißt es noch einige Schritte weitergehen: Im historischen Café Omas Kaffeestuuv etwa wird man ganzjährig verwöhnt. Gestärkt geht es dann zurück zum Ausgangspunkt – dieses Mal an der Wasserkante entlang. Am Strand ist der Weg beschwerlicher, dafür aber auch viel kürzer. Von den Strandseen sind es gerade einmal 3,5 Kilometer bis zum Parkplatz in Hohenfelde.

Touren-Charakter

Küstenwanderung auf zumeist gut befestigten Wegen. Die Strandkilometer gehen wie immer etwas mehr in die Beine.

Ausgangspunkt

Strandparkplatz Hohenfelde

Endpunkt

Strandparkplatz Hohenfelde

Hexenstein Schmoel

An historischer Stelle erinnert seit ein paar Jahren ein Denkmal aus aufgeschichteten Tonziegeln an die Hexenverbrennungen. Das Werk des Künstlers Jan Koberstein ist vom Gut aus über die Allee in Richtung Landstraße nach etwa 750m schnell erreicht.

Hinweis

Vogelfreunde sollten ihr Fernglas nicht vergessen.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.