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Wandern Harz: Der Liebesbankweg

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
6.3 km
Aufstieg:
190 m
Abstieg:
190 m

Wanderung mit Schmetterlingen im Bauch. Im Goslarer Ortsteil Hahnenklee lässt der Liebesbankweg die Herzen von Verliebten höher schlagen. Entlang der gesamten Strecke stehen liebevoll geschnitzte Sitzbänke, die über die einzelnen Jahrestage einer Ehe informieren. Gut für die Ehe, wenn man diese nicht vergisst.

Beschreibung

Es schadet einer Ehe nicht, wenn man seiner Anvertrauten zum Hochzeitstag ein kleines Geschenk bereitet – so sagt man. Und gerne wird allgemein behauptet, dass Ehemänner den Jahrestag des »schönsten Tages im Leben einer Frau« allzu oft vergessen würden. Vielleicht kann man mit einer Wanderung auf dem Liebesbankweg etwas gutmachen, einen Versuch ist es zumindest wert. Aber auch für Pärchen, die sich das Jawort noch gar nicht gegeben haben, ist der Wanderweg empfehlenswert. Denn auf der Hochzeitsbank wurden schon einige Hochzeiten gefeiert. Wer noch nicht so weit ist, der sollte aber zumindest mal darüber nachdenken, an so einem romantischen Ort auf die Knie zu gehen, die Hand der Braut zu nehmen und die alles entscheidende Frage zu stellen. Dann wird im besten Falle aus einer Wanderung im Wald eine Wanderung fürs Leben.

Festhalten sollte man den magischen Moment dann aber auch und zwar nicht nur mit einem Selfie, sondern mit einem waschechten Zertifikat. Ausgestellt wird es von der Tourismusinformation in Hahnenklee, wenn man nachgewiesen hat, dass man die 25 Sitzgelegenheiten auf dem Liebesbankweg kennengelernt hat. Dafür besorgt man sich dort vor der Tour eine Art Trauschein, der während der Wanderung an drei Stempelstellen abgestempelt wird. Gleich die erste Bank findet man dann schon auf dem Parkplatz, die »Rendezvous-Bank«. Natürlich, keine Partnerschaft ohne vorheriges Kennenlernen.

Los geht es dann nahe der ebenfalls absolut sehenswerten Stabkirche in Hahnenklee, indem man durch das Tor der Liebe den Wanderweg betritt. Na gut, man kann es auch ignorieren und einfach daran vorbeigehen. Aber wollen wir den Bund der Ehe gleich auf diese Weise beginnen? Nein, also ab durch das Tor und dem stilisierten Herzen folgen, das uns an den Bäumen den Weg weist.

Wir erreichen den Quelle der Lieb und die »Haschmich-Bank«. Die Schmetterlinge im Bauch animieren dazu, sich gegenseitig zu necken. Die Realität sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, denn anschließend queren wir die Abfahrt für den Freeride Trail und Mountainbiker können von rechts über unseren Wanderweg geschossen kommen. Bei einer Unachtsamkeit würde das in einer kurzen Liebestragödie enden.

Viel lieber genießen wir den Ausblick von der folgenden »Verlobungs-Bank«, um gleich im Anschluss die »Hochzeits-Bank« kennenzulernen. Von nun an wandert man gemeinsam durch gute und durch schlechte Zeiten. Schlechte Zeiten sind es, wenn es Bindfäden regnet und die Aussichten ein wenig geschmälert sind. Aber was macht man nicht alles im Namen der Liebe? Man umrundet zum Beispiel den Bocksberg an dessen Nordseite und unterquert die Seilbahn, mit der man sich auf den Gipfel bringen lassen könnte. Ein Jahr ist vergangen und man hat die Papier-Hochzeit erreicht. Gleichzeitig trifft man auf den ersten Stempelkasten und bescheinigt sich selbst, dass man auf einem guten Weg ist.

Nach einem kurzen Abstieg gelangen wir zur nächsten »Hochzeits-Bank«, die uns an den fünften Hochzeitstag erinnert. Dabei klopft man auf Holz und die Ehe scheint ganz gut zu verlaufen, daher befinden wir uns an der Bank der Hölzernen Hochzeit, wo wir gleich mal den zweiten Stempel in unsere Stempelkarte drücken. Die Sitzplätze sind geformt wie zwei Herzen, die miteinander vereint sind. Von dieser haben wir einen schönen Ausblick auf den Auerhahn-Teich, einer von mehreren Teichen, die wie Perlen an einer Kette aneinandergereiht sind und unsere Wanderung begleiten. Mit Wasser gespeist werden sie aus dem Bärentaler Graben, einem schmalen Wasserlauf, der an der Nordflanke des nahe gelegenen Schalke entspringt. Böse Zungen behaupten, die Liebe zu einem Fußballverein im Ruhrgebiet sei größer als die Liebe zur Ehefrau. Wie gut, dass es sich bei dem hier genannten Schalke um einen 762 Meter hohen Berg im Harz handelt. Kein Grund also, die Straße zu überqueren und sich auf den Weg zum Gipfel zu machen.

Wir bleiben Ehepartner und Wanderweg treu und erleben die »Rosenhochzeits-Bank«, die wir uns nach zehn Ehejahren verdient haben, sowie die Bank der Nickelhochzeit. Dafür legen wir noch zweieinhalb Jahre drauf. Nur wenig später folgt die Veilchenhochzeit, die für 13 erfolgreiche Ehejahre steht. Die dazugehörige Sitzbank zeigt zwei verliebte Menschen und bietet uns gleichzeitig einen schönen Ausblick auf den Neuen Grumbacher Teich.

Der etwas weiter unterhalb gelegene Obere Grumbacher Teich bietet uns einen Blick auf den Campingplatz gegenüber. Am Nordufer erreichen wir die Schalker-Graben-Hütte, die uns bei Regenwetter ein willkommener Unterstand ist. Auch bei schlechter Ehe sollte man die beiden Sitzbänke rechts und links der Hütte mit Vorsicht genießen. Sie stehen für die Kristallhochzeit nach 15 und für die Porzellanhochzeit nach 20 Jahren Ehe. Und wie schnell kann da etwas kaputtgehen.

Nachdem wir den Teichdamm überquert haben, biegen wir rechts ab, aber nicht ohne vorher noch die Silberhochzeit zu feiern. 25 Jahre Ehe und wir stehen hier mitten im Wald. Wie praktisch, dass gleich nebenan zwei Einkehrmöglichkeiten, das Kaffeehaus Egerland und das Restaurant Schoko am Kreuzeck zu einem Umtrunk einladen. Am Südufer des Mittleren Grumbacher Teiches und dem folgenden Oberen Flößteich wandern wir bis zu einem Wasserspielplatz und zu einer leicht unbequemen Sitzbank, die ein wenig an eine sich windende Schlange erinnert. Dabei steht sie für 30 Jahre Ehe, die als Perlenhochzeit begangen wird.

Wir überqueren erneut einen Damm und erfreuen uns daran, dass wir nach 35 Jahren Ehe wohl nicht mehr alleine sind. Zumindest zeigt die Bank der Leinwandhochzeit nun nicht mehr nur ein verliebtes Pärchen, sondern gleich eine ganze Familie. Die Rubinhochzeit nach 40 Jahren folgt nur wenige Meter darauf und präsentiert sich mit zwei übergroßen Turteltäubchen. Es scheint zu laufen in dieser Ehe.

Die Teiche lassen wir jetzt hinter uns, biegen nach rechts ab und folgen einemleichten Aufstieg, um nach wenigen Metern noch den letzten fehlenden Stempe zu ergattern. Und während der eine stempelt, kann der andere seinen Füßen im Wassertretbecken eine Erholung bieten. So funktioniert das wohl nach Jahrzehnten des Ehelebens. Aber die ganz großen Feierlichkeiten kommen natürlich erst noch. So wartet die Sitzbank der Goldenen Hochzeit in unmittelbarer Nähe und mit einem kurzen Marsch durch den Wald kommen wir zur Diamantenhochzeit nach 60 Jahren und der Kronjuwelenhochzeit nach 75 Jahren. Gratulation an alle Paare, die das erreicht haben. Und natürlich auch Gratulation an die Wanderer, die vom Parkplatz aus nun wieder zur Tourismusinformation gehen und sich das Zertifikat aushändigen lassen.

Region

Touren-Charakter

Leichte, meist schattige Wanderung auf Waldwegen und Wurzelpfaden mit einigen Ausblicken. Aufgrund der Liebesbänke zahlreiche Pausenmöglichkeiten, sehr leichte Orientierung dank hervorragender Ausschilderung.

Ausgangspunkt

Parkplatz Bocksbergweg, Goslar-Hahnenklee (GPS: 51.856924, 10.343248)

Endpunkt

Parkplatz Bocksbergweg, Goslar-Hahnenklee (GPS: 51.856924, 10.343248)

Die Gustav-Adolf-Stabkirche

Stabkirchen wurden normalerweise in Norwegen errichtet. Für deutsche Verhältnisse ist diese Architekturform eher ungewöhnlich. Die Stabkirche von Hahnenklee orientiert sich mit ihrer hölzernen Bauweise daher an der Stabkirche im südnorwegischen Borgund, wurde im Jahr 1908 feierlich eingeweiht und ist seither Wahrzeichen von Hahnenklee.

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