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Bergwandern
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Wandern Münchner Umland: Entlang der Attel bei Aßling

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:15 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
80 m
Abstieg:
80 m

Abenteuer und ein »Glory Halleluja«. Über wilde Wege wandern wir am ehemaligen Hoch­ufer der Attel entlang. Abenteuerlustig suchen wir uns Pfade, die zu versteckten Quellen führen, und genießen die Teichlandschaften unterhalb von Schloss Elkhofen, bevor uns die Attel zurückleitet - zu einem glorreichen »Halleluja«.

Beschreibung

Entlang der Bahnstrecke 

Wir starten am Bahnhof in Aßling und gehen nach Norden zur großen Glonner Straße. Dieser folgen wir nach links, leider ohne Fußweg, dafür aber auf dem breiten Wiesenstreifen daneben. Leicht bergauf überqueren wir dabei die Bahn. Kurz danach zweigt auf der rechten Straßenseite ein kleiner Weg ab, der zum Eisenbahn-Gedenkkreuz ausgeschildert ist. Er führt in den Wald, wo er sich teilt. Wir halten uns rechts und erreichen leicht abwärts die Bahnlinie, die München mit Rosenheim verbindet.

Nun folgen wir dem kleinen Weg entlang der Gleise. In Abständen rauschen neben uns diverse Güterzüge und die Regiobahn vorbei. Es gibt immer etwas zu schauen. Die Vegetation links und rechts des Wegs ist verwildert, aber dadurch wertvoll für zahlreiche Tiere. Im zeitigen Frühjahr wachsen Huflattich, Seidelbast und Leberblümchen in rauen Mengen. Die vielen zwitschernden Vögel scheinen sich mit den Zügen arrangiert zu haben, sie stören sich eher an uns Wanderern. Langsam tauchen die ersten Steine des einstigen Hochufers der Attel auf. Sie wirken wie alter Beton, ein wildes Konglomerat aus Kieselsteinen, die mit den uralten Sedimenten des Flusses zu einem natürlichen Gestein verbacken sind. So erreichen wir das Gedenkkreuz für die Opfer des Bahnunglücks, das etwas oberhalb der Schienen steht.

Wilde Wege 

Anschließend folgen wir weiter dem Bahnweg, der sich nun unterhalb der einstigen Flussleiten langsam von den Gleisen abwendet und in den Wald führt. Ein paar kleinere Wege zweigen gleich zu Beginn ab. Wir entdecken auch eine rot-gelbe Markierung, die für uns aber etwas zufällig verteilt wirkt. Jetzt müssen wir aufpassen: Unmittelbar bevor der Forstweg sich nach links wendet (an dieser Stelle lichtet sich auch der Wald), verlassen wir ihn und steigen fast weglos rechts abwärts zu einem kleinen Bach. Diesen queren wir ohne Brücke und hoffentlich trockenen Fußes. Auf der anderen Seite wurde abgeholzt. Wir steigen mit zwei Schritten die kleine Böschung zu einer einsamen Buche hinauf und treffen auf einen Trampelpfad. Diesem folgen wir nach links aufwärts zum Waldrand. Dort stoßen wir auf einen größeren Weg, dem wir nach rechts folgen.

So treffen wir kurz darauf auf einen weiteren Forstweg, und mit wenigen Schritten nach rechts geht es auf ihm dann unter den Bahngleisen hindurch. Unmittelbar dahinter biegen wir nach links und kommen nun an die erste wild sprudelnde Quelle, die hier aus den Hängen tritt. Der Waldboden dient als Bachbett, an einigen Stellen trieft das dicke Moos vom Wasser, das kalkartige Terrassen bildet. Wir können uns kaum sattsehen, aber mit dem Wissen, dass es nicht bei dem einen Erlebnis bleibt, geht es für uns weiter.

Auwälder und Quellen 

Wir erreichen den Waldrand, und mit herrlicher Sicht über die Felder auf den Kirchturm von Straußdorf wandern wir, ein kleines Wasserreservoir passierend, abwärts zur Attel. Der 40 Kilometer lange Zufluss des Inns beginnt seinen Lauf unweit von Grafing. Er ist an dieser Stelle also noch sehr jung, fließt nach Süden über Aßling, wo er langsam Schwung holt, seinen Lauf ändert, um schließlich über Emmering und Pfaffing nach Norden zu driften und im Ort Attel mit seinem berühmten Kloster in den Inn zu münden.

Uns führt eine alte Betonbrücke über den Fluss, dahinter geht es links in nördlicher Richtung weiter. Gleich an der nächsten Brücke wechseln wir erneut das Ufer; hier hat die Stadt Grafing Altwasserbecken als ökologische Ausgleichsflächen renaturieren lassen. Die Wiesen sind nass, und es sind kleine moosige Auwälder entstanden. Am einsamen Haus Henneleiten treffen wir erneut auf munter sprudelnde Quellen. Traumhaft, der Weg wird nicht langweilig!

Teich- und Schlosswirtschaft 

Vorbei an einer verwilderten Streuobstwiese geht es mit Abstand zu einigen weiteren Häusern wieder in den Wald, wo wir erneut einen Bach queren. Dahinter teilt sich der Weg. Wir bleiben in Wanderrichtung, d. h. geradeaus auf dem kleineren Weg mit den (eingewachsenen) Schildern der Schlösserverwaltung. Er führt uns an den Ablass der schlosseigenen Fischweiher. Wir steigen die wenigen Schritte links zum ersten Weiher hinauf und folgen dann dem schmalen, wurzelüberzogenen Uferpfad auf seiner rechten Seite. Der wunderschöne Wegabschnitt könnte für uns endlos so weitergehen, zum Glück folgen dem ersten Teich noch ein paar weitere. Überdies gibt es kleine Rastbänke, die oft nur aus zusammengezimmerten Brettern bestehen. Ganz einsam sind wir nun nicht mehr, denn wir nähern uns Grafing bei München, und die Einheimischen kennen dieses beschauliche Plätzchen natürlich. Schließlich mündet unser Teichweg in eine kleine Straße, der wir rechts nach Elkofen folgen. Der Turm des Schlosses ist bald zu sehen, und wer dort einkehren möchte, hält sich an den Weggabelungen zweimal links und erreicht so die Schlosswirtschaft mit ihrem netten Biergarten.

Bergpanorama und Flusswege 

Alle anderen biegen rechts in den Weg Stadelfeld ein; eine Tafel an der Werkstatt des Kupferspechts informiert uns über die Burggeschichte. Wenige Meter später haben wir die Häuser von Elkhofen aber bereits hinter uns gelassen, und ein Feldweg bringt uns abwärts ins Tal der Attel. Um auf die für unsere Tour richtige Uferseite zu gelangen, folgen wir zunächst der Linkskurve des Wegs, passieren einen Bauernhof und erreichen dahinter die Attelbrücke an der Straße nach Straußdorf. Wir queren den Fluss und biegen gleich wieder nach rechts ein.

Ab jetzt geht es einige Zeit in südlicher Richtung weiter. Die Sonne tanzt uns auf der Nase, vor uns liegt in seiner ganzen Pracht das weite Alpenpanorama, und der Blick schweift von den Chiemgauer Bergen bis zum Kaisergebirge. Da können wir den Verlust der Attel vorerst verschmerzen, denn sie fließt nun im großen Abstand zu uns dahin. Stattdessen begleitet uns das Rinnsal des Schwarzgrabens. Unter der Hochspannungsleitung erreichen wir erneut eine Brücke, queren sie nach links, setzen aber unsere Wanderung gleich wieder nach rechts in ursprünglicher Richtung fort. Der Weg ist nun naturbelassener, und die vielen Gräben zeigen, dass die Felder ursprünglich Feuchtwiesen der Attel waren. Nur durch die Entwässerungskanäle sind sie urbar und fruchtbar geworden und können als landwirtschaftlicher Boden genützt werden.

Radwege an der Attel 

Nachdem wir einen der kleineren Kanäle gequert haben, erreichen wir ein Waldstück, durch das wir noch auf einem gut ersichtlichen Weg hindurchwandern. Gleich auf der anderen Seite des Walds endet dieser jedoch abrupt an einem Feld. Jetzt geht es für uns links zwischen Wald und Wiese entlang und dann rechts zum breiteren Radweg. Diesem folgen wir nun ebenfalls nach rechts und erreichen kurz darauf wieder die Attel, die nun schon als deutlich breiterer Fluss träge nach Süden fließt. Ihr Untergrund ist z. T. sandig und schlägt kleine Wellen wie im Mittelmeer.

Vor uns liegt nun bereits Aßling, der spitze Kirchturm gibt die Richtung vor. Um zum Bahnhof zurückzugelangen, wechseln wir an der nächsten Brücke noch einmal die Uferseite und wandern nun schnurgerade über die Felder bis zur T-Kreuzung. Uns hier links haltend, sehen wir schon den Bahnhof. Kurz vor dem Finale erwartet uns noch ein Links-rechts-Knick des Feldwegs, dann stoßen wir auf die große Ortsstraße, der wir nach rechts bergauf zur Bahnhofstraße folgen. Dort biegen wir nach links und sind in wenigen Minuten zurück an unserem Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Längere, meist ebene Wanderung, kaum beschildert - etwas Orientierungssinn gepaart mit Abenteuerlust ist nötig. Die Tour verläuft auf Pfaden, Feldwegen und kurz über eine Nebenstraße. Eine Bachquerung ist notwendig, die Schuhe müssen wir dafür nicht ausziehen. Der Rückweg ist sehr sonnig.

Ausgangspunkt

Bahnhof Aßling

Endpunkt

Bahnhof Aßling

»Glory Halleluja« oder die Idee zur Wanderung

Wir lieben guten italienischen Kaffee, und durch Zufall entdeckten wir einen fantastischen Espresso: den »Glory Halleluja« der Kaffeerösterei Martermühle. Bei so viel Feingenuss wollten wir wissen, wo diese Rösterei liegt, und stießen auf den Ort Aßling. Nachdem es dort auch ein bezauberndes Café gibt, war die Idee geboren, eine Wanderung mit einem Besuch zu kombinieren – wir sind nun mal Genussmenschen. Ganz ist es uns leider nicht gelungen, denn die Martermühle liegt am entgegengesetzten östlichen Rand des Orts. Wer jedoch mit dem eigenen Auto angereist ist, kann sich dort mit einem leckeren Kaffee und Kuchen für die Wandermühen belohnen.

Stilles Gedenken

Das Gedenkkreuz an der Eisenbahnstrecke erinnert an einen tragischen Eisenbahnunfall. Schon das Datum, der 16. Juli 1945, lässt aufhorchen. Zwei Monate nach Kriegsende blieb wegen Maschinenschadens ein Zug auf der Strecke zwischen Aßling und Grafing stehen. Ein amerikanischer Offizier, der das Stellwerk von Aßling bediente, hatte den Personenzug vergessen und gab die Strecke für den nachfolgenden Güterzug, der mit Panzern besetzt war, frei. Dieser fuhr auf den liegen gebliebenen Personenzug auf, und von den mehr als 1200 Reisenden starben über 100 – alles ehemalige Kriegsgefangene und Soldaten, die den Krieg überlebt hatten, die Heimreise aber nicht.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.