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Panoramawege
wandern

Wandern Harz: Auf zum Großen Knollen

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
450 m
Abstieg:
450 m

Von Köhlern und Ministerpräsidenten. Im Südwestharz bietet der Große Knollen einen Aussichtsturm, von dem aus man einen Fernblick bis in den südlich gelegenen Thüringer Wald genießen kann. Gleich daneben lädt die Knollenbaude zu einer entspannten Rast ein, bei der man ganz nebenbei interessante Geschichten erfährt.

Beschreibung

So heißt es zum Beispiel, dass der Wirt der Knollenbaude den ersten Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Hinrich Wilhelm Kopf, bei dessen Besuch auf dem Großen Knollen auf den Arm genommen habe. Der SPD-Politiker bestellte Ende der 1950er-Jahre dort oben eine Erbsensuppe mit Bockwurst, für die die Knollenbaude bekannt war. Anschließend bat er in der Annahme, dass es irgendwo im Hause ein Telefon geben würde, um eine Verbindung in seine politische Heimat nach Hannover. Der Wirt, auch Knollerich genannt, ging in seine Küche und kam nach wenigen Augenblicken wieder zurück. In der Hand hielt er eine Taschenlampe, reichte sie dem Ministerpräsidenten und ergänzte, er solle doch bitte die Treppe auf den Turm benutzen. Oben angekommen könne er dem entsprechenden Richtungspfeil entnehmen, wo Hannover liege und dorthin die Taschenlampe mit einem Morsesignal ausrichten.

Heute tragen wir die Telefon mit uns herum, inklusive einer Taschenlampen-App. Aber diese werden wir wohl nicht benötigen, da wir noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein werden. Wir überqueren zunächst einmal am Wanderparkplatz auf der kleinen Brücke die Lutter und wenden uns vor dem Schützenheim nach rechts, um an dem Grillplatz mit seinen Unterständen vorbei- und in den Wald hineinzugehen. Wir gelangen zu einem Querweg, an dem wir links abbiegen und sogleich die Steigung spüren, die uns auf dem ersten Abschnitt der Wanderung begrüßt. Deutlich ansteigend wandern wir nach oben und folgen der Ausschilderung des Harzer Baudensteigs. Nach einiger Zeit weist sie nach rechts und wir folgen ihr steil bergauf bis zur Kreuzung Knollenkreuz. Damit ist noch nicht der Gipfel des Großen Knollens mit einem eventuell vorhandenen Gipfelkreuz gemeint. Doch es bietet sich eine schöne Gelegenheit zu einer Rast. Am Knollenkreuz befindet sich nämlich die Œ Henschel-Köte. Mit Köte werden im Harz die einfachen Holzhütten bezeichnet, in denen einst die Köhler wohnten. Diese waren für die Kohlenmeiler verantwortlich, die in unmittelbarer Nähe lagen und zur Holzkohlenherstellung dienten. Heute ist der Beruf des Köhlers ausgestorben, doch die Köte ist geblieben und dient Wanderern nun als Schutzhütte und Rastplatz. Gleichzeitig kann man sein Stempelheft in die Hand nehmen und an der Stempelstelle seiner Sammelleidenschaft nachgeben.

Die Köte ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben. Daher heißt es jetzt durchatmen und weiter bergauf. Ein kurzes Stück gehen wir an der Kreuzung in die ursprüngliche Richtung weiter, doch schon nach rund 70 Metern zweigt halb rechts ein schmaler Pfad ab, der uns über Laub und Wurzeln deutlich in die Höhe bringt. Mit jedem Höhenmeter steigt die Chance, zwischen den Baumstämmen hindurch eine Aussicht zu genießen und mit etwas Glück erkennt man bei guter Sicht sogar den Brocken. Ohne es zu spüren, passieren wir kleinere Gipfel, die als Scheffeltalsköpfe, Großentalsköpfe und Bärentalsköpfe bezeichnet werden. Mit einer Lichtung überqueren wir noch die Hübichentalsköpfe und schon haben wir wenig später mit einer engen Linkskurve den  Großen Knollen erreicht.

Bei der Einkehr in die Knollenbaude ertappen wir uns dabei, wie wir den Eingang zur Küche beobachten. Gleich so, als käme dort der Knollerich mit einer Taschenlampe heraus. Doch damals sah die Baude ganz anders aus als heute. Es gab nur einen kleinen Raum mit einer Theke, umfangreich erweitert wurde sie in den 1960er- und 1970er-Jahren. Aus den gemütlichen Sesseln der Baude blickt man nun durch die Fenster auf die bewaldeten Hügel des Harzes. Noch besser ist die Aussicht natürlich vom Turm neben der Baude, der ganzjährig gegen ein kleines Entgelt erklommen werden kann.

Durch die enge Kurve unterhalb der Baude gehen wir zurück zu der Kreuzung, halten uns hier halb links und wandern deutlich flotter, da es jetzt nur noch hinabgeht. Mit kleineren Serpentinen gelangen wir zum breiten Kohlenhangweg, biegen links ab und stehen an einer Gabelung mit mehreren Abzweigen. Wir entscheiden uns immer für den rechten Weg und gehen steil bergab. Nach rund 700 Metern sind wir im Luttertal angekommen, wo wir dem Flusslauf nach rechts folgen und einen breiten Waldweg benutzen. Die Wanderung wird jetzt sehr komfortabel und wandelt sich eher zu einem ausgedehnten Spaziergang.

Mit leichtem Gefälle folgen wir dem Flüsschen, das – streng genommen – nur einer der beiden Quellflüsse der Lutter ist und den Namen Grade Lutter trägt. Ein Hinweisschild informiert uns darüber, dass hier im Tal einst ein Stausee war. Dieser wurde 1808 durch ein Hochwasser zerstört, doch wenn man genau hinsieht, kann man einen Teil der Anlage noch erahnen. Zum Abschluss erreichen wir das Alte Forsthaus Kupferhütte, das heute als Bienenhof Quellmalz ein Waldcafé mit eigener Imkerei bietet. Gleich gegenüber vereinigt sich die Grade Lutter mit der Krummen Lutter und bildet ab hier die Lutter, die nur zwei Kilometer später in die Oder mündet. Nun noch wenige Meter und wir sind wieder am Parkplatz angekommen.

Region

Touren-Charakter

Klassische Bergrundwanderung, bei der es lange Zeit bergauf geht und man nach Erreichen des Ziels praktisch nur bergab wandert. Der Aufstieg ist nur stellenweise steil, dafür aber stetig.

Ausgangspunkt

Parkplatz am Schützenheim neben dem Sportplatz im Luttertal bei Bad Lauterberg (GPS: 51.637589, 10.459852)

Endpunkt

Parkplatz am Schützenheim neben dem Sportplatz im Luttertal bei Bad Lauterberg (GPS: 51.637589, 10.459852)

Der Harzer Baudensteig

Der Harzer Baudensteig verbindet auf 100 Kilometern die Ortschaften Bad Grund und Walkenried. Sein Name rührt von den Bauden, also den Berggaststätten her. Neben der Knollenbaude gelangt man auch zur Hanskühnenburg und zum Bahnhof Stöberhai. Das Wandermagazin hat den Harzer Baudensteig in der Kategorie Routen als einen von Deutschlands schönsten Wanderwegen nominiert.

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