JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Münchner Umland: Durchs Haspelmoor

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
9.5 km
Aufstieg:
50 m
Abstieg:
50 m

Unerwartet überraschendes Idyll. Überraschend und wirklich einzigartig ist das Haspelmoor zwischen München und Augsburg - wer einem überlaufenen Murnauer oder Benediktbeurer Moor entkommen möchte, ist hier mehr als richtig. Eigentlich ein Wunder, dass man dieses Naturjuwel noch nicht kennt.

Beschreibung

Fragil und schutzwürdig 

Damit diese fragile Naturlandschaft unbeeinträchtigt und damit erhalten bleibt, ist es wichtig, sich an Regeln zu halten. Also auf keinen Fall im Moor die Wege verlassen, und wenn die kleinen, meist vom Wild angelegten Trampelpfade noch so sehr dazu verlocken! Blumen dürfen nicht gepflückt werden, Hunde gehören an die Leine, Müll wird wieder mit nach Hause genommen, und wer mit dem Auto anreist, verärgert bitte keine Anwohner durch zugeparkte Einfahrten. Dann bleibt das Haspelmoor sicherlich ein schöner Geheimtipp!

Rotes Moor und Biermösl 

Wir starten am Bahnhof in Haspelmoor (wer an der Südseite geparkt hat, erreicht durch die Unterführung die Nordseite der Bahnlinie und damit den Ausgangspunkt), wenden uns nach links auf die Straße Bahnhofsplatz und biegen gleich erneut links in die Erhardstraße ein. Diese bringt uns zum Ortsende von Haspelmoor, wo ein nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegebener Weg mitten ins Moor hineinführt. Wachsen zunächst noch Büsche und Gestrüpp entlang des Wegs, ändert sich das nach dem Rechtsknick des Wegs, dem wir folgen. Schon sind wir mitten im sogenannten Roten Moor. Abgestorbene Birken staken wie Mahnmale aus den feuchten Wiesen. Die Gräben sind voll dunklem Wasser, auf und in dem sich ein paar giftgrüne Wasserlinsen gegen den sauren pH-Wert behaupten. Schnurgerade führt der Weg nach Norden, es gibt viel zu schauen.

Dann queren wir den breiteren Haspelgraben und erreichen das Nordende des sumpfigen Moors. Hier teilt sich der Weg. Wir bleiben links und wandern am Randbereich zwischen Wald und Moor weiter. Wir sind nun im Biermösl unterwegs (auf Hochdeutsch: Biermoos oder Beerenmoos). Die zahlreichen Blaubeerbüsche am Waldboden unterstreichen diesen Namen, den einige vielleicht von der Musikgruppe »Biermösl Blosn« her kennen. Die Gebrüder Well, die Volksmusik mit satirischen Texten und mit Kabarett kombinierten, stammen aus dem kleinen Weiler Günzlhofen, der etwas nördlich dieses Waldes liegt.

Solarpark und Althegnenberg 

Wir bleiben nun erst einmal auf dem Waldweg, die Abzweigung nach rechts ignorieren wir; Beschilderungen gibt es nicht. Dann teilt sich kurz hintereinander der Weg erneut und mehrfach. Wir halten uns links und bleiben damit in der Nähe des Roten Moors. Erst wenn sich der Weg nach rechts wendet, folgen wir ihm nicht mehr weiter, sondern bleiben geradeaus und queren den dunklen großen Wassergraben hin zu dem bereits sichtbaren Solarfeld. Der nun kleinere Weg führt zunächst am Waldrand entlang und biegt dann nach links durch den Solarpark ab. Wir erreichen die Bahnlinie, der wir nach rechts folgen.

Jetzt hat uns die Sonne wieder, und wir wandern bis zur großen Straße in Althegnenberg. Dort biegen wir links ab, queren die Bahn und gehen dann leicht abwärts bis in die Ortsmitte. Auf der linken Straßenseite treffen wir auf einen Netto-Markt. (Wer möchte, kann von dort aus noch den Burgberg mit der Johanniskirche oder die alte Schmiede am Dorfplatz besuchen.) Direkt nach dem Netto queren wir den kleinen Finsterbach und biegen dann links auf den Rad- und Fußweg ein.

Malerisches Hörbach 

Dieser führt uns an den Häusern vorbei aus Althegnenberg hinaus und anschließend über die Felder. Teilweise säumt eine dichte Wild- und Vogelschutzhecke unseren Weg. Erstaunlich, wie es hier im Frühling summt und brummt. Kurz vor dem nächsten Dorf erreichen wir wieder die Straße, folgen ihr wenige Meter nach links und sind schon in Hörbach angekommen. Das Dorf hat schon mehrfach bei Wettbewerben zur Dorfverschönerung gewonnen – und das zu Recht, denn es präsentiert sich höchst malerisch. Erstmals 1127 als Huruuuinin erwähnt, weist dieser Name bereits auf die feuchte Gegend hin, denn das mittelhochdeutsche Wort »hurwin« bedeutet sumpfig. Neben der Kirche St. Andreas, in der man im Eingangsbereich das Fragment eines römischen Grabsteins in die Wand integriert hat, ist jetzt vor allem das Wirtshaus Zum Sandmeir für uns interessant.

Jetzt wird’s moorig 

Nach der Pause verlassen wir Hörbach, indem wir vom Wirtshaus und an der Kirche vorbei auf der Dorfstraße in östliche Richtung laufen. Diese wendet sich nahe dem Dorfende nach rechts; in dieser Kurve bleiben wir aber geradeaus und gehen in den Moosweg. Nach wenigen Metern biegen wir links in die Krippstraße ein und wandern nun erneut über die Felder. An der Weggabelung mit dem Flurkreuz halten wir uns rechts und erreichen wieder die Bahnlinie, der wir nun nach rechts folgen.

Wo der Wald beginnt, haben wir den Beginn des Haspelmoors erreicht. Jetzt verlassen wir den breiten Feldweg nach rechts auf einen kleinen Wanderweg, der uns über ein Brücklein in das Naturschutzgebiet hineinführt. Zunächst noch etwas waldig wandern wir auf diesem Pfad immer tiefer in das Moor. An Wegverzweigungen weisen Pfeile auf den richtigen Weg hin, den wir auch nicht verlassen wollen. Mitten im Haspelmoor federt auf dem torfigen Boden jeder Schritt, denn noch wurden hier keine Holzstege errichtet. Für uns ist das eine wahre Freude, denn so erlebt man das Moor wirklich hautnah. Krüppelige Birken und Kiefern wachsen zwischen den Erikabüschen, an einigen Stellen tritt dunkles Wasser in Mooraugen an die Oberfläche, die Luft riecht würzig und erdig. Anfang Juni bilden die weißen Büschel des Wollgrases fluffige Teppiche.

Endlos dürfte dieser Weg für uns so weitergehen, deshalb lassen wir uns besonders viel Zeit. Irgendwann ist dieses Spektakel aber leider zu Ende, und wir treffen auf die kleine Straße, die Hörbach mit dem Ort Haspelmoor verbindet. Nach links sind wir in wenigen Minuten wieder an unserem Ausgangsort zurück, an der Südseite des Bahnhofs.

Touren-Charakter

Leichte Wanderung über Feld- und Waldwege und vor allem über Moorpfade, die nach Regen feucht und batzig sein können

Ausgangspunkt

Bahnhof in Haspelmoor

Endpunkt

Bahnhof in Haspelmoor

Haspelmoor

Den Namen Haspelmoor trägt sowohl die Siedlung als auch das Naturschutzgebiet. Als 1840 die Bahnlinie München–Augsburg eröffnet wurde, musste dafür ein Teil des Haspelmoors weichen, denn der feuchte Untergrund war für die Bahnlinie nicht stabil genug. Gleichzeitig wusste man den Rohstoff Torf als Brenn- und Isoliermaterial, aber auch als Einstreu für Tiere sehr zu schätzen. Ab 1846 wurde bereits für den Betrieb von Lokomotiven großflächig Torf im Haspelmoor gestochen. Dafür errichtete man 1853 extra den Bahnhof. Zeitweise waren in diesem Torfstich 1600 Arbeiter beschäftigt. Während der Jahre des Ersten und auch des Zweiten Weltkriegs mussten viele Kriegsgefangene im Moor Zwangsarbeiten verrichten – 1916 waren mehr als 1000 Russen in einem großen Gefangenenlager im nahen Hattenhofen interniert. Bis 1958 durften die Anwohner Torf als Brennmaterial stechen; erst seit 1985 steht das Haspelmoor unter Naturschutz und darf nach dem Verschluss der Entwässerungsgräben wieder als Moor wachsen. So kann man heute viele seltene Pflanzen entdecken, die feuchte Füße und einen sauren Boden lieben: Heidel-, Preisel- und Moosbeeren wachsen hier zuhauf, dazu Wollgras, Sonnentau und jede Menge Heidekraut (Erika). Eidechsen, Kreuzottern und Ringelnattern fühlen sich hier wohl, aber es verstecken sich auch Rehe im Gebüsch, und viele seltene Schmetterlinge flattern umher.

Lust auf mehr?
Wander-Geheimtipps rund um München
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Rund- und Familienwanderungen im Münchner Umland mit Geheimtipp-Charakter gibt es nicht? Doch! Hier werden sie verraten.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.