Wandern Kufsteinerland: Von Kufstein ins Kaisertal
Zur weltberühmten Antoniuskapelle. Zugegeben, auch wenn der Weg immer breit und gut ausgebaut ist, bringt uns das erste Stück über die berühmte Sparchenstiege ganz schön zum Schnaufen. Aber die Ausblicke, die sich immer wieder auf das Inntal und auf Kufstein öffnen, lassen uns die schweißtreibenden Stufen vergessen.
Wir starten an dem kleinen historischen Elektrizitätswerk der Stadt Kufstein direkt gegenüber dem großen Parkplatz. Hier hat der Inngletscher die Talwände steil ausgehobelt, sodass der Sparchenbach, der das Kaisertal nach Westen hin entwässert, in hohen Kaskaden ins Tal stürzt. Dieser Steilabfall ist der Grund, warum wir uns gleich am Anfang der Tour etwas plagen müssen. Es geht nämlich über einen Stufenweg nach oben – 285 Treppenstufen sollen es sein, die Sparchenstiege. Das kostet gleich Kraft, doch diese Treppen haben den unglaublichen Vorteil, dass sie das ganze Kaisertal zu einer einmaligen Oase der Ruhe gemacht haben, denn bis 2008 gab es im Tal praktisch keinen Autoverkehr. Der Stufenweg war bis auf eine Materialseilbahn der einzige Zugang ins Tal. Inzwischen ist auch das Kaisertal an den Autoverkehr angeschlossen. Ein gut 800 Meter langer Tunnel verbindet es mit dem Rest der Welt. Doch Gott sei Dank haben die Talbewohner den Wert ihrer Abgeschiedenheit erkannt. Die Zufahrt ist streng reglementiert, die Stille des Tales blieb erhalten.
Von der Treppe aus öffnen sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Inntal mit der Stadt Kufstein und seiner gewaltigen Grenzfestung, die heute als Museum dient und Platz für Konzerte bietet. Wenn wir schließlich bei der Neapelbank angekommen sind, haben die Treppen und der erste steile Aufstieg endgültig ein Ende. Ein paar Meter weiter passieren wir den Abstieg zur Tischhofer Höhle, die wir am Rückweg besuchen werden. Dann treffen wir auf die Mündung des neuen Autotunnels und kurz darauf, nach einem kleinen Waldstück, auf den Veitenhof. Der uralte Bauernhof hat sich inzwischen zu einem gemütlichen Gasthaus gemausert. Wir wandern geradeaus weiter, passieren die Abzweigung nach Vorderkaiserfelden und kommen nach einer weiteren Viertelstunde zu den Pfandlhöfen.
Oben am Weg liegt der alte Pfandlhof und unten, etwas tiefer, der Berghof Enzian, die beide zu einer Einkehr verführen wollen. Im Hintergrund tauchen bereits die ersten Felswände des Wilden Kaiser auf. Hinter dem Pfandlhof verzweigt sich der Weg. Wir nehmen den oberen Weg, passieren den Graben des Schrambachs und stehen vor der berühmten Antoniuskapelle, die millionenfach fotografiert in der ganzen Welt als Kalendermotiv bekannt ist. Hinter ihr ragen die Kletterwände des Wilden Kaiser in den Himmel – der Treffauer, die Ellmauer Halt und das Totenkirchl, alles Bergziele, die nur erfahrenen Kletterern vorbehalten sind. Damit hätten wir eigentlich unser Ziel erreicht, die Kapelle gehört zum Hinterkaiserhof, der nur 200 Meter weiter unterhalb des Weges steht. Der ist, wie sollte es anders sein, wieder ein Wirtshaus, das nach gutem alten Brauch zu einer einfachen, aber hervorragenden Jause einlädt.
Der Hinterkaiserhof ist der älteste bewirtschaftete Hof im Tal, er wird bereits 1230 in einem Urbar, also einem Besitzrechteverzeichnis, erwähnt. Der Name »hinter dem Kaiser« bezieht sich auf den Zahmen Kaiser, der diesen Namen von einer kaiserlichen Burg der Staufer in Ebbs bekommen hatte. Erst im Laufe der Zeit wurde der Name »Kaiser« auf den gesamten Gebirgszug übertragen. Die Antoniuskapelle wurde von dem Bauern Hans Hausberger nach 1703 erbaut. Damals waren bayerische Truppen im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges in Tirol eingefallen. Hausberger hatte gelobt, wenn sein Haus und sein Viehbestand vom Krieg verschont blieben, so würde er eine Kapelle zu Ehren des Hl. Antonius von Padua bauen. Der Krieg zog am Kaisertal vorüber, er hielt sein Versprechen und wir können uns heute noch, nach gut 300 Jahren, auf den Bänken vor dem Kirchlein im Angesicht der Felsen des Wilden Kaiser ausruhen.
Der Rückweg ist zunächst der gleiche wie der Hinweg. Am Veitenhof vorbei kommen wir zur Abzweigung zur Tischofer Höhle. Der Weg dorthin ist eine willkommene Abwechslung zu den vielen Treppen der Sparchenstiege. Wir steigen steil abwärts und kommen zu einer Abzweigung nach rechts, auf der wir mit wenigen Schritten die Höhle erreichen. Sie ist eine große, nach vorne offene Halle, deren Boden nach rückwärts hin ansteigt. Vor 100 Jahren hat man in der Höhle gegraben und zahlreiche prähistorische Funde bergen können. Die ältesten Grabungsschichten bargen Knochen von Höhlenbären, jüngere Schichten brachten menschliche Werkzeuge sowie Relikte einer Bronzegießerei zutage. Zuletzt hatte die Höhle für die Tiroler Freiheitskämpfer während der Zeit Napoleons Bedeutung. Hier konnte man Waffen verstecken und die Tiroler Schützen versammelten sich, ehe sie gegen die eingedrungenen Franzosen losschlugen.
Nach dem Höhlenbesuch gehen wir zur Abzweigung zurück und steigen ganz zum Sparchenbach ab, überqueren ihn auf einer Brücke und steigen dann aufwärts zum Gasthof Theaterhütte. Von hier führt uns ein weiterer Steig abwärts zum Parkplatz zurück.
Region
Touren-Charakter
Bergwanderung auf breiten, bequemen Bergstraßen; die ersten 200 Höhenmeter Treppenweg; Abstieg zur Tischofer Höhle auf steilem, aber gesichertem Bergpfad
Ausgangspunkt
Eichelwang/Kufstein: E-Werk am Kaisertal-Parkplatz
Endpunkt
Eichelwang/Kufstein: E-Werk am Kaisertal-Parkplatz
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