Wandern Harz: Huttaler Widerwaage und Polsterberger Hubhaus
Wo Bergleute Wasser bergauf brachten. Diese Wanderung führt zu mehreren Highlights des bedeutendsten vorindustriellen Energiesystems. Es sammelte über viele Kilometer das Niederschlagswasser und führte es über Gräben und Teichsysteme zu den Hunderte von Metern tiefen Erzbergwerken.
Zur Huttaler Widerwaage
Vom Parkplatz beim Dorotheer Zechenhaus – in dem schon Goethe und Heine Führungen mitmachten – folgen wir dem Weg entlang eines Drahtzauns hinab zum Damm des Hirschler Teiches. Vor diesem gehen wir rechts im Wald auf dem unbefestigten Weg in südlicher Richtung zur 242. Wir überqueren sie und nehmen gegenüber eine schnurgerade Forststraße. Sie führt am Sumpfteich des Innerstesprungs vorbei und südostwärts weiter hinab zur Huttaler Widerwaage.
Zum Polsterberger Hubhaus
Wir wenden uns nach links, ostwärts (hier gemeinsam mit dem Hexenstieg), den historischen Huttaler Graben entlang. Er bringt uns nach knapp einem Kilometer über einen kleinen Staudamm zu einer Forststraße. Diese gehen wir hinauf bis vor die 242 und überqueren sie links zur Einmündung der Zufahrtsstraße zum Hubhaus. Hier gehen wir rechts noch mit dem Hexenstieg 100 Meter ostwärts. Dann biegen wir nach links ab hinab zum Dammgraben und kommen an diesem entlang nordwärts bis unterhalb des Hubhauses zu einer Wiese. Von dort bringt uns der vom Polstertaler Zechenhaus heraufziehende Weg zur immer wieder neu anrührend mit natürlichen Objekten und Bildern dekorierten und mit liebevoll bereiteten Speisen einladenden Gaststätte im historischen Polsterberger Hubhaus hinauf.
Zurück zum Dorotheer Zechenhaus
Wir folgen nun westlich dem Weg zum Jägersbleeker Teich und überschreiten dessen Damm. Die feste Straße führt weiter entlang des südlichen Zaunes des Werkes Tanne (siehe Tour 35) und über den Damm des Mittleren Pfauenteiches. Nun folgen wir dem schmalen Grasweg an einem Graben nach links in mehreren Windungen bis vor den Hirschler Teich. Eine Steintreppe führt hinauf zur Dammkrone. Nach rechts erreichen wir am Westufer den Beginn der Wanderung und wieder nach rechts aufsteigend das Dorotheer Zechenhaus.
Das UNESCO-Welterbe Oberharzer Wasserwirtschaft
Die Oberharzer Bergwerke brauchten zum Betreiben der Förderanlagen und zum Abpumpen von Grundwasser aus den Schächten Wasserkraft. Das dafür von 1536 bis 1866 angelegte System bestand ursprünglich aus 500 Kilometer Gräben, 31 Kilometer Wasserstollen und 149 Teichen. Von denen werden seit 1978 als hochrangiges Kulturdenkmal noch 70 Kilometer Gräben, 21 Kilometer Wasserstollen und 63 Stauteiche erhalten. Sie sind ein ausgeklügeltes, den Naturkräften abgelauschtes und mit großem Fleiß angelegtes und sehr naturschonendes System. Zugleich sind sie ein Element wohltuender landschaftlicher Schönheit. Wasser ist Leben. Wenn es nicht gleich wild abfließt, sondern in der Landschaft bereitgehalten wird, dann tut das auch den natürlichen Lebensgemeinschaften gut.
Die Wanderung bringt uns zu einigen besonders kunstvollen Anlagen. Die Huttaler Widerwaage verbindet den Hirschler Teich und den recht hoch gelegenen Schwarzenberger Graben und den Zufluss vom Polsterberger Hubhaus. Bei hohem Wasserstand im Wehr fließt Wasser durch einen großen Stollen zum Hirschler Teich. Bei niedrigem Wasserstand lässt sich von Clausthal her ein dort zu hohes Wasser, etwa nach Schneeschmelze oder Dauerregen, nach Süden hin ableiten.
Weil für die sehr ergiebigen, aber zuletzt sehr tiefen Clausthaler Schächte Dorothee und Caroline viel Wasser gebraucht wurde, führte man über Dammgraben und Morgenbrodstaler Graben Wasser vom Bruchberg heran. Um es zur Clausthaler Hochfläche zu bekommen, war der dazwischenliegende Pass im Bergrücken zu überwinden. Dafür wurde von einem Drittel der verfügbaren Bergleute in drei Jahren der für seine Zeit riesige Sperberhaier Damm gebaut, mit Schippen und Picken und Pferdekarren ...
Dieses Bauwerk genügte jedoch noch nicht und den Damm höher zu bauen hätte noch weit größeren Arbeitseinsatz verlangt. Deshalb erfand man das Polsterberger Hubhaus. Dort wurde mit Wasserkraft des Dammgrabens ein Schöpfwerk betrieben, das eine etwas kleinere Menge Wasser als die dafür eingesetzte um 18 Meter höher auf das Niveau hob, mit dem es dann über die Widerwaage mit Gefälle bis in den Hirschler Teich und zu den tiefen Bergwerken fließen konnte.
Was damals mit einfachen Picken und Schaufeln und Pferdekarren in großen kollektiven Anstrengungen geschaffen wurde, nötigt uns auch heute noch hohen Respekt ab!
Region
Touren-Charakter
Gut zu gehende bequeme Rundwanderung auf angenehmen, meist naturnahen Wegen
Ausgangspunkt
Parkplatz beim Dorotheer Zechenhaus (hinter der Straße Am Pulverhaus)
Noch mehr Bergbaugeschichte
Weitere Einblicke in die Bergbaugeschichte dieses Gebietes bieten das Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld, die nachgebauten gigantischen Wasserräder bei der Universität, die vielen liebevoll ausgeschilderten und erläuterten Wasserwanderwege und die Bergwerksmuseen in Wildemann mit dem 19-Lachter-Stollen und in Lautenthal mit der Grubenschifffahrt.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.