Wandern Hessen: Über drei Hügel ab Darmstadt Böllenfalltor
Waldkunst und Streuobst. Im 18. und 19. Jahrhundert war Darmstadt großherzogliche Residenz mit Prachtbauten, Parks, Gartenvorstädten und Wäldern für herrschaftliches Jagdvergnügen. Nach Kriegsbombardierung und Wiederaufbau hat die Stadt heute ein anderes Gesicht, doch an vielen Stellen finden sich noch Spuren architektonischer Landschaftsgestaltung. So in diesem lauschigen Wald zwischen Böllenfalltor und Eberstadt.
Waldkunstpfad und Ludwigshöhe
Gleich hinter dem Biergarten und dem Parkplatz des Restaurants geht es rechts auf einen Waldweg. An der ersten Gabelung halten wir uns links, schwenken auf den Ludwigshöhpfad ein und begegnen bald den ersten Kunstwerken des Waldkunstpfads. Er begleitet uns ein Stück und wir können wunderbare, in die Natur eingearbeitete Werke bewundern. An der Gabelung bleiben wir rechts und folgen ab jetzt dem roten S des 7-Hügel-Steigs. Auf gewundenem Weg erreichen wir die Ludwigshöhe. Benannt nach Großherzog Ludwig I., war sie sogar einmal eines der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands! Wo bis zum Zweiten Weltkrieg ein Hotel, eine Skisprungschanze sowie eine Bob- und Rodelbahn lockten, stehen heute verträumt ein Aussichtsturm, eine kleine Restauration und Picknickbänke. Von der Terrasse erblickt man Darmstadt, Frankfurt und den Taunus, nach links bei klarem Wetter auch Wiesbaden, Mainz und das Rheinhessische Hügelland.
Von der Marienhöhe zum Prinzenberg
Wir biegen noch vor dem Turm links ab, die Stufen hinunter vorbei an der Ludwigsklause, über die Straße und neben der Sternwarte mit dem roten S geradeaus in den Wald. An einer Gabelung links haltend, führt der Pfad zur Marienhöhe, ein ehemaliger Waldpark, dessen Glanz man nur noch erahnen kann. Wir verlassen kurz das S nach rechts zum Standort des zerstörten Marientempels und dem nahen Schembstempel. Dort stand das prächtige Haupthaus des Waldparks, heute gehört es zu einem Gymnasium. Zurück zu unserer Markierung, führt uns das S kurz steil bergab, auf gewundenem Pfad aus dem Wald und über eine schmale Lichtung, dahinter rechts für 20 Meter auf den Steckenbornweg und links auf einem Pfad bergauf. Kurz hinter der Kuppe biegen wir mit dem roten S rechts bergab zum oberen Rand weitläufiger Streuobstwiesen. Geradeaus folgen wir unserem Zeichen hinauf auf den Prinzenberg und oben rechts zum Rastplatz mit Bänken und Infotafel. Hier lohnt sich eine Pause, der Weitblick reicht vom Melibokus über Eberstadt und die Rheinebene bis zum Donnersberg. Dann führt uns unser rotes S vor der Infotafel rechts bergab über die Wiese, an der Gabelung rechts und am Waldrand links auf den Hauptweg Richtung Darmstadt-Eberstadt.
Im Bogen zu Melita
Am Aussichtspunkt Wilbrandshöhe halten wir uns links. Nun auf geteertem Weg, geht es Richtung Ortsrand, vorbei an Häusern, Gärten und einem Parkplatz. Gleich hinter dem Parkplatz verlassen wir das rote S des 7-Hügel-Steiges und biegen scharf links auf den geteerten Weg (Hettersbachweg), nach rund 20 Metern rechts auf einen sandigen Trampelpfad und durchqueren den Bachgrund. Dahinter führt uns der Pfad links leicht bergauf, durch lichtes Gehölz zum Rand einer Wiese. Dort bleiben wir links, am Schuppen vorbei parallel zum Bach und erreichen bald einen befestigten Feldweg, biegen links darauf ein und wandern vorbei an Weidezäunen und Gärten Richtung Prinzenberg. Im Bachgrund blitzen Angelteiche, darüber sehen wir den Hang, an dem vorhin unser Wiesenweg entlangführte. Entlang der Koppeln bleiben wir immer geradeaus, am Waldrand vorbei und mit einer Rechts-links-Biegung um ein Feld herum bis zu einer Kreuzung, wo mehrere Wanderzeichen (1, 2) queren. Hier biegen wir links ab. Durch die Schranke hindurch, erreichen wir nach wenigen Schritten eine Lichtung mit Picknickplatz und können am Melita-Brunnen frisches Wasser schöpfen. Die eingefasste Quelle ist benannt nach Prinzessin Victoria Melita von Sachsen-Coburg, erste Frau des Großherzogs Ernst Ludwig. Ihr Name wurde nach der Scheidung aus der Stadt getilgt – doch den Brunnen im Wald hat man anscheinend übersehen.
Goethe und der Teufel waren schon hier
Hinter der Lichtung biegen wir ohne Wanderzeichen rechts auf einen Schotterweg und erreichen nach rund 300 Metern den breiten Ludwigsweg, dem wir nach links folgen. Etwa 700 Meter weiter, an einer Kreuzung mit Bank, biegen wir links auf den Viereicher Weg, überqueren mit ihm die alte Bogenschneise und gelangen an der Wilbrandschneise an eine Wegspinne. Unser Viereicher Weg führt uns halb rechts als schmalerer Pfad bergab. Nach etwa 300 Metern nehmen wir an der Gabelung den rechten Pfad, der noch etwas steiler bergab führt, und erreichen bald einen Weiher, denGoetheteich. Links daran vorbei, gelangen wir zu einer größeren Wegspinne. Vor uns ragen Felsen von der Flanke des Herrgottsbergs empor, Reste früherer Steinbrüche, aber vom abergläubischen Volk Teufelskralle genannt. Angeblich hatte man den Teufel mit einer Täuschung dazu gebracht, auf dem Berg eine Kapelle zu errichten, und mit diesen Felsen wollte der zornige Geselle sie zerstören, allerdings erfolglos. Seine Krallenspuren sollen noch sichtbar sein. Doch auch Schöngeister wurden von diesem Felsen inspiriert. Eine Inschrift erinnert an Goethe und seinen »Kreis der Empfindsamen«. Wir wenden uns nach rechts und gleich wieder links und folgen dem Pfad steil bergauf, kurz nochmals begleitet vom roten S. Oben auf dem Herrgottsberg gibt es noch steinerne Reste der Martinskapelle aus dem 16. Jahrhundert. Geradeaus an der Kuppe vorbei, bergab und an der T-Kreuzung nach links, erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt.
Region
Touren-Charakter
Stadtnahe Rundwanderung mittlerer Anforderung durch hügeligen Wald und über Streuobstwiesen. Überwiegend gut begehbare Waldwege und Pfade. Mehrere Auf- und Abstiege, teils etwas steiler
Ausgangspunkt
Darmstadt, Böllenfalltor (Ecke Nieder-Ramstädter Straße/Klappacher Straße, am Restaurant Bölle)
Endpunkt
Darmstadt, Böllenfalltor (Ecke Nieder-Ramstädter Straße/Klappacher Straße, am Restaurant Bölle)Waldkunst und Streuobst
Eine Kunstausstellung mitten im Wald, deren Werke mitwachsen und sich mit der Natur verändern – das ist der Internationale Waldkunstpfad in Darmstadt. Auf einem rund 2,5Kilometer langen Abschnitt sind Exponate internationaler Künstler in die Natur integriert. Alle zwei Jahre schafft ein neues Symposium des Vereins für Internationale Waldkunst e.V. eine neue Ausstellung. Eine Verbeugung vor der Natur sind auch die Streuobstwiesen Darmstadt-Eberstadt/Prinzenberg. Sie bieten ein seltenes Habitat für Flora und Fauna und sind Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes NATURA2000.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.