Wandern Hamburg: Walderlebnis Ehrhorn
Familienvergnügen in der Lüneburger Heide. Nicht überall, wo Walderlebnispfad draufsteht, ist auch ein Erlebnis drin. Auf dieser Tour darf man aber mehr erwarten als knochentrockene Info-Tafeln und Mitmachstationen auf Kindergartenniveau. Im Walderlebnis Ehrhorn ist wirklich an jeden gedacht.
In Waldstimmung kommen
Am Bahnhof Winterberg beginnt diese Tour auf der Poststraße Richtung Norden. Nach 100 Metern knickt rechts ein Weg zur Bundesstraße 3 ab. Ihm 170 Meter linker Hand folgend, führt auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Weg durch die Felder zum Waldrand. Hier geht es nur wenige Schritte nach links, bis rechts ein Wanderweg ins Dunkelgrüne leitet. Erstbesucher der Lüneburger Heide wundern sich vielleicht, wenn sie nach 400 Metern noch einmal rechts und dann lange, lange schnurgeradeaus wandern: kein lila Kraut nirgends. Die Lüneburger Heide besteht nämlich gar nicht in erster Linie aus Heide, sondern zu 60 % aus Wald. Die großen Kiefernwälder wurden im 19. Jahrhundert gepflanzt, als man weite Heideflächen aufgab. Erst nach insgesamt 4,3 Kilometern unterbricht ein Abzweiger nach rechts das meditative Geradeauswandern. Von nun an jagt eine Waldfreude die nächste.
Zunächst taucht auf der rechten Seite das Arboretum auf. Der Baumbestand wurde auf trockenem Dünensand unter botanischen und waldbaulichen Gesichtspunkten angelegt. Auf dem etwa 400 Meter langen Rundweg können 32 verschiedene Baum- und Straucharten aus aller Welt bewundert werden wie zum Beispiel Stechpalme, Salweide, Waldgeißblatt, Stieleiche, Rotfichte, Faulbaum und Sommerlinde. Außerdem lädt ein Nachtblindpfad zu einem besonderen Spaziergang ein. Mit geschlossenen, noch besser: verbundenen Augen tastet man sich an einem Band entlang und nimmt so unter Ausschluss des Sehsinns die Natur ganz neu wahr. Es ist eine Natur, die sich in ständigem Wandel befindet, seit Menschen um das Jahr 1000 in Ehrhorn sesshaft wurden. Damals herrschten noch weite Buchen- und Eichenwälder vor.
Gänseblümchen-Limo und zauberhafte Blütentorte
Nach einigen Jahrhunderten waren die ursprünglichen Wälder durch Übernutzung stark ausgelichtet. Der Wald diente nicht nur als Rohstofflieferant, sondern auch als Weide- und Futterplatz für das Vieh. Rinder, Schafe und Ziegen fraßen Laub, Äste und Triebe, Schweine machten sich über Bucheckern und Eicheln her. So schrumpften die Mischwälder, bis nur noch kleine Inseln aus der offenen Heidelandschaft ragten. Die war besonders anfällig für Erosion. Wind und Wetter türmten Sandstellen allmählich zu gewaltigen Dünen. So geschah es auch rund um einen Hof, der vom Arboretum schnell erreicht ist. Von dort ist die kopfsteingepflasterte Straße bereits zu sehen, die zur Landstraße führt.
Bald nach der Querung ist das Walderlebnis Ehrhorn gar nicht zu übersehen, und nach etwa 300 Metern gelangt man zu den historischen Gebäuden, die sich unter alten Eichen gruppieren. Das Herzstück bildet eine Heidebauernkate aus dem Jahr 1650. Sie wird heute als Ausstellungs- und Seminarhaus genutzt. Wer die Ausstellung über die langfristige ökologische Waldentwicklung in Niedersachsen besuchen möchte, ist auf die Wochenenden und Feiertage zwischen Mai und Oktober angewiesen. Dann kann man auch in der WaldKräuterey Wiesentapas, Gänseblümchen-Limonade oder Blütentorten probieren. Das Walderlebnis Ehrhorn ist jedoch jederzeit zugänglich und immer ein lohnendes Ziel. Es hat sogar einen besonderen Charme, das weitläufige Gelände mit Bienenzaun, Vogelpfad, Holzweg, Insektendorf, Grill- und Rastplätzen sowie dem größten Freiland-Formicarium ganz Norddeutschlands für sich allein zu haben. Hat man sich vom Gewimmel auf der Ameisenfarm losgerissen, kann man sich auf den Erlebnispfad begeben. Station 1 ist vom Formicarium aus zu sehen. Dort liegt auch die Begleitbroschüre aus.
Urwälder von morgen
Die Rundtour schildert das Bild eines Ameisenlöwen aus. Sie führt durch eine Landschaft, die vor 100 Jahren von offenen Wanderdünen geprägt war. Heute ist das Gebiet beinahe vollständig bewaldet. Die wechselvolle Geschichte wird an Station 2 erzählt. Auf der anderen Seite des Wegs führt eine Holztreppe zur Trojaburg. Sie gehört nicht zum Erlebnispfad, macht aber gleich zu Beginn der Rundtour klar: Jeder ausgewiesene Abstecher entlang des Weges lohnt sich. Trojaburgen, auch Pseudolabyrinthe genannt, sind schlingenförmige Steinsetzungen, die auf nur einem Weg ohne Abzweigungen ins Zentrum führen. Hier sind es eine junge Eiche und eine alte Kiefer, die im Mittelpunkt stehen, gleichsam als Symbol für den neu entstandenen Mischwald. Das Gebiet der Ehrhorner Dünen ist seit 1974 als Naturwald ausgewiesen. Die »Urwälder von morgen« sollen sich ganz ungestört von Menschen entwickeln. Darum gilt es auch, auf dem Erlebnispfad zu bleiben, der sich nach einem guten Kilometer nach rechts wendet. Die Stationen des Erlebnispfades sollen nicht nur die Landschaft erklären, sondern auch Spaß machen und echte Erlebnisse liefern. Und das gelingt tatsächlich.
Nach etwa zwei Kilometern und neun Stationen ist man nicht nur um einiges schlauer, sondern auch bereit für eine Ruhepause. Dafür eignet sich prima der Besucherhochsitz. Vor der Aussichtsplattform öffnet sich eine große Waldlichtung mit offener Heide und einem Feuchtgebiet. Hier wird anschaulich erklärt, wie Ehrhorn einst zur Sandwüste wurde. Noch eindrücklicher ist aber die friedliche Stimmung. Die Luft scheint gleich einige Grad wärmer. Libellen und Wasservögel schwirren durch die Luft, und wenn man lange genug ruhig sitzen bleibt, tritt vielleicht sogar ein Reh aus dem Wald. Wer nicht so viel Glück hat, kann sich kurz darauf auf den Pirschpfad begeben.
Der schmale Pfad zieht sich vom Hauptweg links in den Wald hinein und zeigt, wie schwierig es ist, Tiere im schummrigen Licht auszumachen. Dafür wurden Holzfiguren von sieben heimischen Tierarten versteckt. Ein toller Spaß, denn sie sind wirklich nicht leicht zu finden. Eindrücklich stellt sich der Unterschied zwischen Mischwald und Kiefernwald heraus. Der gemischte, reich strukturierte Wald mit seinen knallgrünen Moosteppichen gleicht geradezu idealtypisch der menschlichen Vorstellung eines »schönen Waldes«. Die Kiefernforsten in Reih und Glied, wo beinahe gar nichts am Boden wächst, wirken hingegen eintönig. Aber ein monothematischer Wald kann durchaus naturnah sein. Davon erzählt der Erlebnispfad genauso wie von den Anstrengungen, den Kiefernbestand durch Pflanzungen in einen Mischwald zu verwandeln.
Kurz bevor die Landstraße erreicht ist, verdeutlicht ein junger Birkenwald, was die Natur allein zu leisten im Stande ist. Vor 30 Jahren wurde hier eine Fläche kahlgeschlagen, um sie zu bebauen. Als man die Pläne aufgab, eroberten die Birken das Gelände ganz ohne menschliches Zutun. Der Erlebnispfad ist gute drei Kilometer lang. Zurück am Walderlebniszentrum, geht es auf dem bereits bekannten Weg zum Bahnhof Bahnhof Wintermoor.
Region
Touren-Charakter
Leichte Waldwege, Waldpfade, Waldweiden und allerhand Erlebnisse
Beste Jahreszeit
Frühling bis Herbst, zur Heideblüte zwar wunderschön, aber auch (zu) gut besucht
Ausgangspunkt
Bahnhof Wintermoor
Endpunkt
Bahnhof WintermoorWilseder Berg und Totengrund
Gar nicht weit entfernt von Ehrhorn liegen beim Dorf Wilsede die Top-Highlights der Lüneburger Heide. Der Totengrund und der 169 Meter hohe Wilseder Berg, die höchste Erhebung der Region, sind nicht mit dem Auto zu erreichen. Mit zehn Kilometern ist die Strecke für Wanderer zwar weit, wer aber das Rad mit auf die Tour nimmt, braucht nicht einmal 20 Minuten.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.