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Langschläfer
wandern

Wandern Saarland: Grenzblickweg

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:30 Std.
Länge:
13.5 km
Aufstieg:
260 m
Abstieg:
260 m

Tour mit Durchblick - auf Lothringen und aufs Saarland. Landschaftliche Vielseitigkeit erwartet den Wanderer rund um das deutsch-französische Grenzdorf Leidingen. Ein beschauliches Idyll mit hauptsächlich agrarisch genutzter Kulturlandschaft breitet sich aus. Das war nicht immer so ...

Beschreibung

Unser Weg beginnt auf französischem Hoheitsgebiet am Wanderparkplatz des Dörfchens Leidingen. Nach einer Streuobstwiese erhebt sich unmittelbar hinter dem Gästehaus der Gemeinde Heining die graziöse Silhouette der Kirche St. Jeanne d’Arc mit ihren eigentümlichen Spitzbogenfenstern, die zum Weiler Heining-lès-Bouzonville gehört und zwischen 1936 und 1939 errichtet wurde. Unterhalb des Gotteshauses liegt das französische Grenzblickfenster, dessen deutsches Pendant uns kurz vor Ende unserer Tour begegnen wird. Das freistehende, zwischen zwei Mauersäulen befestigte große Fenster ist nur teilweise verglast und bietet, unterbrochen durch seine Struktur, weite Aussicht über die Landschaft hinüber nach Deutschland. Auf einigen Scheiben sind Texte zur Deutsch-Französischen Freundschaft abgedruckt sowie zur wechselvollen Historie des besonderen, oft umkämpften Ortes, an die die beiden Kunstobjekte erinnern sollen.

Zunächst durchqueren wir ein langgestrecktes Waldstück mit hohen alten Bäumen. Wir passieren eine Reihe von alten Grenzsteinen von 1830, die an die Zeiten erinnern, als Schmuggler diesseits und jenseits der Grenze dunkle Geschäfte machten. Die Siedlung Heining an der Rue des Roses im Blick schwenken wir nach rechts und steuern durch einen heimeligen Laubengang aus Sträuchern und Gebüsch direkt auf den Grenzverlauf zu, den wir an der Rue de la Frontière erreichen. Die Straße biegt nach links ab, wir folgen jedoch der Grenze weiter über einen Feldweg stetig bergauf. Walnuss- und Obstbäume flankieren den Weg, von dem aus man Wiesen und Äcker überblickt.

Auf der Höhe westlich des Dorfes Ihn verlassen wir die Grenze und kehren zurück auf französisches Terrain. Spätestens bei dem schwarzen Kreuz, das die Höhe 335 Meter markiert, nehmen wir die traurige Bedeutung dieses Ortes wahr. Das Kreuz erinnert an die Toten eines fatalen Scharmützels zwischen Franzosen und Deutschen, die sich am 14. Mai 1940 auf dieser Hochfläche gegenüberstanden. Die wunderbare Aussicht von den Ruhebänken aus bis fast nach Luxemburg steht in krassem Gegensatz zum Geschehen des Zweiten Weltkriegs. Alles wirkt so friedvoll, dass man sich kaum mehr vorstellen kann, was sich hier abgespielt haben muss.

Froh, im vereinten Europa zu leben, setzen wir unseren Weg über den Höhenzug fort. Entlang des breiten Feldweges zurück zur Grenze begleiten uns einmal mehr prächtige alte Obstbäume. Wir passieren den Grenzverlauf; allmählich geht es wieder bergab. Hinter den üppigen Streuobstwiesen ragt der Kirchturm Ihns in die Höhe. Doch noch steuern wir nicht auf den Ort zu, sondern wenden uns nach links über einen weiteren Wirtschaftsweg zwischen Obstwiesen hindurch und erreichen erneut einen natürlichen Laubengang. Ein Stück begleitet uns die Beschilderung des Ammonitwegs, der sich eingehend mit der Geologie der Region auseinandersetzt und über einen schmalen Pfad abwärts durch ein Wäldchen führt.

Am malerischen Ihner Weiher bietet sich bei der Angelhütte erneut die Möglichkeit einer gepflegten Verschnaufpause. Auf dem hübschen Teich sonnen sich zwei schwarze Schwäne, offenbar wohlwissend um ihre außerordentliche Schönheit. Entlang des Ihner Baches kommen wir ins Dorf, in dem es einige alte Bauernhäuser zu bestaunen gibt. Hinter Ihn geht es bergauf mit Aussichten in Richtung Lothringen. Der Weg beschreibt eine lange Kurve, an deren Ende die historische, in Privatbesitz befindliche Wassermühle Königsmühle steht. Wir queren die Landstraße und lassen den Hubertushof rechts liegen, neugierig beäugt von einigen schwarz-bunten Rindviechern.

Hinter den landwirtschaftlichen Flächen erreichen wir wieder die Grenzstraße, auf der wir das letzte Stück unseres Weges zurücklegen. Am Ortseingang von Leidingen treffen wir auf ein ganz besonderes Phänomen: Auf der linken Seite stehen Autos mit deutschen Kennzeichen, auf der rechten solche mit französischen Autonummern. Die Grenze verläuft genau mittig über die Straße und durch das Dorf. Noch einmal weisen uns die Schilder den Weg nach links bis zur Dorfkirche, der barocken Saalkirche St. Remigius von 1742, die wir umrunden, um erneut vor einem Grenzblickfenster zu stehen. Dieses gewährt uns den Durchblick nach Frankreich. Wie sein Gegenüber weist auch dieses Fenster bedruckte Scheiben auf, hier jedoch in französischer Sprache und saarländischem Dialekt. Noch einmal überqueren wir ganz ohne Kontrollen die Grenze und erreichen nach wenigen Metern unseren Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Überwiegend breite Feldwege sowie einige schmale Pfade und wenige Passagen an Straßen, hügelig, wenig anspruchsvoll

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz am Ortsrand von Leidingen auf französischer Seite, 57320 Heining-lès-Bouzonville

Endpunkt

Wanderparkplatz am Ortsrand von Leidingen auf französischer Seite, 57320 Heining-lès-Bouzonville

Ein Dorf – zwei Nationen

Nähert man sich Leidingen auf dem Weg von Norden her, weht links die deutsche Fahne und rechts die Trikolore. Hier als Neutrale Straße gekennzeichnet, prangt dort das Schild Rue de la Frontière an der französischen Hauswand. Seit der preußisch-französischen Grenzkonvention von 1829 haben sich die Bewohner mit der Grenze mitten durchs Dorf arrangiert.

Einkehr

Eine urige Dorfgaststätte mit typischem Kneipenflair ist der Saustall an der Weingartstraße im Örtchen Rammelfangen.

Lieblingsplatz

In der ehemaligen Benediktinerabtei Bouzonville in Leidingen betreibt die Destillerie David seit 2006 eine Brennerei für erlesene Obstbrände aus den Erträgen umliegender Streuobstwiesen. Besondere Auszeichnungen errangen Mirabellen- und Erntepflaumenbrand, aber auch der Nuss-Genuss, ein Likör aus grünen Walnüssen, ist eine echte Versuchung.

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Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.