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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Harz: Von Bad Grund auf und in den Iberg

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:30 Std.
Länge:
5 km
Aufstieg:
240 m
Abstieg:
240 m

Blick in die Geschichte der Menschen. Auch diese Unternehmung führt sowohl über eine Bergkuppe des Westharzes hinweg wie in sein Inneres hinein. Hier begegnen uns Spuren der Erd-, Vegetations-, Bergbau- und der Menschheitsgeschichte und können uns zum Staunen und Nachdenken bringen.

Dieser alte Stollen am Märchengrund wird auch als Heilstollen benutzt.wandern, leicht
Dieser alte Stollen am Märchengrund wird auch als Heilstollen benutzt.© Richard Goedeke
Beschreibung

Zur Baude Albertturm auf dem Iberg

  Vom Parkplatz am HöhlenErlebnisZentrum gehen wir nordwärts den steilen Weg in Richtung Schweinebraten 100 Meter hinauf. Dann biegen wir nach links ab. Ein schmalerer Weg führt in einem kleinen Hohlweg durch ein altes Bergbaugebiet mit Blick in nebenan gelegene Pingos früherer Schächte (auf keinen Fall in deren Grund gehen – Einsturzgefahr!). Dass solche Löcher mit einfachsten Werkzeugen von Hand geschaffen wurden, lässt uns die Härte der damaligen Bergmannstätigkeiten ahnen.

Der Weg führt steil hinauf zum alten Höhlenausgang und in weiteren Zickzacks zur aus Kalkstein bestehenden  Bismarckklippe. Hier folgen wir nach rechts dem Weg an den sogenannten »Gletschertöpfen« vorbei zur Baude beim  Iberger Albertturm und ihren kulinarischen Angeboten (darunter im Frühjahr auch eine herrliche Bärlauchsuppe aus nahen Wäldern frisch auf den Tisch!). Der Turm bietet weiten Ausblick, auch zum nebenan Landschaft fressenden Riesenloch des Kalksteinbruches (der auch durch Sprengungen das HöhlenErlebnisZentrum bedroht). 200 Meter östlich bietet ein aufgeschütteter Aussichtsplatz ebenfalls einen informativen Ausblick auf das Loch.

Zum Hübichenstein

  Der Weiterweg beginnt mit der Rückkehr zur Bismarckklippe. In einem weiten Bogen führt der Weg dann nordwärts bis nahe an den älteren Teil des Steinbruchs. Dann leitet er nach links, südwestlich hinab zum Parkplatz am  Hübichenstein und dem Eingang zum Arboretum WeltWald. Diese Sammlung von Bäumen aus aller Welt genau zu erkunden, verlangt einen Tag. Der Nebengipfel des im Meer der Devonzeit entstandenen Felsens kann jedoch rasch über eine steile Treppe erstiegen werden. Unter der fast 40 Meter hohen schroffen Nordostwand befindet sich eine Freilichtbühne für gelegentliche Theateraufführungen, vor allem zu Walpurgis.

In der dort seitlich gelegenen Höhle ging der Autor dieser Zeilen vor Jahren einmal mit einem Freund in den dort mündenden uralten Bergwerksstollen. Dort begegnete ihnen zwar nicht der angeblich sein Reich hütende sagenhafte Zwergenkönig Hübich. Aber im Schein ihrer Kerze erblickten sie nach einem Dutzend Metern über ihren Köpfen in der Decke einen von Rissen abgelösten Riesenblock. Er wurde nur durch einen daneben in den Ablöseriss geschlagenen altersbleichen Holzpflock gehalten. Ob dieser Holzpflock diese Aufgabe noch erfüllen konnte oder sich bei der kleinsten Erschütterung in Staub auflösen und den Block auf unsere Köpfe entlassen würde, war nicht zu erkennen.

Vor dieser Kostprobe früher primitiver Bergwerkssicherung und des damit verbundenen Risikolevels verließ die unternehmungslustigen Erkunder dann doch der Mut und sie waren froh, als sie wieder heil draußen waren.

Auf dem wenig unterhalb der Straße südwärts weiterführenden Weg gehen wir mit hübschem Blick ins Tal 800 Meter zu einer steilen Zufahrt. Danach führt ein Weg in gleicher Richtung oberhalb zweier Häuser weiter und dann etwas hinab zu einer Wiese. Hier sind an einer kleinen Straße ansehnliche Blöcke von typischen Harzgesteinen aufgereiht. Wir folgen ihr weiter aufwärts zu einem schon früh als  Heilstollen genutzten alten Bergwerkseingang und danach durch den mit geschnitzten Holzfiguren dekorierten Märchengrund. Nach kurzem Anstieg sind wir wieder am HöhlenErlebnisZentrum.

Iberg und Hübichenstein

 Der Iberg und der nördlich benachbarte Winterberg bestehen aus Kalk der Devonzeit. Er entstand ebenso wie der bei Rübeland in einem tropischen Flachmeer als Ablagerung der Kalkskelette von Korallenriffen, Muscheln und Schwämmen. Durch die herzynische Gebirgsbildung wurden diese Ablagerungen unter großem Druck und Hitze gefaltet und zerbrochen. In Spalten und Klüften setzten sich Erze ab. Durch spätere Hebung und Abtragung kamen sie in eine Lage nahe der Erdoberfläche und ermöglichten schon früh den Erzbergbau.

Dieser begann hier bereits vor mehr als 2000 Jahren mit dem Schürfen von Eisenerz, wurde im 15. Jahrhundert mit dem Know-how von aus dem Erzgebirge und Tirol angeworbenen Bergleuten intensiver und dauerte in Bad Grund bis 1992.

Mit ihm verbinden sich Sagen und Märchen um den Zwergenkönig Hübich. Nach diesem ist auch der markante Felsen Hübichenstein benannt. Er wurde um die Jahrhundertwende mit einem Blechadler und später zeitweise auch mit einem riesigen Hakenkreuz verunziert (woran noch ein Ring fetter, hässlich rostender Schrauben erinnert). Der Fels ist mit zahlreichen schwierigen Kletterrouten ein herausragendes Ziel norddeutscher Kletterer, das allerdings derzeit immer noch mit fadenscheinigen Begründungen verbotene Heimat ist. Angesichts der anderen touristischen Nutzungen und des nach wie vor einmalige Höhlen fressenden Gesteinsabbaus nach Kubikkilometern erscheint dieses behördliche Totalverbot des Kletterns – zumal in einem Tourismusort – als völlig unverhältnismäßige und veränderungswürdige Ersatzhandlung.

Das HöhlenErlebnisZentrum

Die Iberger Tropfsteinhöhle wird seit 1874 als Schauhöhle besucht. Im HöhlenErlebnisZentrum wird sie neu in den geologischen Zusammenhang gestellt und erschließt anschaulich die Entstehung dieses Teils des Harzgebirges. In dem Zentrum sind auch der Nachbau einer im Gips und Anhydrit des nahen Lichtensteins entdeckten Klufthöhle und eine reichhaltige Ausstellung dazu zu sehen. In dieser Höhle wurde ein bronzezeitliches Familiengrab gefunden. Aus den Grabbeigaben waren neben Schmuck und Keramik in Speiseresten die damaligen Nutztiere und Kulturpflanzen zu erkennen. Der gute Erhaltungszustand der Knochen erlaubte sogar eine Bestimmung der DNA der bestatteten Menschen.

In einem Abgleich mit der DNA der heutigen Einwohner in der Umgebung des Lichtensteins konnte nachgewiesen werden, dass mehrere von ihnen mit jenen vor etwa 120 (!) Generationen lebenden bronzezeitlichen Menschen verwandt waren. Was für eine Gelegenheit, uns selbst als kurzfristiges Glied in einem großen Lebenszusammenhang zu begreifen! Und vielleicht auch zu erkennen, wie wichtig unser Handeln heute ist, damit die nach uns Kommenden ebenso wie wir eine bewohnbare Umgebung für ihr Leben vorfinden ...

Region

Touren-Charakter

Rundwanderung auf anfangs ­schmalen Naturwegen, dann auf breiteren Wegen

Ausgangspunkt

Parkplatz am HöhlenErlebnisZentrum in Bad Grund

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Der Harz als Naturerlebnis: plätschernde Bäche, windzerzauste Bäume, Sonnenlicht im Waldesdunkel – auf Wandertour im Harz.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.