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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Harz: Rund um das Gipskarstdorf Questenberg

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
8.2 km
Aufstieg:
420 m
Abstieg:
420 m

Im Land der zerfallenden Felsen. Dies ist ein Stück sehr kleinteiliger Landschaft. Hier gibt es liebliche Täler und Wiesen zwischen schroffen Gipsfelsen und Bächen, die unverhofft im Untergrund verschwinden. Hier begegnen uns auf engstem Raum alle wesentlichen Elemente des Gipskarstes.

Beschreibung

Auf die Queste   

Vom Gasthaus Zur Queste gehen wir südwärts zum Ortsausgang und steigen dann rechts den steilen Pfad lumpige 85 Höhenmeter hinauf zur nur mit schütterem Rasen begrünten Gipskuppe der Queste. Hier steht ein entrindeter Baumstamm in einem Loch im Boden verkeilt. Er ist mit einem vertrockneten Kranz und seitlich daneben gehängten Sträußen aus Birken- und Buchenreisern dekoriert, die traditionell jedes Jahr am Pfingstmontag in einem Fest zum Sonnenaufgang erneuert werden. Der Brauch mit dem Kranz und den Sträußen ist wohl ein altes, wahrscheinlich wendisches Ritual, das dann in christlicher Zeit klug vermittelnd in die Feiern des Kirchenjahres aufgenommen wurde, so wie es ja auch mit den Ostereiern und dem Weihnachtsbaum geschah.

Der Blick auf den Ort und die gegenüberliegenden Gipsfelswände ist eindrucksvoll.

Zur Questenburg   

Beim Abstieg nordwärts führt der Weg an den Gipskarren der »Gletschertöpfe« vorbei und steil einen Treppenweg hinab zum oberen Ortsteil. Dort finden wir unterhalb der Kirche an einem Baum die bunt angemalte Figur des Roland, wie ein Riesennussknacker anmutend. Von hier steigen wir rechts der Kirche den steilen Zickzackpfad hinauf, an einer Terrasse mit Sitzbänken vorbei. Schließlich gelangen wir durch einen alten Torbogen in die malerische Ruine der  Questenburg. Sie zeigt über einem tiefen Graben malerisch krümelnde Mauern und einen bulligen Bergfried. Sitzbänke neben majestätischen Eichen und hübsche Ausblicke ins Tal und zum malerischen Dorf machen dies alles zu einem wahrhaft romantischen Fleck Erde.

Schwindendes Wasser

Wir gehen wieder hinab in den Ort und dort bald links, ostwärts auf dem Karstwanderweg hinaus in die Feldmark. Der Weg führt in einer flachen Talmulde hinauf und nach kurzen Kurven geradeaus zu Wiesen. Hier weist eine Infotafel nach rechts einen kleinen Weg hinab zur  Dinsterbachschwinde. Er führt an zwei in der Wiese eingesenkten Erdfällen vorbei und danach im Wald vor die steile, aus rotem Lehm bestehende Bachkerbe. Weiter rechts fließt hier der Bach am Fuße einer hohen Gipswand mit frischen Abbrüchen hinab in eine zwischen großen Gesteinstrümmern erkennbare Höhlung. Der Gedanke, in diese Höhlung hi­nein­zukriechen, fühlt sich schon herzlich unheimlich an. Und der, das ja gar nicht tun zu müssen, sehr angenehm.

Weiterweg zu mehr Gipkarst   

Zurück an der Feldstraße folgen wir ihr weiter über eine enge Rechtskurve und 300 Meter danach zu einer Linkskurve. Hier gehen wir nach rechts, südlich, an Waldstücken, Lichtungen und Buschgruppen vorbei einen Kilometer bis vor eine offene Wiese. Dort biegen wir nach rechts, westwärts, nahe dem Waldrand bis zum hintersten Winkel der Wiese, nehmen dann den Weg links, südwärts, entlang des Waldrandes und durch Wald geradeaus bis hinter eine alte Obstplantage zu einer Biegung mit einem Wegekreuz. Rechts folgen wir dem westlich führenden horizontalen Weg (Markierung gelber Querstrich, nicht den steil hinab in ein Tal führenden Weg nehmen!) bis zu einer Biegung nach links. Hier leiten uns Pfadspuren direkt (alte Markierung gelber Querstrich) hinab zu einem kleinen Bergsattel (aktuell Hochsitz). Von hier bringt uns links ein Weg steil hinunter zu einem markant tiefen Erdfall. 70 Meter danach verlassen wir den breiten Weg und gehen geradeaus in einer Art verwachsenem Hohlweg abwärts in den Talgrund der Nasse zur Autostraße Questenberg–Wickerode.

Wir folgen ihr südlich 100 Meter nach links. Gegenüber führt ein Weg in den Wald und rasch zu einem schmalen Wanderweg. Er leitet rechts, nordwärts, im hohen Wald angenehm an einem Teich und sumpfigen Wiesen des Nassetales vorbei und nach etwa einem halben Kilometer wieder nahe an die Autostraße heran. (Östlich der Straße liegt hier 300 Meter rechts entfernt eine weitere Bachschwinde, unterhalb einer hohen, bröckelnden und gelegentlich auch kalbenden Gipswand ...). Der Weg führt weiter neben der Straße nach Questenberg zurück.

Geologisches und Geschichtliches über Questenberg   

Der Ort liegt im Gipskarstgebiet mit mürben Gipswänden, Gipshöhlen, Erdfällen und Bachschwinden. An letzteren laufen Bäche in im Gips liegende Höhlensysteme hinein, die durch dessen Auflösung im Wasser größer werden und immer wieder nachbrechen. In dem Gebiet der Wanderung wurde seit der Bronzezeit bis 1897 der unter dem Gips vorkommende Kupferschiefer abgebaut und verhüttet. Selbst in der Dinsterbachschwinde! Dort wurde aber auch kürzlich ein Nordhäuser Höhlenforscher verschüttet (und nur knapp gerettet). Die »Gletschertöpfe« auf der Queste sind übrigens keine, sondern Gipskarren, wie sie heute in unserem aktuellen feuchten Klima normalerweise durch Gesteins­auflösung im versickernden Niederschlagswasser unter Pflanzen und Erde verdeckt entstehen. Dort gefundene gerundete Schotter wurden vom Bach Nasse früher hier abgelagert, als der Bach sich noch nicht so tief wie heute eingeschnitten hatte.

Der Ort mit seiner für die Gegend sensationell steilen Umgebung zeigt allerlei alte Objekte. Die gegenüber der Queste mit ihrem Kranzbaum gelegene Questenburg wurde um 1250 gebaut. Dafür wurden wie damals üblich das lokale Gestein und Quarkmörtel verwendet. Da Gips von Regenwasser aufgelöst wird, bröckeln die Mauern deutlich und die an Besucher gerichteten Warnungen vor allzu mopsigem Betreten sind hier sehr begründet. Zum im Dorf gerade wieder liebevoll restaurierten hölzernen Roland ist unbekannt, wie die Figur dort hingekommen ist. Questenberg hatte nämlich nie die mit einer Rolandfigur gekennzeichnete besondere Gerichtsbarkeit. Die Ähnlichkeit des Questenberger Rolands mit dem Roland in Nordhausen hat Schelme schon vermuten lassen, dass er als Kopie von diesem entstand. An der Kirchenmauer ist ein Halseisen installiert, wie es im Mittelalter als Pranger für Übeltäter benutzt wurde. Wie alt es wirklich ist und ob es wirklich so genutzt wurde, ist ebenso unbekannt.

Sicher ist dagegen: Im Gasthaus Zur Queste, das unterhalb einer Felswand mit darin eingelagerten Anhydritknollen steht, hält die Wirtin kulinarische Raritäten nach aus Ergebnissen archäologischer Forschung abgeleiteten Rezepten bereit. Gelegenheit, sich zu überzeugen, dass unsere Altvorderen nicht schlecht lebten!

Region

Touren-Charakter

Reizvolle, landschaftlich und ­geomorphologisch interessante Rundwanderung auf Natur- und Feldwegen

Ausgangspunkt

Gaststätte Zur Queste in Questenberg

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