Wandern Hessen: Vom Bessunger Forsthaus zur Darmstädter Mathildenhöhe
Steinzeit bis Jugendstil. Das Oberfeld habe ich schon als Kind geliebt, die Mathildenhöhe war für uns ein Spielplatz. Beides erleben wir auf dieser Tour. Sie startet im Wald und führt entlang verträumter Bäche und Lichtungen allmählich stadteinwärts. Steinzeitfunde, ein nostalgisches Hofgut, Skulpturen, der Park Rosenhöhe und die Mathildenhöhe sind Glanzpunkte unterwegs.
Gruß aus der Steinzeit
Aus dem Bus ausgestiegen, überqueren wir die Landstraße und gehen beim Parkplatz geradeaus in den Wald, über die alte Eisenbahntrasse und durch die Bundesstraßen-Unterführung. Gleich danach biegen wir rechts in den Schleppweg, der bald eine Linksbiegung macht und uns im Bogen entlang einer großen Lichtung führt, ein Teil der Scheftheimer Wiesen. Heute Naturschutzgebiet, dienten diese offenen Flächen den Landgrafen von Hessen-Darmstadt im 16. und 17. Jahrhundert zur Jagd, die Jäger saßen bequem auf Holztribünen. Weitaus ältere Zeugnisse der Nutzung finden wir etwa 700 Meter weiter mit der jungsteinzeitlichen Menhiranlage. An der Infotafel links über den Pfad und das Brückchen, können wir den Steinkreis mit bis zu 80 Zentimeter hohen Menhiren bewundern. Zurück auf dem Weg geht es links weiter, an der nächsten Kreuzung rechts und die erste Möglichkeit wieder links. Wir wandern durch lichten Wald entlang der Wiesen. Unser Weg macht eine Rechtskurve (Ober Waldgrenzweg), wir folgen ihm bis zu einer Gabelung (Schild »Naturschutzgebiet«) und biegen links auf den Scheftheimer Weg, überqueren die Lichtung und tauchen wieder in den Wald ein.
Weites Feld
Kurz darauf sind wir an der Kreuzung Bernhardsacker-Schneise und nehmen den breiten Weg nach rechts bis zum Bernhardsbrünnchen. Die lauschige Quelle mit Schutzhütte lädt zur Rast ein. Dann geht es links auf den Bernhardsbrünnchenweg und entlang zweier kleinerer Lichtungen. Am Ende der zweiten Lichtung biegen wir nach links, überqueren ein Brückchen und wandern geradeaus (Judenpfad), bis wir durch die Schranke aus dem Wald herauskommen. Nun stehen wir am Rand des weitläufigen Oberfelds, das vom Biohof Oberfeld bewirtschaftet wird. Wir bleiben geradeaus an einer Bank vorbei und gehen danach an der ersten Möglichkeit links. Am Wegrand stehen mächtige Skulpturen, »Die Unbesiegbaren« des Darmstädter Künstlers Detlef Kraft. Wir stoßen auf eine T-Kreuzung und biegen rechts ein, vorbei an der Kunstinstallation »Windharfen« von Roger Rigorth, von dem wir im Hofgut weitere Arbeiten finden. Am Seiterswiesenweg gehen wir links, am Ende rechts und passieren dabei Kälber-, Kuhstall und Molkerei des Hofguts, das wir bald erreichen. Bevor wir die Straße zum Eingangstor überqueren, machen wir noch einen Abstecher nach links zu den sehenswerten historischen Arbeiterhäusern.
Hofgut mit Charme
Dann betreten wir das Hofgut Oberfeld, das rund um einen kleinen Anger angelegt ist. Ehemals fürstliche Hofmeierei, dann Staatsdomäne und Pferdezucht (die hier geborene Stute Halla wurde mit Hans Winkler weltberühmt), zunehmend verfallen, wurde der Hof durch private Initiative zum Vorzeige-Ökobetrieb und pädagogischen Lernort. Das Café lockt zu einer Pause. Wieder an der Straße, gehen wir kurz nach links, dann rechts in den Römheldweg, in der Kurve geradeaus auf den Fußweg und durch das Tor in den Park Rosenhöhe. Der Garten des Spanischen Turmes bietet weiteren Skulpturen-Genuss. Wir biegen davor nach links, durch eine Streuobstwiese und vorbei am Rosarium, rechts am Häuschen ist ein kleiner Kräutergarten angelegt. Dahinter – noch vor der Hecke – gehen wir rechts und gelangen durch ein Tor zu den beiden Mausoleen und weiter nach links zu den Fürstengräbern des großherzoglichen Hauses Hessen, das 1937 durch einen Flugzeugabsturz fast ausgelöscht wurde. Auf dem Ludwig-Engel-Weg nach links, vorbei am chinesischen Teehaus und durch das steinerne Tor nach rechts, verlassen wir am Löwentor den Park.
Überall Jugendstil
Links liegt schon der Ostbahnhof – wer wandermüde ist,kann die Tour hier beenden. Doch ich führe meine Leser gern weiter zum Gesamtkunstwerk Mathildenhöhe. Wir gehen geradeaus über die Eisenbahnbrücke, sofort rechts und gleich links in den Olbrichweg, am Fiedlerweg kurz links und rechts in den Alexandraweg. An der Kreuzung Mathildenhöhweg wenden wir uns kurz nach links, um einen Blick auf das wunderschöne Haus Deiters zu werfen, das kleinste der acht Häuser, die nach den Plänen von Joseph Maria Olbrich für die Künstlerkolonie gebaut wurden. Weitere Villen von ihm und seinen Mitstreitern finden wir zum Beispiel am Alexandraweg, den wir jetzt ein Stück entlanglaufen. Rechts den Hang hoch thront das Ernst-Ludwig-Haus, früher Gemeinschaftsatelier, heute das Museum Künstlerkolonie Darmstadt. Wir nehmen unterhalb des Tempelchens die Treppen rechts hoch und schlendern zwischen Russischer Kapelle und Ausstellungsgebäude zum Portal des Hochzeitsturms, dann links treppab in den Platanenhain, am anderen Ende links heraus und zur Brunnenanlage Lilienbecken. Dahinter bringt uns ein Fußweg parallel zum Eugen-Bracht-Weg bergab. Am Prinz-Christians-Weg erwartet uns an der Hausnummer 13 noch eine Überraschung: Der Vortex-Garten des Hauses Martinus, ein öffentlicher Garten in Privatbesitz, der den Besucher in eine mystische Welt entführt. Den Eugen-Bracht-Weg weiter hinab, stoßen wir auf die Landgraf-Georg-Straße. ÖPNV-Wanderer können hier schon den Bus nehmen, wer sein Auto am Ostbahnhof hat, geht noch rund 300 Meter nach links.
Event- und BadeTipp
Hofgut Oberfeld: Erntedankfest mit Gottesdienst im Freien (erster So im Okt.); Badetipp: Die Tour endet am denkmalgeschützten Naturfreibad Großer Woog. Hier lässt es sich nach der Wanderung stilvoll baden.
Region
Touren-Charakter
Leichte Streckenwanderung ohne nennenswerte Steigungen. Wald-, Feld- und befestigte Wirtschaftswege und Straßen
Ausgangspunkt
Darmstadt, Waldparkplatz am Bessunger Forsthaus/Jugendhof
Endpunkt
Jugendherberge am Woog (Landgraf-Georg-Straße Nähe Ostbhf.)Für Abkürzer
Nach der Rosenhöhe am Löwentor links die Straße hinunter zum Ostbahnhof (ca. 1,5km weniger).
Die Künstlerkolonie: Jugendstil in Darmstadt
Ein Bebauungsplan für den schon als Park angelegten Hügel über der Stadt, mit dieser Idee konnte Großherzog Ernst Ludwig 1897 namhafte Architekten gewinnen. Als Feingeist lag ihm an der Förderung zeitgenössischer Kunst. Mit seinem Verleger Alexander Koch gründete er 1899 die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe, eine Gruppe von Künstlern und Kunsthandwerkern, die hier in ihren Ateliers gemeinsam wirkten. Sie schufen Bauwerke samt harmonisch durchgestalteter Innenausstattung, Gartenanlagen und Skulpturen. Der Erste Weltkrieg ließ die Gruppe auseinanderbrechen. Doch bis heute weht ein lebendiger Geist durch das Ensemble, mit Jugendstil-Museum, Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen in den Villen – und nicht zuletzt dem Standesamt im Hochzeitsturm.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.