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Zeit zum Wandern
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Wandern Norwegen: Sju Søstre: zum Kvasstinden

Anspruch:
schwer
Dauer:
04:30 Std.
Länge:
7 km
Aufstieg:
1000 m
Abstieg:
1000 m

Über die Bergkette Sju Søstre (dt. Sieben Schwestern) findet jährlich ein Berg­lauf über alle steilen Gipfelgrate statt. Auf dieser luftigen Klettertour, die Schwindelfreiheit erfordert, begnügen wir uns mit einen Grat, jedoch mit der Option, weitere Grate als Alternative zu haben.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Die sehr spezielle Küstenlandschaft Helgeland mit dem Berg Torghatten (s.a. Tour 32), der flach abgesetzten Insellandschaft sowie den scharfen, nebeneinandergereihten Berggraten Sju/Syv Søstre mit mehr als 1000 Höhenmetern oberhalb der Strandflate hat die Fantasie der hier lebenden Menschen seit jeher angeregt. So erzählen alte Sagen, dass es sich bei den Berggraten mit den Namen Stor­tinden (auch Breidtinden genannt, 910 m), Kvasstinden (1010 m), Tvillingan (945 m und 980 m), Skjæringen (1037 m), Grytfoten (1019 m) und Bottenkrona (1072 m) um sieben Schwestern handelte, die sich hier auf der Flucht vor dem Pferdemann (norw. Hestmannen) erschöpft niederließen und mit den aufkommenden Sonnenstrahlen versteinerten. Der Pferdemann war der ungehorsame Sohn des Königs Suli im Osten Skandinaviens, und die, insgesamt acht, Schwestern die wilden Töchter des Königs Vågå auf den Lofoten. Bei Mondschein gingen die acht Schwestern unerlaubt an die Strandflate zum Tanzen und Baden, was der Pferdemann bemerkte und beobachtete. Seine Begierde für die Älteste der Schwestern, Lekamøya, wurde geweckt, und er entschloss sich, sie zu rauben. Die acht Schwestern bemerkten den Reiter auf seinem Mitternachtsritt in der Ferne und ergriffen die Flucht nach Süden. Erschöpft ließen sich die sieben jüngeren Schwestern hier auf der Insel Alsten nieder, während Lekamøya es schaffte, über den Velfjord bei Brønnøy zu springen und zu entkommen. Der Pferdemann, noch am Polarkreis, ist außer sich und will in seinem Wahn mit Pfeil und Bogen schießen. Die Trolle auf den angrenzenden Bergen schauen dem Treiben gespannt zu, und der Trollkönig vom Skarsfjell entschließt sich, dem abgeschossenen Pfeil des Pferdemannes seinen Hut entgegenzuwerfen. Der Pfeil durchschießt den Hut (norw. hatten), und er fällt bei Torget südlich Brønnøysund zu Boden (Torghatten). Der Pfeil wird dabei abgelenkt und landet bei Vikna im Meer, währenddessen es Lekamøya mit einem letzten gewaltigen Sprung bis zur Insel Leka im Süden von Helgeland schafft. Niemand gelangt nach Hause, und mit dem aufkommenden Morgengrauen verwandelte sich alles zu Stein, so auch der Pferdemann auf der Insel Hestmona/Hestmannøy, südlich des Polarkreises.

Vom Parkplatz Søvik mit einer Informationstafel starten wir diese Wandertour südostwärts zum steilen Kvasstinden, der nur geübten, schwindelfreien Bergwanderern mit Klettererfahrungen zuzumuten ist. Von der nachfolgenden Route zweigen weitere alternative Pfade zum Stortinden und zu dem Zwillingsberg Tvillingene ab – jede dieser Routen ist am Ende zum Gipfel jedoch sehr steil. Eine leichtere Strecke zum südlichen und gerundeten Berg Stortinden beginnt an der Straße Rv 17 bei Alstahaug, südlich von Søvika. Alle Routen sind jedoch nur bei gutem, trockenem Wetter sicher zu begehen!

Der Pfad führt anfangs durch einen lichten Birkenwald und mit einer Bachüberquerung zum Fuß dieser Bergkette. Parallel zu einem weiteren Bach, Helknaelva/Hertenelva (0:20 Std.), der oben im ehemaligen Gletscherkar zwischen Kvasstiden und Stortinden entspringt, windet sich der Steig auf der Nordostseite des Baches meist am sehr steilen, blanken Granitfelshang nach oben. Der Fels ist bei Trockenheit mit guter Wanderstiefelsohle griffig. Unsere Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie ein erster Einsatz der Hände werden bereits auf dem vor uns liegenden, ersten langen Einstieg getestet. Der Ausblick auf die Strandflate mit den vielen Zehntausenden Inseln, die aussehen wie schwimmende Meeresschildkröten, ist schon von halber Bergeshöhe aus fantastisch. Je näher wir zum oberen Kartal gelangen, desto mehr flacht der Bergpfad ab und wird wieder angenehm gangbar. Im oberen Tal erreichen wir den Abzweig zum Stortinden (1:15 Std.) sowie wenig später auf dieser Alternativroute dem ausgehöhlten Kartal südostwärts folgend, den Abzweig am Helknavatnet zu den Tvillingene.

Vom Helknavatnet verläuft die Route südwestwärts sehr steil hinauf zum Stortinden und nordostwärts über den Grat Litlmarkholten (899 m), zum Schluss ebenfalls sehr steil, hinauf zu den Tvillingene. Wir setzen unsere Route zum Kvasstinden fort und folgen den roten Markierungen nordöstlich in die allmählich extrem steil werdende Felsblockwand. Hier sind ruhige Nerven und Können gefragt. Es folgt eine etwas leichtere Passage unterhalb des Bergrückens nach Norden. Auf dem Bergrücken steigen wir südostwärts nochmals extrem steil den Felsblockgrat bis zum Gipfel Kvasstinden (2:30 Std.). Geschafft! Der Blick über diese wundervolle Küstenlandschaft ist jetzt einfach überwältigend schön. Nach Süden sehen wir den Torghatten, nach Westen die Inseln Herøy und nach Norden Dønna sowie natürlich die anderen »Schwestern« des Höhenzugs. Nach einem kurzen Aufenthalt am zugigen Gipfel geht es wieder – voll konzentriert – die gleiche Route hinunter, und an einer windgeschützen Felsstelle mit Aussicht legen wir nochmals eine Rast ein. Nach der Pause steigen wir endgültig wieder hinunter zum Parkplatz Søvik (4:30 Std.).

Region

Ausgangspunkt

Parkplatz De Syv Søstre am Fv 138, ca. 2 km nordöstlich Søvika (Rv 17)

Wegbeschaffenheit

Markierter Gebirgskletterpfad z.T. auf blankem Fels, zum Gipfel Steinblöcke

Freud & Leid

1000 Hm sollten nicht unterschätzt werden, schon gar nicht in Küstennähe. Denn auf Meeresniveau mag es angenehm warm sein, doch das ändert sich weiter oben unter Garantie. Hier ist also die Mitnahme von entsprechender Kleidung und Regenschutz besonders ratsam.

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In 40 Wanderungen erschließt dieser Wanderband das Land der Fjorde, empfiehlt leichte, mittlere und schwierige Routen, gibt viele hilfreiche Autorentipps
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
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