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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Harz: Von Blankenburg bis Neinstedt

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
13 km
Aufstieg:
170 m
Abstieg:
170 m

Entlang der Teufelsmauer. Die Teufelsmauer ist eine Reihe von bizarren Felsen parallel zum nördlichen Harzrand. Sie bietet Gelegenheit, über die ungeheuren Dimensionen geologischer Kräfte zu staunen, die Gesteinspakete von vielen Kubikkilometern angehoben und verstellt haben.

Beschreibung

An der Blankenburger Teufelsmauer 

 Vom Bahnhof Blankenburg gelangen wir südwärts auf der Herzogstraße zu einem Kreisel und folgen links der Hasselfelder Straße (B 81) bis zur links abzweigenden Straße Heidelberg (Parkmöglichkeit). Am Felsanschnitt führt links eine Treppe hinauf zum Beginn des Kammweges. Er verläuft deutlich ansteigend am niedrigen Großmutterfelsen vorbei zum Fuß des markanten Felskopfes Großvaterstuhl. Dieser kann auch von Kletterunkundigen über in den Fels geschlagene und ausgelatschte Stufen entlang solider Eisengeländer bestiegen werden und bietet einen weiten Rundblick über Blankenburg und das Harzvorland.

Der Weiterweg führt in einer milde sportlicheren Form über den felsigen Bergrücken der  Blankenburger Teufelsmauer. Hier und da ist die Begehung durch geschlagene Stufen oder Geländer erleichtert. Wer es bequemer möchte, der findet südseitig einen Weg unterhalb der Felsen. Beide Routen führen schließlich gemeinsam hinab zu einem Bergsattel. Aus diesem gehen wir nach links hinab in das Tal Sautrog zur düster überhängenden  Gewitterklippe.

Von hier folgen wir den Schildern in Richtung Timmenrode hinauf auf die Fortsetzung des Bergkammes und erreichen nach den schmalen Felszähnen der Grattürme den markant, hoch und schroff nach Osten abbrechenden Felsturm  Hamburger Wappen. Wir halten uns davor rechts und steigen südseitig hinab zum vorgelagerten Felsrücken. Dort ist eine geräumige Höhle aus dem weichen Fels gehauen. Sie heißt Kuhstall, wäre aber für solche Nutzung zu klein, wenn man nicht Tierquälerei betreiben will. Durch eine Plantage führt uns ein Weglein hinab in den Ort Timmenrode.

Zur Warnstedter und Neinstedter Teufelsmauer   

Auf der Warnstedter Straße (K 2356) gehen wir von Timmenrode auf dem beackerten Bergrücken mit weitem Blick ostwärts. Am Ortsrand von Warnstedt folgen wir südwärts der Thalenser Straße (L 240). Wo diese nach dem Ort scharf nach rechts biegt, gehen wir die Feldstraße geradeaus an zwei Häusern vorbei und hinauf zum Bergrücken. Dann folgen wir links (ostwärts) einem hübschen schmalen Fußweg an den niedrigen, aber keck-schroffen Felsen der  Warnstedter Teufelsmauer entlang. Der Weg führt danach hinab in einen Sattel vor der Felsgruppe Mittelstein. Diese umgehen wir auf einem Weg südseitig und gelangen dann zu den markanten Felstürmen der Neinstedter Teufelsmauer. Mit dem Westfels, dem allseits senkrecht aufragenden Königstein und der lang gestreckten Weddersleber Wand sind dies die höchsten und wildesten Felsen des Harzvorlandes.

Vom Ostende, der Schlangenecke, folgen wir nun einem als Weg der Kaiser und Könige ausgeschilderten Feldweg westwärts entlang des Flusslaufs der Bode bis zum Ortsteil Wendhusen. Hier sind Reste des ehemaligen Klosters Wendhusen historischer Grund. Südwärts gelangen wir bald zum Haltepunkt Thale-Wendhusen der Bahnlinie.

Noch mehr von der Teufelsmauer 

 Neben dem beschriebenen Abschnitt der Teufelsmauer gibt es weiter östlich mehr: Nördlich von Ballenstedt liegen der Kleine und der Große Gegenstein. Westlich davon bis nach Rieder hin finden sich jedoch nur noch Steinbrüche und ein einzelner Felsklotz als letzte Zeugen des Abbaus weiterer Felsen. Ebenso gibt es parallel zur eigentlichen Teufelsmauer weiter nördlich bei Westerhausen mit dem Kamel und Dromedar eine weitere Felsenreihe (in royalistischer Denke auch hier zeitweilig als »Königsstein« benannt). An drei Stellen der Nordseite des Dromedars sind ringförmige Kerben ausgemeißelt worden, um dort wie auch anderswo Mühlsteine zu gewinnen. Dieser Versuch wurde jedoch vermutlich wegen mangelnder Felsqualität abgebrochen.

Die Sage dazu ...   

Es existiert aus frühchristlicher Zeit die alte Geschichte vom frustrierten Teufel. Der soll projektiert haben, heimlich im Schutz der Nacht – wohl weil dann die himmlischen Heerscharen schlafen und das nicht mitbekommen – aus großen Steinen eine Trennmauer zwischen seinem Teufelsreich Brocken und den sich im ­Vorland ausbreitenden christlichen Siedlungen aufzustapeln. Weil eine schon früh von Cattenstedt zum Markt strebende Bauersfrau mit einem Hahn im Korbe stolperte, dieser vor Schreck krähte und vorzeitig den Tag in Gang setzte, soll der heimliche Baumeister seine Mauer nicht termingerecht noch in der Nacht fertig bekommen und sie deshalb in einem Wutanfall selber wieder umgeworfen haben.

Diese Geschichte bringt nicht nur nach Art von »alternativen Fakten« mit dem Hahnenschrei und dem Tag Ursache und Wirkung durcheinander, sondern verkennt auch, dass alle Felsen und auch die Teufelsmauer gar nicht aus Einzelteilen übereinandergetürmt sind. Sie sind Skulpturformen, also nur aus vorhandenen Massen durch Wegbrechen von Material stehen gebliebene Reste, wie eine vom Steinmetz aus einem Block herausgearbeitete Skulptur. Ohnehin passt die Tatsache, dass gerade die in der Gegend ersten christ­lichen Klöster in Wendhusen und bei Blankenburg lagen – und damit auf der Brockenseite der Mauer –, nicht so recht zur Begründung des Projektes. Wenn der Böse damit denn nicht zusätzlich als doof dargestellt werden sollte ...

... und Wirklichkeit   

Die Sage verkennt die eigentlichen Gewalten, die sich in der Entstehung dieser markanten Sandsteinfelsen entfalteten. Unter dem ungeheuren Druck der Afrikanischen auf die Fenno­skan­dische Kontinentalplatte wurde der riesige, Dutzende von Kilometern lange Block alter Harzgesteine um Tausende von Metern – weit mehr als das Doppelte der Höhe des Brockens! – hochgedrückt. Dabei wurden die im Vorland horizontal liegenden Meeresablagerungen des Erdmittelalters an ihrem Rand in die Senkrechte aufgebogen. Die härtesten dieser Schichten bestehen hier aus Sandstein. Dieser widerstand den Kräften der Gesteinszerlegung durch Frostsprengung, Lösungsvorgänge und Abtragung des fließenden Wassers länger als die weniger harten Nachbargesteine und bildet nun mit seinen Schichtköpfen lang gestreckte Felsen vor der Verwerfungslinie.

Im bei Sonnenschein extrem trockenen Mikroklima verdunstet von der Felsoberfläche Wasser. Dadurch wird aus dem Felsinneren weiteres Wasser an dessen Oberfläche gesaugt. Beim Verdunsten bleiben die im Wasser gelösten Mineralien zurück und schaffen eine härtere Kruste. Sie bremst die weitere Abtragung. Diese Vorgänge führen zugleich zur Bildung einer kleinen Wunderwelt von vielgestaltigen und immer individuell einmaligen Löcher- und Wabenstrukturen. Im Detail sind sie von den Ungleichmäßigkeiten des Gesteins geprägt, die bei der Ablagerung der Schichten entstanden. Auch haben entlang von Rissen in das Gestein sickernde Mineralien vielerorts diese ehemaligen Bruchlinien zu besonders hartem Fels verkieselt, der nun wiederum der Abtragung besonders gut widersteht. Insgesamt schaffen diese Vorgänge Oberflächen von atemberaubender Vielfalt und Schönheit.

Ebenso wie anderswo wurden die Felsen (Abris) bereits in grauer Vorzeit von unseren Ahnen zum Wind- und Regenschutz aufgesucht. Auch bieten sie Vögeln Brutplätze. Und natürlich gibt die vielgestaltige Oberfläche schützende Nischen für Flechten und Blümchen ab. Die Teufelsmauer war bereits im 19. Jahrhundert eines der ersten Gebiete, an denen sich die romantische Weltsicht zur Entwicklung der Idee von Naturschutz verdichtete. Dieser richtete sich damals vor allem gegen die ökonomischen Interessen am Gesteinsabbau, der anderswo (z. B. bei Rieder, aber auch in der Lausitz bei Görlitz) solche originellen Naturgebilde bereits gnadenlos vernichtet hatte. Heute sieht der Naturschutz den Schwerpunkt im Schutz des Trockenrasens im Umfeld der Felsen. Deshalb werden Besucher gebeten, nur auf den Wegen zu gehen. Und das für den Bestand der Felsen unschädliche Klettern wurde verboten.

Region

Touren-Charakter

Großzügige Streckenwanderung, meist auf Wirtschaftswegen, teils auf Pfaden

Ausgangspunkt

Bahnhof Blankenburg Endpunkt Bahnhalt Thale-Wendhusen westlich von Neinstedt

Endpunkt

Bahnhof Blankenburg – Endpunkt Bahnhalt Thale-Wendhusen westlich von Neinstedt
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