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Zeit zum Wandern
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Wandern Norwegen: Zum Wasserfall Vettisfossen

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:45 Std.
Länge:
15 km
Aufstieg:
410 m
Abstieg:
410 m

Im wilden, steilen Tal der Wasserfälle Utladalen befindet sich derzeit Norwegens höchster, frei fallender Wasserfall. Der Vettisfossen mit 275 m Fallhöhe ist von Wasserregulierungen zur Stromgewinnung verschont geblieben. Diese leichte Tour bietet zudem anspruchsvolle Varianten.

Das wilde, schroffe Tal Utladalen nordöstlich von Vetti Gårdwandern, leicht
Das wilde, schroffe Tal Utladalen nordöstlich von Vetti Gård© Martin Dietrichs
Beschreibung

Der Wegverlauf

Am östlichsten Ausläufer des über 200 Kilometer langen Sognefjords befindet sich der Ort Årdalstangen. Hier mündet, zunächst im See Årdalsvatnet, ein Teil der Wässer aus dem Gebirge Jotunheimen. Die zahleichen Wasserfälle und damit einhergehenden Wasserkraftwerke sowie die Anbindung zum nahen, schiffbaren Fjord haben Øvre Årdal die Standortgunst für die Aluminiumproduktion beschert. Das schroffe Tal Utladalen, nordöstlich von Øvre Årdal, profitierte jedoch, wie andere Orte in Norwegen auch, schon vor über 100 Jahren vom Wasserfall-Tourismus.

Am Parkplatz Hjelle , vor der Brücke über den Nebenfluss Hjelledøla, beginnen wir diese Tour auf einem geschotterten, leicht begehbaren Fahrweg das Tal Utladalen hinauf. Von der Brücke blicken wir bereits auf den ersten Wasserfall Hjellefossen in diesem Tal. Vorbei am Hof Hjelle wo damals wie heute Pferdekutschen starten und Touristen die sechs Kilometer bis zum Hof Vetti transportieren. Alternativ kann man diesen guten Fahrweg, von den Anliegern in den 1970er-Jahren in Eigenleistung ausgebaut, auch mit dem Fahrrad zurücklegen, wenn man keine Steigungen scheut.

Nach dem Hof Hjelle passieren wir über eine Brücke den rauschenden Hauptfluss Utla, dessen Wassereinzugsgebiet im Jotunheimen bis südlich Leirvassbu reicht. Der Utla im Tal folgend, passieren wir im weiteren Verlauf drei weitere Brücken und wechseln dadurch mehrmals die Talseite. Nach der zweiten Brücke fällt unser Blick auf den Wasserfall Avdalsfossen  (0:30 Std.) auf der nordwestlichen Talseite. Seine Fallhöhe beträgt 173 Meter, und die Gischt erreicht uns sogar auf der gegenüberliegenden Talseite. An der dritten Brücke gelangen wir an einen Abzweig nach Avdal zur privat bewirtschafteten Berghütte Avdalen Gård.

Wir folgen weiter dem sanft ansteigenden Flusstalweg, überqueren eine vierte Brücke und passieren in einem längeren, steileren Anstieg zwei Höfe und haben Aussicht auf weitere Wasserstränge am gegenüberliegenden Talhang. Schließlich gelangen wir zum ebenfalls privat bewirtschafteten Berghof Vetti Gård  (1:30 Std.) (siehe Tipp), der seit mehr als 100 Jahren Touristen beherbergt. Gleich oberhalb des Hofes endet der Fahrweg, und wir gelangen an eine Wanderweggabelung. Der Pfad nach Osten ist eine anspruchsvolle Alternative mit schönem Ausblick auf das Utladalen mit den langen, weißen Bachsträngen am steilen Talhang.

Der markierte Pfad führt einen sehr steilen und mit Drahtseilen gesichterten Felshang 300 Höhenmeter hinauf und erreicht nach etwa anderthalb Kilometer das sumpfige Plateau Vettismorki und den Abzweig zur Fallkante des Wasserfalls auf ca. 660 Meter.

Vom Fluss Morka-Koldedøla, der den Vettisfossen speist, sind es dann weitere anderthalb Kilometer bis zu der privaten Selbstversorger-Hütte Ingjerdbu (siehe Tipp), in der übernachtet werden kann. Von hier lässt sich eine aussichts- und erlebnisreiche Mehrtagestour auf markierten Bergpfaden ins Jotunheimen (Anschluss an Tour 21) oder südlich durch das Bergtal Morkaskaret und anschließend westlich hinunter im Hjelledalen zurück nach Hjelle/Utladalen Camping unternehmen.

Zum Vettisfossen gehen wir allerdings den Pfad nördlich hinunter in das Flusstal der Utla. An einer weiteren Brücke befindet sich derAbzweig Stølsmaradalen  (1:45 Std.), ein Bergpfad zu einer DNT-Selbstversorgerhütte. Wir bleiben jedoch auf dem Pfad im Flusstal nordostwärts zum Vettisfossen. Der allgemein gute Pfad schlängelt sich im weiteren Verlauf jedoch über Geröll zunächst zum Auslauf des Flusses Morka-Koldedøla und anschließend diesem Fluss südostwärts folgend, zur Wasserfallschlucht des Vettisfossen  (2:15 Std.). Auf den ersten Blick sieht dieser Wasserfall gar nicht nach 275 Meter Fallhöhe aus. Bei der Verfolgung der Höhenlinien auf topografischen Karten gewinnt man ebenfalls den Eindruck, dass die allgemein publizierte und danach immer wieder abgeschriebene Fallhöhe möglicherweise ca. 100 Meter zu viel beträgt. Vielleicht erging es dem Vettisfossen ähnlich wie dem Rjukanfossen in Rjukan, der um 1810 als welthöchster Wasserfall galt und dadurch die ersten Touristen anlockte. Später stellte sich heraus, dass seine Fallhöhe lediglich 104 Meter betrug. Vielleicht hat der Vettisfossen eine ähnliche Geschichte, die heute in Vergessenheit geraten ist. Unabhängig von der korrekten Fallhöhe, lohnt es sich in jedem Fall, diese Naturgewalten zu bestaunen und seine Erfrischung zu erleben!

Zurück gehen wir den gleichen Weg nach Hjelle zum Parkplatz  (3:45 Std.).

Region

Ausgangspunkt

Parkplatz Hofsiedlung Hjelle, ca. 8 km von Øvre Årdal (Rv 53) entfernt

Wegbeschaffenheit

Beschilderter und markierter Wanderweg auf Fahrweg, später Pfad am Fluss

Freud & Leid

Früher Vogel fängt den Wurm. Was für viele Wanderungen in Norwegen gilt, trifft hier eher nicht zu. Der Vettisfossen ergießt sich von Südosten in das Tal – wer also vor dem Nachmittag am Wasserfall ankommt und ihn fotografieren möchte, wird gegen das Licht blicken. Die schönsten Aufnahmen gelingen daher am frühen Nachmittag oder am Abend.

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In 40 Wanderungen erschließt dieser Wanderband das Land der Fjorde, empfiehlt leichte, mittlere und schwierige Routen, gibt viele hilfreiche Autorentipps
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.