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Bergwandern
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Wandern Pfaffenwinkel: Auf den Schnalzberg

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
9 km
Aufstieg:
300 m
Abstieg:
300 m

Ammerschlucht und ein Aussichtsberg. Kaum jemand kennt diesen unscheinbaren Moränenhügel bei Peiting. Umso mehr verblüfft vom Gipfelkreuz die wunderbare Aussicht auf die Berge. Zusammen mit dem steilen Anstieg durch die Ammerschlucht machen wir hier schon eine richtige Bergtour!

Beschreibung

Unsere Wanderung beginnt nahe des Marktes Peiting, einem Ort mit langer Geschichte. Funde vorchristlicher Besiedlung führen über die Römer und Kelten bis zur ersten urkundlichen Erwähnung 1055, als Herzöge aus dem Geschlecht der Welfen die »Neue Welfenburg« bei Peiting errichteten. Von ihr ist nichts mehr erhalten. Ein Erdbeben 1348 ließ Teile der Burg einstürzen und die Schweden gaben ihr später im Dreißigjährigen Krieg den Rest. Übrig geblieben sind nur ein paar Wälle und Gräben im Wald nordwestlich des heutigen Peiting auf dem Schlossberg.

1438 bekam Peiting das Marktrecht durch Herzog Ernst von

Bayern, der damit einen Gegenpol zur Stadt Schongau an der Westseite des Lechs schaffen wollte. Wahrscheinlich hätte sich

der Markt genauso entwickelt wie viele andere auch, wenn

nicht 1580 in seinem Gebiet

Pechkohle entdeckt worden wäre.

Wir starten vom Wanderparkplatz am Ende der Schnalzbergstraße, folgen dem Weg zum Kalkofensteg und passieren zuerst einen Waldkindergarten. Auf der rechten Seite begleitet uns ein kleiner Damm. Er begrenzt die Absetzteiche des ehemaligen Bergwerks Peiting, eine weite Fläche, die inzwischen rekultiviert worden ist. Dem Damm folgt eine offene Wiese; dort führt der Weg steil abwärts zum Fluss. Wir treffen auf ein kleines Wasserrad, das ein Hammerwerk antreibt. Ein nettes Spielzeug, das recht gut zeigt, wie früher ein Hammerwerk und eine Sägemühle funktionierten.An der Abzweigung zum Ammerschluchtweg nach Rottenbuch gehen wir zuerst für einen Abstecher nach rechts. Nach wenigen Schritten sind wir an einer Stelle, an der das kalkhaltige Wasser auf breiter Fläche aus dem Berg quillt. Dabei entsteht Tuff, und zwar gar nicht so langsam, wie man sich das bei geologischen Prozessen eigentlich vorstellt. Wieder an der Abzweigung, wandern wir dann weiter abwärts, schauen nochmals auf eine Stelle, an der sich der Tuff in kleinen Terrassen ablagert, und kommen zum Kalkofensteg. Die Brücke ist nach den Kalköfen benannt, die nahe am Flussbett standen. Die Bauern der Umgebung sammelten aus der Ammer Kalksteine und brannten sie zu Kalk – eine lange und mühselige Arbeit, denn der Brennvorgang dauerte oft mehrere Tage und verschlang viel Holz. Trotzdem lohnte sich der Aufwand, denn der sehr reine weiße Kalk wurde gerne im Kirchenbau verwendet, und von denen gibt es in dieser Gegend, die auch Pfaffenwinkel genannt wird, besonders viele.

Wir überqueren nun die Ammer, die fast das ganze Jahr über recht harmlos aussieht, aber während der Schneeschmelze zu einem gefährlich reißenden Fluss werden kann. Der Weg führt nach dem Steg kurz nach rechts und biegt dann links in den Auwald hinein ab.

Wir überqueren den alten Triftkanal und steigen nun den Pfadspuren folgend aufwärts. An einer Stelle ist der Weg abgerutscht – ein neu gebauter Steig führt uns daran vorbei und dann zu einem breiteren Waldweg, dem wir nach links aufwärts folgen. Er mündet in einen kleinen ebenen Platz, von dem mehrere Pfade abzweigen. Wir nehmen den steilen Pfad mit den vielen Stufen und kommen an eine Stelle, an denen drei Wegweiser die Orientierung erleichtern. (Hierher werden wir später aus der Richtung Leithen–Böbing wieder zurückkommen.) Wir folgen der Beschilderung Richtung Schnalzberggipfel und mühen uns über viele Stufen aufwärts. Endlich hören die Stufen auf und wir stehen an der Hangkante zur Ammerschlucht.

Hier öffnet sich der Wald, und wir blicken Richtung Norden auf Peiting und gen Westen auf die vielen Dörfer des Allgäus; zwei Bänke unter einem Bergkreuz laden zur Schaurast ein. Diese Stelle hier oben heißt »Aussichtspunkt Peiting« und wird oft mit dem Schnalzberggipfel verwechselt. Dort wollen wir heute aber auch noch hinauf, und so lassen wir uns vom Wegweiser »Schnalzberggipfel« und der weiß-rot-weißen Markierung zu einer Forststraße leiten. Wir folgen dieser nun stets oben am Bergrücken und lassen dabei die zahlreichen Abzweigungen außer Acht, die alle abwärtsführen. Die Straße endet an einer großen Bergwiese, auf der wir das Gipfelkreuz bereits vor uns sehen. An der Hangkante entlang kommen wir zu einer Tafel, die uns das Gebirgspanorama erklärt – der Reigen beginnt im Osten mit den Bergen des Isarwinkels und endet mit den Tannheimer Bergen und den Gipfeln des Allgäus. Das Gipfelkreuz steht nur wenige Meter oberhalb am höchsten Punkt des Berges, wo auch unser Rückweg beginnt.

Wir folgen in nördlicher Richtung hangabwärts der Buschreihe und biegen an ihrem Ende rechts auf eine große Wiese ab, die wir den Fußspuren folgend überqueren und uns dabei leicht nach links halten. Am Waldrand beginnt ein breiterer Weg, der an einem Heuschober vorbei in einer weiten Rechtskurve ins Tal führt. Vom Waldrand aus blicken wir auf eine Landschaft aus Wiesen und Büschen und auf den Weiler Leiten, dessen Namen wir schon auf dem Wegweiser gelesen haben. An der ersten Möglichkeit biegen wir nach links ab. Die Feldstraße wird zu einer Forststraße, der wir, die vielen Abzweigungen links und rechts ignorierend, folgen. Ganz am Schluss wird die Straße zu einem schmalen Pfad, und gleich darauf haben wir die Stelle mit den Wegweisern erreicht, die wir schon vom Aufstieg her kennen. Jetzt kehren wir auf dem bekannten Weg wieder zu unserem Ausgangspunkt an der Schnalzstraße zurück.

Touren-Charakter

Eine Wanderung sowohl auf breiten Waldstraßen als auch auf schmalen steilen Wanderwegen, die durch viele Treppen gangbar gemacht sind. An einigen Stellen ist Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit erforderlich.

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Schnalzbergstraße bei Peiting

Endpunkt

Wanderparkplatz Schnalzbergstraße bei Peiting

Peitinger Kohlebergbau

Bis zum Ersten Weltkrieg wurde die Pechkohle in kleinen Mengen fast handwerklich abgebaut und vor allem zum Heizen der Häuser verwendet. Ab 1922 setzte der industrielle Abbau ein; Peiting wurde zum Industrieort mit fast 1000 Beschäftigten im Bergbau (1957). Als die hohen Abbaukosten zu teuer wurden, stellte man bereits 1968 den Kohleabbau ein.

Einkehr

Unterwegs keine, in Peiting zahlreiche Gaststätten. Für uns am günstigsten liegt der Gasthof Zechenschenke, den wir erreichen, wenn wir die August-Moralt-Straße gerade bis zum Ende weiterfahren und dann kurz links abbiegen. Aus der ehemaligen Bergwerkskantine ist eine gemütliche Einkehr entstanden.

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