Wandern Harz: Vom Okertal zu den Klippen der Käste
In der Welt der Kletterer. Das mit seinen Windungen und steilen Hängen markante Okertal ist nach dem Bodetal im Hinblick auf den Felsenreichtum im Harz nur die Nummer zwei. Aber es ist gut erreichbar und weitgehend zum Klettern freigegeben. Hier können auch Wanderer Einblicke in diesen Natursport gewinnen.
Zur Ziegenrückenklippe
Von der Wendeschleife der Goslarer Stadtbusse gehen wir am östlichen Hang des Okertales auf der breiten Waldstraße bergan. Bei einer Gabelung halten wir uns rechts und gelangen bald zu einer quer verlaufenden Straße. Auf dieser steigen wir rechts an in Richtung Käste. Wir passieren eine Linkskurve und gehen auf der breiten Waldstraße links weiter zu einer Rechtskurve. Etwa 150 Meter danach biegen wir nach rechts ab und folgen nun einem Grasweg hinaus auf einen Bergsporn. Oberhalb tritt der beachtliche Felsbau der Ziegenrückenklippe hervor.
Das Gestein dieser und der anderen Klippen erstarrte im Erdaltertum als Tiefengestein langsam zu Granit. Die heutigen Felsen entstanden erst nach der Heraushebung des Harzes beim Einschneiden der Täler. Sie widerstanden der Verwitterung am besten dort, wo zwischen den Klüften weite Abstände waren. Dort blieben Grate und Klippenreihen stehen. Kluftreiche Stellen werden rascher von der Verwitterung (sog. Wollsackverwitterung) angefressen und vom Wasser unter dem Wirken der Schwerkraft abgetragen. Über der prallen, steilen Westwand der Ziegenrückenklippe ragt sein aus großen gerundeten Blöcken bestehender Gipfel auf. Von diesem ziehen nach links eine steile Kante und nach rechts ein langer, etwas weniger steiler Grat herab. Dieser Anblick hat schon vor fast einem Vierteljahrtausend keinen Geringeren als Goethe herausgefordert. Und er fordert auch heute ebenso alle jene, die trotz Autosesseln und Smartphone noch laufen und klettern können und Freude daran empfinden. Und lässt sie aus ganz Norddeutschland und sogar von weiter her ins Okertal kommen.
Der Okertalblick
Wer sich aber auf Wandern und Schauen beschränken will, folgt dem Weg unter der Wand durch – und an schönen Tagen oft mit Blick auf die Kletterer darüber – zur nach rechts vorspringenden Aussichtskanzel Okertalblick mit Bank und Geländer. Danach führt der Weg steiler weiter. Nach 200 Metern bietet sich nach links, nur auf Pfadspuren, aber ohne besondere Gefahren, ein Abstecher zu den oberen Felsen. An denen kann man am besten nordseitig vorbeigehen und sieht dann unterhalb den über Riesenblöcke nur mit einigen Metern richtiger luftiger Kletterei erreichbaren Gipfelblock, den immerhin schon der damals noch nicht ganz alte Goethe bestiegen hat. Nach diesem Abstecher führt uns der Weg bald weiter hinauf zur hier fast horizontal verlaufenden Kästestraße.
Zum Treppenstein
Wir folgen dieser nach rechts und queren das Tal des Kuhschietenbaches (er heißt wirklich so!) bis zu einer markanten Haarnadelkurve nach links. Von dieser gehen wir nach rechts auf einem schmaleren Weg weiter. Er führt uns rasch zum rechts vorspringenden Großen Treppenstein, den wir auf einem mit geschlagenen Stufen und Eisengeländern harmlos gemachten Aufstieg über die Südseite und zuletzt von Westen bis kurz vor den höchsten Punkt besteigen können. (Auch den Treppenstein bestieg schon Goethe, allerdings noch ohne Treppen, sondern in der steilen Südrinne, in der damals einige Holzscheite verklemmt waren.) Vom Gipfel bietet sich ein großartiger Blick hinab ins Okertal und zum Kletterparadies der direkt gegenüber gelegenen Studentenklippen. Bei günstigem Wetter sind sogar in der überhängenden und besonders schwierigen Nordwand direkt unterhalb vom Aussichtspunkt Kletterer unterwegs.
Zur Käste
Nach Abstieg und Rückkehr zum Forstweg folgen wir gleich gegenüber vom Rastplatz einem steilen Naturpfad im Wald hinauf zum letzten Abschnitt der Kästestraße. Nach rechts bringt sie uns bald zur Gaststätte Kästehaus (aktuell in Renovierung). Von dort lässt sich nach rechts rasch die höchste Kuppe des Hutberges ersteigen. Vom Geländer aus bietet sich ein weiter Ausblick ins Okertal. Eine dicht unterhalb vorspringende gesichtsähnliche Felsbildung wird ausnahmsweise mal nicht als Teufel oder Hexe, sondern als »Der Alte vom Berge« bezeichnet.
Über die Kästeklippen
Von der Gaststätte führt ein schmaler Naturweg kurz südwestwärts hinab zur allseits schroffen Klippe Hexenküche. Sie kann auch von sportlichen Nichtkletterern bestiegen werden, indem man/frau sich durch enge Spalten ohne Absturzgefahr, aber mit einigen Mühen (je schlanker, desto weniger, und allemal textilverschleißend) hinaufwindet. Der Weg führt südwärts nach wenigen Minuten weiter zur direkt am Weg gelegenen »Mausefalle«. Der nur von einer aufregend dünnen Felsschwarte gestützte Felsblock ist das bekannteste Schaustück der Kästeklippen. Aber auch das ostseitig angelehnte »Große Harzandenken« ist als kompakter Riesenblock sehenswert. An diesen und den benachbarten Felsburgen gibt es gleichfalls eine Fülle von Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade. Der nach Westen vorspringende Fels mit Geländer ist die nach einem ehemaligen Bergwerk benannte Feigenbaumskanzel.
Der breit ausgetretene Weg leitet nordwärts hinab vor den Felskopf der Mooswand und dann schräg nach links steil hinab bis zu einem fast horizontalen Forstweg. Diesem folgen wir nach rechts, um einen Bergsporn herum, und dann stetig etwas ansteigend am östlichen Hang des Okertales nordwärts weiter. Bald wird rechts oberhalb der markante Felsbau Großer Kurfürst sichtbar. Er hat einen langen, plattigen Westgrat und eine schroffe, von schrägen Kluftrissen durchzogene Südwand mit prächtigem Kletterfels. Wir gehen unterhalb vorbei und gelangen nach kurzem weiterem Anstieg (aber noch vor einem Sendemast!) zu einem rechts oberhalb des Weges gelegenen Rastplatz.
Über den Eselsrücken
Genau gegenüber beginnt etwas versteckt ein nach Westen hinabführender Weg. Diesem folgen wir über den steilen und teils etwas felsigen Eselsrücken unterhaltsam, aber ohne Kletterei hinunter bis zum Grasweg Alte Harzchaussee (gegenüber eine Aussichtsbank). Auf ihm nach rechts, nordwärts. Nach einigen feuchten Stellen gehen wir unterhalb der oben sichtbaren Felstürme des Treppensteins durch und kommen gleich danach am besonders bei Kletteranfängern beliebten Eschwegefelsen vorbei. Etwas später passieren wir die oberhalb gelegenen Felsen Hauskante und Tank. Nach dem Tälchen des Kuhschietenbaches erkennen wir weiter oben wieder die Ziegenrückenklippe. Schließlich bringt uns der Weg zurück zur breiten Kästestraße. Wie zu Beginn der Wanderung gehen wir hinab zum Bushalt an der Wendeschleife und zu den Parkmöglichkeiten beim Waldhaus.
Region
Touren-Charakter
Gut zu gehende Rundwanderung auf teils breiten Wegen, teils auch auf schräg abfallenden Pfaden
Ausgangspunkt
Parkplatz bei Gaststätte Waldhaus (derzeit geschlossen) und Bushalt Waldhaus
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.