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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Schleswig-Holstein: Die ganz große Amrumrunde

Anspruch:
schwer
Dauer:
07:30 Std.
Länge:
31 km
Aufstieg:
26 m
Abstieg:
25 m

Gonger, Gräber und Gespenster. Die kleinste Nordfriesin gilt vielen auch als die prächtigste. Aber sie hat auch eine andere, düstere Seite. Unzählige Spukgeschichten wabern durch die weiten Dünentäler. Und selbst die wahren Erzählungen sind schwer zu fassen. So wie auch Amrums Schönheit unfassbar ist.

Beschreibung

Nebel voraus  

Auf Amrum ist das Leben leicht. Direkt am Fähranleger in Wittdün beginnt ein Promenadenweg an der Ost- also der Wattseite der Insel. Er geht bald in einen sandigen Pfad über. Spätestens wenn hinter Steenodde Vogelschwärme über das Kliff ziehen, kann man sich vorstellen, welches Heimweh Hark Olufs plagte. Der mythische Inselheld und Seefahrer wurde 1724 von Sklavenhändlern nach Algier verschleppt und kam erst elf Jahre und viele Abenteuer später nach Amrum zurück. Olufs liegt auf dem Friedhof von  St. Clemens in Nebel begraben. Das Friesendorf par exellence ist nach rund vier Kilometern erreicht. Für die Inschriften der »sprechenden Grabsteine« sollte man sich ein wenig Zeit nehmen. Über 150 Lebensgeschichten sind auf ihnen verewigt.

Föhr im Blick  

Zurück auf dem Wanderpfad geht es dicht am Wattenmeer durch ein Naturschutzgebiet Richtung  Norddorf. Dort leitet der Teerdeich direkt zur Odde, einem Dünengürtel, auf dem strengstes Betretungsverbot herrscht. Dass Wanderer den Brut- und Rastplätzen der Vögel bei der Insel-Umrundung nicht zu nahekommen, regelt ein Zaun. Weil er so dicht an der Küstenlinie steht, muss man bei Flut mit nassen Füßen rechnen. Das ist beinahe so abenteuerlich wie die Wattwanderung nach Föhr, die ebenfalls hier startet. Für normal gewachsene Menschen, ist es kein Problem, den Priel zu durchwaten, der zwischen den Inseln verläuft. Zwerge, auch Onerbäänke genannt, müssen dagegen per Boot pendeln. Drüben in Utersum, das man von hier aus sehen kann, gelangte dadurch ein Fährmann zu großem Reichtum. In einer stürmischen Nacht setzte er ganze Horden der kleinen Gesellen über. Dafür waren mehrere Touren nötig. Bei jeder verließen seine Passagiere in Amrum angekommen ohne ein Wörtchen des Dankes schleunigst das Boot. Das machte den Fährmann missmutig auf die Dauer. Als er dann endlich nach Hause kam, stieß er sich auch noch den Fuß an einem harten Gegenstand. Er war aber schnell besänftigt, als sich der Gegenstand als sein Hut entpuppte, prall gefüllt mit Goldstücken. Der Lohn der Onerbäänke reichte ihm bis zu seinem Lebensende. Apropos Ende: ein kiesbedeckter Landstreifen markiert die  Nordspitze von Amrum.

Sylt vor den Augen  

Die Amrumer behaupten, Onerbäänke hätte es ursprünglich nur auf Föhr und Sylt gegeben. Die Insel der Schönen und Reichen scheint beim Rückweg auf der Brandungsseite gar nicht so weit entfernt, der Leuchtturm von Hörnum ist deutlich auszumachen. Einer alten Sage nach lag die Nachbarinsel früher noch viel näher. Amrum sei damals größer gewesen, heißt es, und von Sylt nur durch einen schmalen Strom getrennt. Ein Pferdekopf diente als Trittstein und es brauchte nicht mehr als einen Doppelschritt von einer Insel zur anderen. Damals gab es auf Amrum noch keine Dünen. Heute ist der Kniepsand eine der größten Sandflächen Europas. Wie es dazu gekommen ist? Das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Über den Kniepsand  

An ihrem langen Weststrand fanden die Amrumer einst einen Leichnam. Sie bestatteten den Mann, wie es Sitte war. Was sie nicht wussten: Es handelte sich um einen Wassermann, den das Meer mit aller Gewalt zurückforderte. Ein Sturm zog auf und wälzte ungeheure Sandberge auf die Insel. Das Toben wollte gar nicht aufhören. Erst als endlich einer auf die richtige Erklärung kam und man den Wassermann wieder ausgrub und der See zurückgab, legte sich das Unwetter. Das Dünengebirge und der Strand aber blieben. Und so kann man heute auf dem schönen festen Kniepsand bis nach Wittdün zurückwandern.

Strecke durch den Wald  

Alternativ lässt sich an der Aussichtsplattform  Himmelsleiter auf einen Dünenlehrpfad wechseln. Auf Bohlenwegen geht es dann zur Aussichtsdüne Siatler, dem höchsten Punkt der Insel. Der Weg nach Wittdün ist ausgeschildert und führt acht Kilometer durch herrlichsten Küstenwald bis zum Wahrzeichen der Insel, dem  Leuchtturm. Falls es nun schon dämmert, heißt es, während der verbliebenen vier Kilometer aufzupassen. Auf den Bohlenwegen im Dünenwandertal könnte man einem Gonger begegnen. Den nordfriesischen Wiedergängern, ertrunkene Seeleute zumeist, darf man nicht die Hand reichen. Sie wird sonst schwarz und fällt ab. Am Schrecklichsten aber ist, dass Gonger einen betrüben, und man ist ja ohnehin ein bisschen wehmütig, wenn die Obere Wandelbahn von Wittdün das baldige Ende dieser Traumtour ankündigt. Auf dem Panoramaweg gelangt man zu schnell zum Ausgangspunkt zurück.

Touren-Charakter

Diese Rundwanderung auf Pfaden, Bohlenstegen, Strand und Waldwegen verlangt Kondition. Aber Amrum muss man einfach mal zur Gänze gesehen haben.

Ausgangspunkt

Wittdün, Fähranleger

Endpunkt

Wittdün, Fähranleger

Naturschutzgebiet Amrum Odde

In den bis zu 40Meter hohen Dünen ganz im Norden der Insel brüten viele gefährdete Seevogelarten. Daher herrscht Betretungsverbot. Die Ausnahme bildet das Vogelwärterhäuschen, zu dem auch eine tolle Aussichtsplattform gehört. Der zubringende Bohlenweg ist nach wenigen Minuten ab dem Fahrradständer erreicht. Zugänglich allerdings nur zu Führungszeiten: www.jordsand.de.

Hinweis

Die Tour kann jederzeit abgekürzt oder abgebrochen werden. Busse verkehren regelmäßig, und die nächste Haltestelle ist nie weit.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.