Bruckmann CMYK quer
Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Harz: Harzvorlandkuppe mit Rätseln zur Vorzeit

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:30 Std.
Länge:
3 km
Aufstieg:
50 m
Abstieg:
50 m

Zum Tierstein. Diese kurze, aber reizvolle Wanderung führt auf einen bewaldeten Hügel vor dem Harzrand. Ortsnamen lassen vermuten, dass diese Kuppe in früheren Zeiten kultische Bedeutung hatte, und in noch viel früheren Zeiten vielleicht auch eine jagdliche.

Beschreibung

Zum Tierstein   

Gegenüber dem Parkplatz gehen wir von einer Infotafel den schmalen Weg am Waldrand entlang in einen schönen Eichenwald. Der neu ausgeschilderte, schmale Weg zum »Thyrstein« leitet nach links, am sommerlichen Standort eines exotischen seesternähnlichen kreischroten Pilzes vorbei, des Tintenfischpilzes. Hinter dem Blättervorhang sind oben schroffe gelbe Felsen zu erkennen. Unter ihnen vorbei gelangen wir nach einigen Minuten zu einem kleinen Sattel. Hier leitet der Weg als Pfad steil hinauf zu einer Terrasse oberhalb der von hier senkrecht abbrechenden Felsen. Die schütter stehenden Bäume erlauben von einer Bank etwas Ausblick zum Ziegenberg und zum Regenstein. Das Gelände steigt oberhalb noch sanft an zur Rasthütte auf der höchsten Kuppe des Tiersteins.

Rätsel um den Tierstein   

Nahe beim Tierstein wurden Gräber aus der frühen Bronzezeit gefunden. Ansonsten gibt es nur Vermutungen, die sich auf Flurnamen stützen. Solche können durchaus aus sehr ferner Vorzeit überliefert sein. Die auf der Infotafel genannten Hügelnamen Wodansberg und Osterberg könnten Bezug zu den ger­manischen Gottheiten Wodan und Ostara haben. Diese waren aber für die Leute jener Zeit je nach Sippe jeweils unterschiedlich und nicht unbedingt mit den gleichen Vorstellungen verbunden wie in den neoromantischen Aufwärmungen der 1930er-Jahre. Der auf der Infotafel ebenso verzeichnete Flurname Heidenkopf (siehe unten) lässt zugleich die frühchristliche Distanzierung von diesen Vorstellungen erkennen. Für die Deutung des Tiersteins selbst bietet sich vielleicht auch die Deutung über das gleichfalls sehr alte Grundwort »Tier« (mittelhochdeutsch tier, althochdeutsch tior, deor, germanisch deuza, indogermanisch dheor) an. Die könnte sich auf die viel weiter zurückliegende Zeit der ersten Jäger in dieser Gegend beziehen. Die pultförmige Gestalt der felsigen Bergkuppe machte sie in der baumlosen kaltzeitlichen Steppe zu einem Sonderangebot für Treibjagden. Wenn es gelang, die sonst schwer zu jagenden Herden von großen Tieren einmal auf diese nordseitig harmlos flache Kuppe hin ins Laufen zu bringen – was bei verabredeter Jagd einer Horde von Menschen mit Einsatz von Feuer möglich erscheinen kann –, dann würden sie hinter der höchsten Kuppe durch das Gefälle dahinter nochmals schneller und der Absturz der Tiere über den dann überraschend erscheinenden breiten Felsabbruch wäre fast unvermeidlich. Und mit gebrochenen Knochen hätte selbst ein Mammut, Büffel oder Wildpferd auch gegenüber nur mit Speeren und Steinen auftretenden Jägern schlechte Karten gehabt. Beweise für die tatsächliche Nutzung dieses natürlichen Angebots gibt es aber nicht.

In altem Grenzgebiet   

Nach der Reflexion über den Namen Tierstein gehen wir weiter auf dem breiten Weg links hinab. Er biegt später nach rechts (Norden) und leitet in Kiefernwald zu einer Kreuzung mit einem Querweg. Dieser bringt uns nach links hinab zu einem Querweg am Waldrand. Unter urigen Eichen bietet sich von hier ein schöner Blick zu dem Bergrücken entlang des Harzrandes bei Benzingerode mit Augstberg und Ziegenberg. Alte Grenzsteine künden vom Verlauf der Grenze zwischen Braunschweig-Blankenburg (B) und dem zu Preußen gehörenden Derenburg (D). Bei Grenzsteinen steht die Kennzeichnung der Gebietszugehörigkeit übrigens immer auf der dem Gebiet abgewandten Seite. Dem auf das Gebiet Zugehenden begegnet der Stein so als Ankündigung für das dahinter zu betretende Gebiet – wie auch heute beim Ortsnamen auf einem Ortsschild am Ortseingang. Die flachen Gräben der Landwehr an der Grenze waren natürlich kein wirkliches Hindernis, wohl aber die dort früher angelegten dichten Hecken.

Wir folgen dem Weg nach links (südwärts, an einer Schranke vorbei). Er führt bald als deutlich eingeschnittener Hohlweg, an einer Heidenkopf genannten Kuppe vorbei, steiler hinab. An alten Eichen und dann an einer Wiese entlang gelangen wir zu einer Waldecke mit offenem Blick zum Harz (und zur leider hörbaren Landstraße).

Durch Wald und Flur   

Hier folgen wir zunächst noch im Wald einem zuerst von Sandnelken und Johanniskraut gesäumten Grasweg. Der ist aber rasch von hohem Ginster bewuchert. Nach einem weiteren hübschen Wegstück unter malerischen Eichen wird er von dichtem Gesträuch gesperrt. Hier gehen wir einige Meter nach rechts und auf dem direkt am Ackerrand verlaufenden Feldweg weiter. Nach weiteren 100 Metern biegt der Ackerrand nahe bei einem markanten Birnbaum etwas nach rechts. Aus dieser Einbuchtung führt ein zuerst undeutlicher Pfad nach links in den Wald. Er wird bald deutlicher (links wieder ein alter Grenzstein mit B und D) und führt uns im hohen, lichten Eichenwald an zwei weiteren Bergspornen aus Sandsteinfels rasch zurück zum Aufstieg zum Tierstein. Wie beim Herweg gelangen wir nun zurück zum Parkplatz.

Region

Touren-Charakter

Gut zu gehende bequeme Rundwanderung auf angenehmen Wegen, teils auf Pfaden

Ausgangspunkt

Einmündung einer Feldstraße in die Landesstraße L 81 Heimburg Halberstadt, etwa 1,2 km nordöstlich der Ampel, in der Nähe des an der Abzweigung der alten Straße nach Blankenburg gelegenen Pfeifenkrugs

Lust auf mehr?
Geheimnisvolle Pfade Harz
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Der Harz als Naturerlebnis: plätschernde Bäche, windzerzauste Bäume, Sonnenlicht im Waldesdunkel – auf Wandertour im Harz.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.