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Langschläfer
wandern

Wandern Hessen: Zwischen Hochheim und Flörsheim

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:45 Std.
Länge:
13.5 km
Aufstieg:
150 m
Abstieg:
150 m

Königlicher Weinberg und Industriekultur. Eine Wanderung der Gegensätze zwischen Fluss, Weinberg und Natur. Vom Glanz wohlhabender Sektkellereien geht es zur ehemaligen Keramikfabrik. Im üppig grünen Regionalpark auf der Höhe ahnt man dagegen kaum, dass hier einst weiträumig Kalk abgebaut wurde.

Beschreibung

Von Opel bis Victoria

Am Bahnhof gehen wir rechts durch Sandstraße und Sandweg, an Gärten vorbei geradeaus in den Weinberg. Je höher wir kommen, desto weiter wird der Blick. Der Main mit seiner Auenlandschaft grenzt an Siedlungen und Industrie, so das Opelwerk gegenüber. Straßen, Brücken und Stromtrassen durchschneiden das Bild. Der Main war immer auch Verkehrsader, darüber informiert eine der Tafeln am Weg. Wissenswertes erfahren wir auch zum 50. Breitengrad, der hier verläuft. Queen Victoria begegnet uns am Victoria-Denkmal. Der Weinberg verdankt ihr seinen Namen, nachdem sie 1845 Hochheim besuchte und von ihm höchst angetan war. Eine Folge ihres Besuches ist übrigens der Begriff »Hock«, der sich in England für deutsche Weißweine (und auch für die typischen weiß-grünen Rieslinggläser) eingebürgert hat.

Keramik-Industriegeschichte

Weiter geradeaus, kommt der Flörsheimer Industriepark in Sicht. Inzwischen hat sich das blaue M des Mainwanderwegs zu uns gesellt. Ihm folgen wir zur  Siedlung Falkenberg. Das alte Keramag-Hauptgebäude rechts der Bahn zeugt von der keramischen Industrie, die Flörsheim bis in die 1980er-Jahre prägte. Seit Römerzeiten wurde hier Kalk abgebaut. Der Wickerbach trieb Mühlen an, der Main war Handelsroute – gute Voraussetzungen also. Wir biegen an der Bahnschranke links ab und durchqueren die Siedlung (Falkenberger Straße, dann rechts Schlesierstraße). Ab 1912 wurde sie für die Keramag-Arbeiter errichtet und wuchs nach 1945 mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen kräftig. Heute erinnern noch einige Wirtschaftsgärten und alte Schuppen an diese Zeit.

Kalkige Vergangenheit

Ein Fußweg bringt uns zum Spielplatz mit kleiner Hängebrücke über den Wickerbach. Nach der Spielwiese biegen wir links auf den Weg neben der Straße. Vor der Unterführung verlassen wir das blaue M und bleiben geradeaus, unterqueren die Bundesstraße und erreichen die alten  Kalkbrenner-Öfen aus dem 18. Jahrhundert, ein kleines Industriedenkmal. Weiter geht es geradeaus und auf der Regionalparkroute bergan, vorbei an der Obermühle aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist eine der wenigen erhaltenen Mühlen entlang des Wickerbachs, war noch bis in die 1970er-Jahre in Betrieb und beherbergt heute Ferienwohnungen und einen Hofladen. Rechts türmt sich die Böschung des renaturierten ­Dyckerhoff-Steinbruchs auf, an dessen Grund ein See ist. Den kann man allerdings nur an wenigen Stellen von oben erkennen. Zuvor begegnen wir noch dem  Hexenkreuz, Gedenkstätte der Hexenverfolgung in der Region.

Eisenbaum und Wartturm

Etwa 50 Meter nach dem Kreuz gehen wir an der Gabelung rechts am Steinbruch entlang. Wo der Weg sich zu einer Wiese öffnet, machen wir links einen Abstecher zum  begehbaren Kunstwerk Eisenbaum, das uns bei guter Sicht mit großartigem Rundumblick belohnt. Zurück zum Weg, gehen wir nach rechts, nach 20 Metern links und im Bogen über die Wiese. Wenige Schritte weiter, nach der Kurve, öffnet sich hinter den Bäumen der Blick auf Frankfurt. Hier heißt es aufpassen: Geradeaus führt ein Wiesenweg, aber wir nehmen den Weg halb rechts an den Bäumen und am Steinbruchrand entlang. Bald sehen wir die Flörsheimer Warte. Wo das Steinbruchgelände aufhört, treffen wir auf einen betonierten Weg, dem wir nach links bergauf folgen. Kurz vor der Warte macht er eine Rechtskurve bergab. Wir bleiben geradeaus, wechseln auf einen Wiesenpfad, unterqueren die Stromtrasse und gelangen nach 100 Metern zur Krieger-Gedächtnis-Kapelle, Ort der Trauer und des Trostes. Rechts an der Kapelle vorbei und links zurück auf den Betonweg (hinter dem Gebüsch noch ein Steinlabyrinth), erreichen wir die Flörsheimer Warte. Der ehemalige Wachturm einer Landwehr aus dem 15. Jahrhundert ist ein beliebtes Ausflugsziel und wird bewirtschaftet. Hier rastend, blicken wir weit über Flörsheim und Rüsselsheim, Frankfurt und die Rhein-Main-Ebene.

Durch die Flörsheimer Schweiz

Nun geht es zurück Richtung Hochheim. Am Gedenkstein rechts, folgen wir der roten Regionalpark-Markierung Richtung Eisenbaum durch die schön angelegte Landschaft mit Wiesen, Streuobst-Hainen, lockerem Baumbestand und dem von Pappeln gesäumten Wickerbach. Wegen der untypischen Hügel sprechen die Einheimischen auch von der Flörsheimer Schweiz. Links stehen der Eisenbaum und eine Fernrohr-Installation, dann gehen wir an der  St.-Anna-Kapelle rechts treppab ins Wickerbachtal und an der Wiesenmühle auf der Straße nach links. Ab hier leitet uns das Weinglas des Rheingau-Riesling-Wegs. Nach kurzem Anstieg biegen wir beim Wegkreuz am Reiterhof Falkenberg nach rechts, durchqueren auf sandigem Pfad ein Wäldchen, an Koppeln und Gattern vorbei, und biegen nach Austritt aus dem Wald nach links. Über die Landstraße gelangen wir nach rechts wieder in die Weinberge. Am Aussichtspunkt mit Bank und Hinweis auf den hier gefundenen Keltenspiegel nehmen wir an der Gabelung den unteren Weg und folgen diesem, immer den Kirchturm im Visier.

Nach Hochheim

Mit Blick auf die Mainmündung und die Silhouette von Mainz geht es bis Hochheim, wir schauen uns noch die hübsche Altstadt an: rechts durch den Torbogen des Küsterhauses, sofort links die Treppe hinauf zur Kirche St. Peter und Paul, dann weiter durch Kirch- und Wintergasse. Zur Mainfront hin liegen der alte Zehnerhof und prächtige Paläste, und wir erahnen etwas vom früheren Glanz dieser Sektstadt. Hinter der Rieslingstuben geht es links durch die Aichgasse, vorbei am Weingut der Stadt Frankfurt und links zurück in die Weinberge. Nun können wir die Prachtfassaden noch einmal von der Schauseite aus bewundern. Wieder an der Kirche, bringt uns die Bahnhofstraße nach rechts zum Ausgangspunkt.

Event-Tipps

Hochheimer Weinfest (zweites Juli-Wochenende), Hochheimer Markt – seit über 500 Jahren, einer der größten Jahrmärkte in Deutschland mit Nutztierschau (Anf. Nov.), Flörsheimer Töpfermarkt in der Flörsheimer Altstadt (drittes Sep.-Wochenende)

Touren-Charakter

Rundwanderung mittlerer Anforderung durch Weinberge, Wiesen und Felder. Geringe An- und Abstiege. Hoher Anteil an befestigten Wirtschaftswegen, wenig Schatten. Empfehlung: Lauf- statt Wanderschuhe tragen

Ausgangspunkt

Bahnhof Hochheim am Main (Bahnhofstraße)

Endpunkt

Bahnhof Hochheim am Main (Bahnhofstraße)

Regionalpark Rhein-Main»Der Landschaft einen Sinn, den Sinnen eine Landschaft« ist das Motto des Regionalparks. Auch in einem Ballungsraum wie Rhein-Main ist naturnahe Landschaft möglich und nötig. Der ab 1994 geplante Regionalpark verbindet Grünzüge zwischen den Siedlungen und erstreckt sich um Frankfurt herum, zwischen Rüdesheim/Rheingau, der Wetterau, dem Hessischen Ried und dem Kinzigtal. Wo wir auf dieser Tour unterwegs sind, waren vor nicht allzu langer Zeit Steinbrüche und Deponien. Auch heute werden hier Flächen – umweltfreundlich – als Deponie genutzt.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.