Wandern Hessen: Rund um den Bensheimer Staatspark Fürstenlager
Fürstliche Sommerfrische. Im Absolutismus herrschte in der Darmstädter Residenz ein steifes französisches Hofritual. Doch zur Sommerfrische im »Dörfchen«, wie das Fürstenlager genannt wurde, waren die Sitten dahin. Man lagerte auf der Wiese und amüsierte sich mit Schäferspielen. Nicht unbeobachtet! Die bäuerlichen Untertanen beäugten das Treiben vom Rande des Talkessels. Aus dieser Perspektive nähern auch wir uns dem Fürstenlager und betreten erst am Ende den wunderschönen Park.
Aufstieg durch die Wolfsschlucht
Mit dem Bahnhof im Rücken kurz nach links, gehen wir rechts durch die Otto-Beck-Straße, hinter der Post gleich rechts (Im Bangert) und am Bach entlang zu einem kleinen Park. Vor dem Park-Hotel mit Biergarten geht es links zur Straße. Wir überqueren sie, gehen gegenüber in die Bachgasse und anschließend ein Stück geradeaus entlang des Ziegelbaches, der hier munter neben dem Bürgersteig plätschert. Sehenswert ist auf der linken Seite der spätbarocke Bau der ehemaligen Synagoge. Direkt dahinter an der Mitfahrer-Bank geht es rechts in die Ludwigstraße, dann links bergauf (In der Wolfsschlucht). Die Gasse mündet auf einem Waldweg, hier rechts findet sich der Gedenkstein Wolfsschlucht, der an eine Unwetterkatastrophe im Jahr 1928 erinnert. Es geht die Treppe hoch, dann nach links und gleich wieder nach rechts. Der Fußweg führt uns am Friedhof vorbei bis zur Bergkirche mit ihrem spätgotischen Turm. Hier können wir einen ersten weiten Blick über Auerbach und auf den Rheingraben genießen.
Zwischen Weinberg und Park
Weiter geht es scharf rechts in den Kirchweg, nun auf der anderen Seite am Friedhof vorbei. Oben an der Bushaltestelle wenden wir uns links und erreichen bald die oberen Ausläufer des Landschaftsparks Fürstenlager, der sich links im Tal erstreckt. Ein Weg führt hinab, doch wir bleiben geradeaus, nehmen den Pfad direkt entlang der Grundstücksmauern und dahinter an der Gabelung dann den rechten Pfad und kommen über die Gustav-Eller-Ruh hoch auf den Altarberg mit dem nostalgischen Teehaus. Es lädt am Rande des Weinbergs zur panoramareichen Rast. Wir blicken auf den Rheingraben mit der fruchtbaren Bergstraße. Das silberne Band des Flusses blitzt nur an wenigen Stellen hervor, sein Verlauf wird durch die Bäume und stellenweise durch die Industriebebauung markiert. Links liegt Bensheim, dahinter in der Ferne die Industrieregion Worms-Frankenthal-Ludwigshafen. Noch weiter am Horizont erkennen wir bei gutem Wetter sogar den Pfälzerwald, rechts davon den Donnersberg und noch weiter rechts das Rheinhessische Hügelland.
Das Fürstenlager zu Füßen
Mit dem Teehaus im Rücken steigen wir rechts bergab zu einer Pappelallee, die uns immer oben im Bogen um das Fürstenlager herumführt (Rundwegmarkierung 8). Nach dem Aussichtspunkt Zedernblick und einer Rechtskurve biegt die 8 links ab. Wir bleiben aber auf dem oberen Weg zum Freundschaftstempel mit schönem Blick auf den fürstlichen Park und das Herrenhaus. Weiter geradeaus und durch eine junge Allee leicht bergauf, stößt unser Weg auf einen breiten Kiesweg. Hier ist unsere Richtung links, doch zuvor überqueren wir den Weg zum Aussichtspunkt Ludwigslinde oberhalb des Weinbergs, mit Blick auf die Heppenheimer Starkenburg und die Hügel des Odenwalds. Vom Aussichtspunkt zurück auf den Kiesweg und jetzt rechts, wandern wir aus dem Landschaftspark heraus. Hinter einem Haus am Wegesrand sehen wir die Wanderzeichen rotes A/gelber Balken und folgen ihnen. Links fällt unser Blick auf das Auerbacher Schloss, den Melibokus und die Eremitage, eine rindenverkleidete Klause, die wir später noch streifen.
Wald mit Geschichte
An der Hermann-Schäfer-Eiche biegen rotes A/gelber Balken kurz ab, wir bleiben geradeaus (Richtung Felsenmeer) und wandern zwischen Koppeln leicht bergauf in den Wald, wo die Zeichen wieder zu uns stoßen. Etwa 250 Meter weiter folgen wir ihnen nach links. Durch einen Hohlweg gelangen wir zur Mountainbike-Anlage und der Zeppelinhütte. Weiter geht es auf den Markierungen bergab. An einer Wegeinmündung stoßen wir auf die Felsformation Toter Mann, eine uralte Wegmarke, umrankt von einer finsteren Sage vom Mord einer Frau an ihrem Ehemann im Jahr 1555. Etwa 400 Meter weiter, nach einer Einmündung, gelangen wir zu einem Wegedreieck mit kleiner Bauminsel. Hier verlassen wir die Markierungen (rotes A, gelbes Quadrat) und laufen in einer Spitzenkehre links bergab. Auf unmarkiertem Waldweg durch Laubwald umrunden wir die Ludwigshöhe, die einige Felsen hervorblitzen lässt. An der Gabelung (rechts geht es ins Tal und zum Marmorwerk im Mühlgrund) bleiben wir links, am Bismarckstein vorbei, und kreuzen bald den Mountainbike-Trail. Kurz dahinter biegen wir rechts auf den Pfad bergab (hier gehen wir wieder mit den Wanderzeichen rotes A/gelbes Quadrat).
Fürstlicher Park, ländliche Idylle
Ein Stück geht es jetzt geradeaus durch den Wald, dann unterhalb einer Koppel rechts zur Eremitage, die wir anschauen können. Wir folgen den Zeichen noch bis zur T-Kreuzung am Wiesenweg. Anschließend gehen wir rechts auf dem Doktor-Lommel-Weg (wieder Rundweg 8) durch die saftigen Streuobstwiesen ins Tal und schließlich zum Fürstenlager mit dem schmucken Herrenhaus und den anmutigen Gebäuden, die sich wie in einem Bilderbuchdorf in den Talgrund schmiegen. Hier sollten wir uns etwas Zeit für die Besichtigung nehmen. Dann schlendern wir über die Lindenallee aus dem Park heraus. Durch die Bachgasse (Parkplatz Fürstenlager), nach rechts in die Weidgasse, links in die Schloßstraße, rechts in die Karlsbader Straße und über die B3 erreichen wir bald den Bahnhof.
Kultur- und Event-Tipps
Park-, Botanik-, Funzel- sowie individuelle Führungen im Fürstenlager (s. Website). Künstlerweihnacht im Fürstenlager (2. Adventswochenende)
Region
Touren-Charakter
Rundwanderung mittlerer Anforderung über meist gut begehbare Wald- und Wiesenwege, Zuweg zum Bahnhof durch den Ort. Anfangs steil, dann gemütlichere An- und Abstiege
Ausgangspunkt
Bensheim-Auerbach, Bahnhofsvorplatz (Ecke Wilhelmstraße/Otto-Beck-Straße)
Endpunkt
Bensheim-Auerbach, Bahnhofsvorplatz (Ecke Wilhelmstraße/Otto-Beck-Straße)Staatspark Fürstenlager
Mit der Entdeckung mineralischer Quellen um 1730 begann der Ruhm dieses engen Tales am Westrand des Odenwalds. Aus dem Gesundbrunnen wurde in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts ein festes Ziel des Darmstädter Landgrafen LudwigVIII. und seiner Familie. Er ließ die ersten standesgemäßen Unterkünfte errichten. Landgraf LudwigX., später Großherzog, erwarb schließlich das Gelände als Sommerresidenz, baute ab 1783 das Dörfchen und ließ den Landschaftspark nach englischem Vorbild anlegen. Auch die russische Zarenfamilie, eng verwandt mit dem Haus Hessen-Darmstadt, weilte hier im Fürstenlager. Heute ist der 46Hektar große Staatspark mit seinen exotischen Pflanzen und seinem gut erhaltenen baulichen Ensemble von hohem kultur- und kunsthistorischem Wert.
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