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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Norwegen: Zum geografischen Mittelpunkt Norwegens

Anspruch:
leicht
Dauer:
06:00 Std.
Länge:
20 km
Aufstieg:
250 m
Abstieg:
250 m

Mitten im Zentrum von Norwegen, abseits der Fjorde und Küsten, wandert man durch eine ruhige Landschaft zum geografischen Zentrum des Landes, und das auf einer Tour, die nur Kondition wegen der Länge erfordert, aber sonst angenehm eben verläuft.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Halb rechts nehmen wir beim Parkplatz einen breiten Weg, der in den Wald hinein verläuft. Er steigt kurz an, wobei man relativ schnell eine Art Hochebene erreicht. Von nun bleibt der Weg überwiegend flach und führt an zahlreichen kleinen Seen vorbei, die Namen tragen wie Klastjønna, Vintertjønna oder Sottjønnin. Dabei sind die meisten der Seen nur kleine Tümpel, selten ist ihr Durchmesser größer als 20–30 Meter. Sind sie größer, dann meist nur in eine Richtung, und zwar in Ost-West-Ausdehnung.

Es dauert gar nicht allzu lange, bis der Waldweg von einem Holzbohlenpfad abgelöst wird. Von nun an heißt es, durchgehend auf Holz zu laufen und dem Weg zu folgen. Kein Wunder, da die Feuchtigkeit in der Region sich nicht nur auf die Seen beschränkt, sondern das gesamte Umfeld des geografischen Mittelpunkts eine Sumpflandschaft ist. Ohne Holzbohlen kämen wir hier gar nicht vorwärts. Ein Verlaufen ist unter diesen Umständen praktisch nicht möglich. Es gibt nur hin und wieder Abzweigungen zu vereinzelten Ferienhäusern, die man in der weiten Landschaft gar nicht sieht. Aber an eben diesen Abzweigen stehen entweder Hausnummern – was angesichts der Tatsache, dass man sich eigentlich mitten in der Wildnis befindet, schon seltsam anmutet – oder eben der Hinweis auf den »Geografiske Midtpunkt Norge«.

Wer bei der Anreise und Vorbereitung genau aufgepasst bzw. auf die Landkarte geschaut hat, wird sich wundern, wieso sich ausgerechnet hier der geografische Mittelpunkt Norwegens befindet. Immerhin ist der Ausgangspunkt der Wanderung keine 30 Kilometer von der schwedischen Grenze entfernt, der Mittelpunkt selbst sogar weniger als 20 Kilometer. Dagegen ist der offene Atlantik rund 100 Kilometer weit weg, und auch in Nord-Süd-

Ausdehnung scheint der Mittelpunkt nicht richtig zu liegen – bis Kirkenes sind es immerhin 1000 Kilometer, während es nach Kristiansand im Süden keine 700 Kilometer Luftlinie sind. Das Problem bei geografischen Mittelpunkten sind die unterschiedlichen Berechnungsarten. Im Falle Norwegens muss man sich die Frage stellen, ob man einfach nur die vier äußersten Punkte des Landes miteinander verbindet und einen Schnittpunkt findet oder ob man z. B. auch die Inselgruppe Spitzbergen mit in die Berechnung einbezieht. Die gängigste Variante ist die klassische, nämlich den Umriss eines Landes aufzuzeichnen und auszuschneiden. Die Karte wird dann so lange auf einer Nadel balanciert, bis sie in der Waage bleibt – in Zeiten von GPS und millimetergenauer Satellitenvermessung natürlich eine ungenaue Berechnungsmethode, die aber oft genug noch angewendet wird. So kommt es in aller Regel dazu, dass ein Staat mehrere geografische Mittelpunkte mit einem Denkmal markiert. In Deutschland sind es übrigens drei verschiedene.

Und während wir uns Gedanken über die Vermessungen der Welt gemacht haben, die man übrigens in Hammerfest fortführen könnte (Stichwort »Meridiansäule« des Weltkulturerbes Struve-Bogen), wandern wir durch die ruhige und abgeschiedene Landschaft der Provinz Nord-Trøndelag, wo gerade einmal sechs Einwohner auf einem Quadratkilometer leben. Zieht man die Menschen ab, die in den vier größten Städten der Provinz, Steinkjer, Stjørdal, Levanger und Namsos, wohnen, dann sind es sogar weniger als drei Personen pro Quadratkilometer, was in etwa der Bevölkerungsdichte der Mongolei entspricht.

Nach etwas weniger als zehn Kilometern haben wir schließlich die Markierung für den geografischen Mittelpunkt (3:00 Std.) erreicht, wo wir uns in das Gästebuch eintragen können.

Nach einer erholsamen Pause geht es auf gleichem Wege wieder zurück zum Parkplatz (6:00 Std.).

Übernachten am geografischen Mittelpunkt

Wer diese ruhige Landschaft nicht gleich wieder verlassen will, der sollte sich in Steinkjer mit der Tourist-Information in Verbindung setzen und nach einer Übernachtungshütte rund um den Mittelpunkt fragen. Viele der Abzweige führen genau zu solch ruhigen Urlaubsorten.

Region

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz an der Fv 266 östlich vom Lustadvatnet-See, rund 40 km östlich von Steinkjer. GPS-Koordinaten: 64.004715, 12.156210

Endpunkt

Wanderparkplatz an der Fv 266 östlich vom Lustadvatnet-See, rund 40 km östlich von Steinkjer. GPS-Koordinaten: 64.004715, 12.156210

Wegbeschaffenheit

Fast durchgehender Wanderweg auf schmalen Holzbohlen

Freud & Leid

Das muss man schon mögen: eine Wanderung, die kaum Aussichten verspricht, weil sie nicht in die Höhe führt, und fast 10 km Holzbohlen, auf denen man nur hintereinander wandern kann. Es gibt Leute, die wie hypnotisiert auf die Wanderstiefel des Vordermanns schauen und dabei während der Wanderung einschlafen ...

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In 40 Wanderungen erschließt dieser Wanderband das Land der Fjorde, empfiehlt leichte, mittlere und schwierige Routen, gibt viele hilfreiche Autorentipps
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.