Wandern Harz: Im Tal hinauf zum Ursprung der Ilse
Vielgesichtiges wildes Wasser. Die Ilse ist ein wild belassener Fluss. So ist diese Wanderung ein Weg des Wassers. Man kann den Bach mit alten Geschichten ausstatten. Aber ihn als ein Stück sehr dynamischer Landschaft zu begreifen und zu bewundern, das ist real und deshalb viel aufregender.
Zu den Ilsefällen und zur Roten Brücke
Vom Parkplatz hinter dem Nationalparkhaus beim Kletterwald gehen wir am angenehmsten rechts der Straße im Wald und erst zuletzt auf ihr bis zum Gästeparkplatz des Waldhotels Ilsetal. Hier beginnt links des Baches der Heinrich-Heine-Weg zum Brocken. Wir folgen ihm auf hübschen, altehrwürdig ausgelaufenen Naturpfaden, über Steine und Wässerchen, unter den durch die Laubkuppel des Waldes kaum erkennbaren hohen Felswänden des Ilsesteins hinweg. Bald überqueren wir auf einer dröhnenden Blechbrücke den Bach zur Talstraße und zum Zanthierplatz, der einem frühen Lehrer der Forstwirtschaft gewidmet ist. Nun führt der steinige Weg zuerst einige Meter links abwärts und dann immer westlich des Baches Ilse talein. Zuerst geht es durch hohen Laubwald. Später folgt eine Wegstrecke, wo oberhalb Borkenkäfer den hier standortfremden Fichtenbestand gemeuchelt haben. Unter den noch stehenden kahlen Baumleichen kommt neuer Wald mit mehr Laubhölzern auf. An der Einmündung des Großen Sandtales bringt uns eine Brücke scharf links zur Sandtalstraße.
Jenseits beginnen die Unteren Ilsefälle, die über kleine Blockstufen noch recht zahm daherkommen. Der Weg führt im hohen Laubwald am steilen Westhang zu einer Holzbrücke und auf der fest ausgebauten Talstraße rasch bis vor die steinerne Straßenbrücke. Hier beginnen die Oberen Ilsefälle. Wir gehen nun östlich des Baches auf dem mit Steinen, Matschpassagen und kleinen Felsstufen deutlich sportlicheren Naturweg oberhalb von den hier auch für die Ilse deutlicheren Wasserfällen und Kolken weiter. Diese bieten ein wandlungsfähiges Bild. Nach längeren Zeiten mit geringerer Wasserführung ist das Bachbett von Altholztrümmern verstopft und überbrückt, nach Hochwasser auch immer mal wieder sauber ausgeräumt. Je nach Jahreszeit leuchten die das Laubwerk durchdringenden Sonnenstrahlen ins Bachbett und heben Details aus dem gedämpften Dunkel prächtig hervor. Wenn nach dem Laubfall mehr Licht durchkommt, dann malen sie mit den Schatten der Bäume dezente Streifenmuster auf die Steine und Kolke. Und im Winter können in Frostperioden vielfältige Eisgirlanden und Zapfenreihen vergängliche Kunstwerke hinzaubern. An der 2016 erneuerten Roten Brücke enden die oberen Ilsefälle. Wenig oberhalb steht ein Pavillon. Hier ist ein großes Wegekreuz, wo der populäre Heinrich-Heine-Weg zum Brocken nach rechts führt.
Zur Verdeckten Ilse
Wir gehen auf der Talstraße links vom Bach direkt weiter. Nach den bisherigen Naturwegen ist sie mit ihrer Breite und der auch gerade wieder (in der Kernzone des Nationalparks – wozu ) erneuerten Schotterdecke eine Zumutung. Die Zahl der anderen Wanderer wird übersichtlich. Zuerst führt die Straße entlang der Ilse mit Blick zur Nordabdachung des Brockens und links zum derzeit von Gras und offenem Gelände geprägten Gebbertsberg. Aber bald leitet sie durch hohen Fichtenwald, wird steiler und verläuft am Gelben Brink sogar in Kurven. Hier mündet von links her der Soldansweg (siehe kürzere Variante). Bald danach steht rechts eine Wanderhütte und nach rechts gibt es eine Verbindung zum Heinrich-Heine-Weg auf den Brocken.
Weiter ansteigend gelangen wir nun wieder in einen Bereich mit aktuell abgestorbenem Fichtenwald. In einigen Jahren wird er wohl in Stürmen spektakulär zusammenbrechen. Die Ilse fließt hier rechts tiefer im Tal und von ihr ist nichts mehr zu hören. Nach einem strammen Anstieg verläuft der Weg rechts nahe unter einem steilen Hang und wird talseitig von dicken Blöcken begrenzt. Wenig später liegt der Talgrund gleich nebenan und wird Verdeckte Ilse genannt. Sie fließt hier unter dicken Granitblöcken, und weiter oben im Sumpf der weiten Quellmulde.
Zu den Zeterklippen
Wir folgen der Straße weiter, an der im September 2017 sogar mitten in der Kernzone des Nationalparks in unverständlicher Barbarei alles seitliche Grün abgeschält wurde, damit sie auf fünf Meter Breite vegetationsfrei daliegt. Obwohl dort keine Holzernte erfolgt und sich der Wald ohne Eingriffe entwickeln soll. Was er ja auch abseits der Wege tut – hin zu echtem Urwald.
Nach einer weiteren Viertelstunde zweigt links der Weißtannenheyweg ab. Wir folgen ihm bis zum flachen Bergkamm. Dort gehen wir nochmals links in Richtung Zeterklippen auf einem kurzen Bohlensteg über sumpfiges Gelände und danach auf dem Bergkamm weiter. Gleich nachdem der breite Weg abwärtsführt, steigen wir links auf dem schmaleren Steig durch neu aufkommenden Wald hinauf zur großen Oberen Zeterklippe. Sie besteht aus großblockigem Granit und kann über eine Eisenleiter bestiegen werden. Der Gipfel ist mit Eisengeländern gesichert. Gegenüber liegt der Brockengipfel, wo sogar die Züge am Bahnhof zu erkennen sind. Der Ausblick reicht im Vorland bis zum Elm und im Ostharz bis zum Ramberg – sofern die Sichtverhältnisse es zulassen.
Über Molkenhausstern und Schindelstieg zur Plessenburg
Von der Stempelstelle unterhalb des Felsens gehen wir den schmalen Weg nach Osten hinab und erreichen bald die Fortsetzung des vorher verlassenen breiteren Weges. Diesem folgen wir links, nordwärts. Nach etwa 700 Metern zweigt ein schmaler Pfad nach links ab zur Mittleren Zeterklippe. Sie ist über die großblockigen Stufen und Risse und einen Kamin der Nordseite in gar nicht ganz leichter Kletterei ohne angebrachte Hilfsmittel zu besteigen und bietet nochmals einen eindrucksvollen Blick auf die großflächig abgestorbenen Fichten der Osthänge des großen Berges nebenan. Anschließend folgen wir dem Weg weiter zur Wanderhütte bei den Unteren Zeterklippen und danach südost- und zuletzt ostwärts hinab zum Bergsattel mit dem Wegekreuz Molkenhausstern und der Wanderhütte.
Von hier gehen wir den breiten Weg nordwärts hinab bis zu einer markanten Rechtskurve. Hier bringt uns der Soldansweg etwa einen Kilometer weiter geradeaus zur Abzweigung des alten Naturweges Schindelstieg. Dieser führt uns nun rechts in einem Bogen hinab zum Grund eines Seitentales der Ilse und danach mit wechselnden Waldszenerien ansteigend ostwärts. Am Gipfel des Gebbertsberges südlich vorbei gelangen wir zu einer Felskuppe mit Granitblöcken und dem Ferdinandsstein. Hier soll ein adliger Herr der Gegend mal einen Wolf gemeuchelt haben. Der Schindelstieg führt mit derzeit offenem Ausblick ins Ilsetal und zum nahen Pfortenberg weiter zu einem Wegekreuz. Nach rechts und im Bogen nach links um eine weitere felsige Kuppe hinab erreichen wir das Gasthaus Plessenburg.
Zum Ilsestein und zurück ins Ilsetal
Auf der östlich des Gasthauses gelegenen Forststraße gelangen wir nach links rasch am Bergsattel zwischen Ilsetal und Tänntal zu einem großen Straßenkreuz. Hier gehen wir auf einem horizontalen Hangweg geradeaus zum Bergsporn mit der kecken Paternosterklippe und danach abwärts, ein Tälchen querend, zum nächsten Bergsporn mit dem mächtig abbrechenden Ilsestein. Dessen Gipfel und auch der mit einem großen Eisenkreuz versehene Vorgipfel können über einen abgewetzten Steig bestiegen werden und erlauben nochmals einen Blick zum Brocken und markante Tiefblicke über die hohe Nordwand ins Ilsetal. Von der Gaststätte folgen wir dem breiten Weg nordwärts und nach einer Kehre südwestwärts stetig stramm hinab zum Waldhotel Ilsetal. Nun geht es auf der Talstraße zurück zum Kletterwald.
Region
Touren-Charakter
Großartige und durch die Länge anspruchsvolle Rundwanderung, weithin auf reizvollen Naturwegen
Ausgangspunkt
Parkplatz Ilsetal, hinter dem Nationalparkhaus beim Kletterwald
Wilde Wasser
Weil Wasser hier nur entsprechend den vorherigen Witterungsabläufen fließt, sieht der Bach immer wieder anders aus. Nach längeren trockenen Zeiten ist die Ilse ein leise über Felsstufen plätscherndes Rinnsal. Dann wirkt sie romantisch-lieblich-idyllisch wie in der von Heinrich Heine nacherzählten alten Geschichte von der Prinzessin Ilse. Dagegen schwillt der Bach bei langem Regen oder plötzlicher Schneeschmelze an zu einem tosenden Ungeheuer. Dann putzt er sein Bett aus, dass es nur so kracht, und wir sollten uns hüten, ihm in die Quere zu kommen.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.