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Wandern Münchner Umland: Westwärts von Wessobrunn

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:15 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
120 m
Abstieg:
120 m

Die Berge immer fest im Blick. Wessobrunn und sein Kloster werden viele kennen, und auch die Wanderung durch den Paterzeller Eibenwald ist nicht unbekannt. Aber kaum jemand weiß um die einsamen Wege westlich des Orts, die mit wunderbarem Bergblick über Felder und durch Moorlandschaft führen und uns zu einem verschwiegenen Waldweiher bringen, in dem man herrlich baden kann.

Beschreibung

In den Schlittbachgraben 

Wir starten am Gedenkstein »Wessobrunner Gebet«, einem der ältesten poetischen Schriften in altdeutscher Sprache und dem ältesten deutschen Gebet überhaupt. Das Originalpergament aus dem 9. Jahrhundert befindet sich in der Münchner Staatsbibliothek – hier ist das Gebet in Stein gemeißelt auf dem Gedenkstein zu finden. Die drei altehrwürdigen Linden geben einen schönen Rahmen ab, und so beginnt diese Wanderung gleich einmal mit einem literarischen Exkurs. Dann folgen wir der Dorfstraße, die eigentlich Zöpfstraße heißt, nach Süden. Wer keine Brotzeit dabeihat, kann sich noch in der Bäckerei Glöckler versorgen. Vorbei am Gasthof zum Löwen und der Bushaltestelle (an der alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln Angereisten hinzutreffen), halten wir uns schließlich rechts in die Zimmermannstraße. Sie führt weiter Richtung Süden, und wo sie sich an einem großen Abenteuerspielplatz nach links wendet, bleiben wir geradeaus. Wir folgen den Beschilderungen des Jakobs- und des König-Ludwig-Wegs, die uns weiter geradeaus steil abwärts in den Wald führen. An der Talsohle angekommen, queren wir auf einem Steg den Schlittbach und steigen im Anschluss ebenso steil über Stufen wieder aus dem Graben heraus.

Wiesenwege mit Bergblick 

Schnell haben wir den gröbsten Anstieg geschafft und treten aus dem Wald an den Rand einer Wiese. An ihr entlang wird der Weg wieder breiter und führt uns am einsamen Hof Pürschlehen vorbei zu einer Straßenverzweigung. Ein uraltes Steinkreuz im Boden auf der rechten Seite zeigt, dass wir richtig sind. Hier verlassen wir nun den König-Ludwig- sowie den Jakobsweg und wenden uns nach rechts. Das kleine geteerte Sträßchen ist auf seiner nördlichen Seite von vielen alten Bäumen gesäumt. Einige trotzen dem Efeu, der an ihnen hochrankt. Auf der gegenüberliegenden Seite haben wir eine freie Sicht über die Felder. Der nächste Moränenhügelwall versperrt uns anfangs noch ein wenig den Ausblick auf die Berge, aber dieser wird im weiteren Verlauf immer besser. Auf dem Sträßchen kommen wir nach Streberg, das nur aus einem Hof und zwei Häusern besteht. Hier biegt die Straße nach links ab; wir aber bleiben geradeaus, wandern auf den Hof zu und halten uns dann vorher rechts auf den Feldweg. So umrunden wir die Gebäude auf seiner Nordseite und sind dahinter auf einem Feldweg unterwegs.

Durch Feld und Wald 

Nun wird der Bergblick immer besser, und bald sehen wir bis weit in die Alpen hinein. Im Westen erkennen wir die Allgäuer Berge mit dem Grünten, in südlicher Richtung liegt der Peißenberg, den wir anhand seines kleinen Kirchleins am Gipfel gut ausmachen können. Der Feldweg gibt nun immer die Richtung vor, und so wandern wir abwechslungsreich durch verschiedene Waldabschnitte. Die Abzweigung nach rechts zurück nach Wessobrunn ignorieren wir, ebenso die bald folgende Abzweigung nach links Richtung Birkland. Wir nähern uns der Talsohle und erahnen links von uns den Rottbach, der jedoch nur zu hören ist. Es zweigt noch einmal ein Weg nach links ab; auch hier bleiben wir geradeaus. Links von uns befindet sich nun ein frisch abgeholzter Bereich, rechts von uns eine freie Wiese, an der wir schon am Horizont den Kirchturm von Rott erkennen. Wir erreichen den Waldrand und folgen dem Rechtsverlauf des Feldwegs. Kurz darauf geht es schon wieder geradeaus über die Felder, und einen Stadl passierend gelangen wir zu einer Wegkreuzung.

Zum Engelsrieder See 

Hier biegen wir rechts ein und folgen dem nur für Anlieger freigegebenen Weg, der uns zum Waldrand bringt. Links von uns sehen wir bereits den Ausläufer des Engelrieder Sees in der Sonne glitzern. Am Waldrand halten wir uns rechts und wandern auf dem durch eine Schranke versperrten Waldweg bald am Südufer des Sees entlang. Der Weg mündet in einen weiteren Forstweg, nach rechts werden wir später den Rückweg fortsetzen. Jetzt gehen wir erst einmal nach links und erreichen bei einem kleinen Wehr den Moorsee. Einige wenige Häuser säumen sein Ufer. Die Badestelle liegt noch ein Stück weiter ab der Nordseite, direkt am kleinen griechischen Gasthaus Seehäusl, das sich hervorragend für eine Einkehr anbietet. Wir haben nun etwas mehr als die Hälfte der Strecke geschafft, sodass wir uns auch genussvoll für eine Pause auf die Wiese am Badeplatz legen können.Stille Waldwege 

Dann machen wir uns auf den Rückweg, gehen wieder über das Wehr am Ablauf des Sees in den Wald hinein und bleiben dann aber geradeaus auf dem Waldweg. Ab jetzt ist der Weg mit der Nummer »W3« gut beschildert. Zudem wandern wir immer auf dem Hauptweg in östlicher Richtung weiter und können uns so gar nicht verlaufen. Anfangs passieren wir noch zwei große Wiesen, die wie Almflächen aussehen. Danach ist es angenehm schattig. Erst zum Ende hin lichtet sich der Wald, und wir gehen am Waldrand entlang. Links von uns liegt über der Wiese der schöne Stillerhof, der einst zum Klostergut gehörte. Dann erreichen wir bei einem Bauernhof den Ortsrand von Wessobrunn, biegen in die Feichtmayerstraße rechts und laufen über sie zurück zur Zöpfstraße. Nach links sind wir kurz darauf wieder am Kloster Wessobrunn, das wir jetzt unbedingt noch besuchen sollten (s. Kasten). Direkt davor gibt es übrigens auch eine Bushaltestelle, sodass alle, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind, vor der Rückfahrt ebenfalls noch in Ruhe das Kloster besichtigen können.

Touren-Charakter

Etwas längere Rundwanderung auf Feld- und Waldwegen. Der Hinweg verläuft fast nur in der Sonne. Badesachen nicht vergessen. Kaum Beschilderung, erst am Rückweg!

Ausgangspunkt

Gedenkstein »Wessobrunner Gebet« in Wessobrunn

Endpunkt

Gedenkstein »Wessobrunner Gebet« in Wessobrunn

Wessobrunn

Das Kloster wurde der Legende nach vom letzten Agilolfinger-Herzog Tassilo III. im Jahr 753 gegründet. Der Herzog soll während der Jagd eine Nacht im nahen Wald verbracht haben. Dabei träumte er auf wundersame Weise von sprudelnden Quellen, die von Heiligen umringt waren. Natürlich ließ er am nächsten Tag danach suchen – und wurde fündig. Er verstand dies alles als göttliche Fügung und gelobte ein Kloster bei den Quellen zu errichten. So wurde das Kloster im 8. Jh. erbaut, wobei von den ursprünglichen Bauteilen durch die wechselvolle Geschichte nicht viel übrig geblieben ist. Die Quellen, heute barock gefasst, gibt es noch immer – wir finden sie hinter der Pfarrkirche St. Johannes am Fuß des Berghangs. Auffallend ist der »Graue Herzog«, der frei stehende romanische Campanile, der ursprünglich zur Klosterkirche gehörte, die sich auf dem freien Platz neben dem Turm befand, während der Säkularisation aber dem Erdboden gleichgemacht wurde. In der Nähe steht die barocke Pfarrkirche. Innen zeigt ein spätromanisches Kruzifix frühe Schnitzkunst, in der sich bereits die typische Steifheit des Körpers zu wandeln beginnt – es ist der klägliche Rest der einstmals an Kunstschätzen reichen Klosterkirche. Heute ist das Kloster an einen Naturkosmetik-Hersteller verpachtet, dessen Produkte man im Klosterladen erwerben kann.

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