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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Norwegen: Flößergeschichte am Rauacanyon

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:30 Std.
Länge:
13.5 km
Aufstieg:
430 m
Abstieg:
430 m

Sehenswerte Kulturgeschichte, wilde Natur und märchenhafte Landschaft erwarten uns in diesem Teil der Telemark auf der spannenden, touristisch unbekannten, auch für Familien geeigneten Tour. Am Ufer des 35 km langen, fjordähnlichen Sees Tinnsjå entdecken wir die Strandbucht Sandvika.

Auf dem Pfad oberhalb des Tinnsjå zur Bucht Sandvika (links)wandern, mittel
Auf dem Pfad oberhalb des Tinnsjå zur Bucht Sandvika (links)© Martin Dietrichs
Beschreibung

Der Wegverlauf

Vom Parkplatz Dammen  am Flößerdenkmal (norw. Fløytningsminne) starten wir und gehen den beschilderten und markierten Pfad durch jungen Laubwald hinunter bis zur Pfadkreuzung. Statt zum alten handbearbeiteten Staudamm Dammen nach links zu gehen, setzen wir unsere Route nach rechts zum Rauatunnelen, Rauatangen und Sandvika fort. Wenige Meter weiter gelangen wir an einem recht glatten Fels zu einem Bachlauf, der je nach Regenmenge der vorherigen Tage unterschiedlich viel Wasser führt. Diesen überqueren wir vorsichtig an geeigneter Stelle.

Danach folgen wir dem Flusslauf der Raua, an deren Ufer die Nagespuren der Biber an den Birken schön zu sehen sind. An einer weiteren Weggabelung gehen wir links weiter am Fluss entlang. Schon bald bewegen wir uns auf einem befestigten Steinufer mit Handlauf und sehen weitere Steinwälle und Konstruktionen im Fluss aus der Flößerzeit vor uns. Das Rauschen wird lauter, und links neben uns strömt ein Teil des Flusswassers zunächst durch einen künstlichen Kanal, dann den Tunnel Rauatunnelen  (0:20 Std.) hinunter.

Weiter oben auf der mit Geländer versehenen Aussichtsstelle können wir auf den kräftigen Wasserfall Rauafossen blicken. Bereits am Parkplatz und hier am Standort sind mehrere Schautafeln auf Norwegisch angebracht und erzählen von der Flößerei, die hier vom Mittelalter bis Ende der 1960er-Jahre betrieben wurde. Da der Wasserfall die Baumstämme oft zerbrach, baute man parallel zum herabstürzenden Wasser zunächst eine Holzrinne. Den Felsdurchbruch für die damalige Rinne können wir noch heute sehen. Da diese Holzrinne jedoch im Lauf vieler Jahrzehnte ständig erneuert werden musste, trieb man mittels des zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgekommenen Dynamits parallel zum Wasserfall einen Tunnel durch den Berg. Der Tunnelauslauf sowie der 42 Meter lange Wasserfall können auf einer geführten Tour, mit weiteren Erzählungen (siehe Tipp), auf unmarkiertem Weg hinunter in die sehr steile Schlucht besichtigt werden.

Wir setzen unseren Weg von der Aussichtsstelle nach oben fort und gelangen nach ca. 100 Metern auf den rot markierten Hauptwanderpfad zur Sandvika, dem wir nach links in westlicher Richtung weiter folgen. Der Pfad führt zunächst durch bewaldetes, leicht hügeliges Terrain im Tinnsjådalen, oberhalb des Rauacanyons. Nach einer offenen Forstfläche gelangen wir wieder näher an die Schlucht, und der alte Flößerpfad folgt der Schlucht abwärts bis kurz vor der Mündung der Raua in den Tinnsjå, zu Norwegisch Rauatangen  (1:00 Std.). Bevor wir der Beschilderung Sandvika folgen, gehen wir den Flusslauf bis zum Tinnsjå weiter und gelangen an die felsige Flussmündung, mit Blick auf den See und die Sandvikabucht im Norden. Von hier wurden damals die Baumstämme zusammengerafft und per Boot bis zum Auslauf des Tinnsjå geschleppt. Von dort ging es das Gewässernetz rund 150 Kilometer weiter abwärts bis nach Skien zur Küste.

Für eine mögliche Rundtour über die andere Schluchtseite lohnt es sich, nach Trittsteinen an der Mündung für eine Flussüberquerung Ausschau zu halten. Bei Hochwasser ist eine Überquerung jedoch nicht möglich. Wir setzen den Weg zur Sandvika fort und gehen ansteigend am bewaldeten, teils steilen Berghang oberhalb des Sees nordwärts. Der Blick auf die Natur und die Aussicht zum See ist ein Genuss. Zum Ende geht es auf dem Pfad wieder abwärts, und wir erreichen die schöne, seichte Sandstrandbucht Sandvika  (2:00 Std.). Hier stehen verlassene Farmgebäude in einem verwilderten Garten. Je nach Wasserstand des großen Sees ist mehr oder weniger Strand vorhanden, der, trotz kühlen Wassers, zum Baden einlädt.

Zurück geht es zur Rauatangen und von hier entweder auf gleichem Wege zurück zum Parkplatz, oder wir überqueren die Raua für eine Rundtour. Auf der anderen Seite befindet sich eine private Hütte. Von dort führt ein unmarkierter, aber gut sichtbarer Pfad in östliche Richtung die Schlucht hinauf. Fast oben angelangt, verbreitert sich der Pfad zum Traktorweg, und schon bald nach einer Wegbiegung erreichen wir in einem lichten Kiefernwald einen Aussichtspunkt über den Rauacanyon  (4:10 Std.). Die Felsen fallen hier über 100 Meter senkrecht zur Wasserfallschlucht ab. Wir folgen dem Traktorweg hinunter zum See Reisjåvatn und gehen am Ufer nördlich entlang, vorbei an der Hütte Damstul zum Steindamm Dammen  (4:30 Std.) von 1898.

Nach dem zweiten Wasserdurchlass befindet sich links eine Schautafel über den Vorgang des Flößens am Damm. Von der Schautafel aus gehen wir nordwestlich über einen Bachlauf zum wenige Meter entfernten markierten Pfad, der an der nächsten Kreuzung hinauf zum Parkplatz Dammen führt. Von hier gehen wir den Zufahrtsweg 1,5 km ostwärts zur Flößerhütte Holkåstogo  (5:00 Std.). Die kleine rote Hütte ist Teil des geschützten Flößerdenkmals. Sie liegt direkt am Weg neben der Brücke über den Fluss Holkåe und diente den Flößern als Unterkunft, während sie die Stämme durch diese enge Passage flößen mussten. Im Schaukasten der Hütte befindet sich eine Flößerkarte des Einzugsgebiets. ­­Die Hütte kann heute von Wanderern gemietet werden. Von hier geht es wieder zurück zum Parkplatz Dammen (5:30 Std.).

Region

Ausgangspunkt

Parkplatz Dammen/Fløytningsminne, ca. 10 km südlich Hovin (Fv 364)

Wegbeschaffenheit

Markierte und unmarkierte Waldpfade auf zum Teil felsigem Grund

Freud & Leid

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Oder anders ausgedrückt: Wo viel Wasser ist, ist es durchaus auch schon mal glatt und rutschig. Sowohl auf dem Waldweg als auch auf dem felsigen Untergrund sollte man bei Regen bzw. kurz nach Regengüssen ein wenig vorsichtiger unterwegs sein.

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In 40 Wanderungen erschließt dieser Wanderband das Land der Fjorde, empfiehlt leichte, mittlere und schwierige Routen, gibt viele hilfreiche Autorentipps
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.