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Wandern Hamburg: Haseldorfer Binnenelbe

Anspruch:
leicht
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
10.5 km
Aufstieg:
12 m
Abstieg:
11 m

Klein-Amazonien hinterm Deich. Auf dieser Tour geht es ausnahmsweise nicht in dichten Wald, sondern in die freie Marsch. Im Naturschutzgebiet »Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland« darf man nur an wenigen Stellen einen Blick darauf wagen, wie Auenwälder die Süßwasserwatten allmählich zurückerobern.

Beschreibung

Vielfältiges Ästuar  

Die Tour startet im Hafen von Haseldorf. Er liegt mitten in der kleinsten holsteinischen Marsch und einem der größten Naturschutzgebiete Schleswig-Holsteins. Die Besonderheit der »Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland« fällt sofort ins Auge, wenn man den Deich erklimmt. Wo üblicherweise freie Sicht auf Wasser und Ozeanriesen herrscht und Deichkenner höchstens (Salz)wiesen erwarten, tut sich vielfältiges Grünland auf, und Bäume säumen die Ufer. In diesem Bereich der Elbmündung sind die Tiden noch wirksam. Großflächig haben sich Süßwasserwatten erhalten. Durchs Elbvorland verlaufen Priele mit dichtem Schilfbestand, Hochstaudenfluren und Weichholzauen. Ästuare, also der Flut ausgesetzte Flussmündungen, zählen zu den vom Aussterben bedrohten Lebensräumen. Unter den vier deutschen Ästuaren ist die Tideelbe das größte. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich auf einer Länge von etwa 15 Kilometern von Wedel zur Pinnaumündung. Noch hat die Natur Deichbau und landwirtschaftliche Übernutzung nicht gänzlich verwunden. Viele Felder und Plantagen befinden sich in der Sukzessionsphase. Erst seit 1984 kann sich die typische Ästuarlandschaft wieder entwickeln. Daher darf das Naturschutzgebiet weiträumig nicht betreten werden. Doch der acht Meter hohe Deich funktioniert wie ein Lehrpfad. Er wird beidseitig von Deichverteidigungswegen begleitet.

Auf dem Hinweg geht es Richtung Hamburg – und zwar butendeichs. Hier ist der Weg deutlich holpriger als auf der Innenseite. Das ist schlecht für Radfahrer und umso besser für Wanderer und Schafe. Als Zielmarke kann der größte Strommast Europas gelten. Wo sich seine Leitungen zum Zwilling auf der Elbinsel Lühesand spannen, ist die  Hetlinger Schanze erreicht.

Dschungel-Streifzug  

Aus dramaturgischen Gründen empfiehlt sich, den ersten Abzweig zum Ufer rechts liegen zu lassen und erst 1,5 Kilometer später beim  Wassersportverein Hetlingen auf dem ausgewiesenen Trampelpfad an die Elbe zu stapfen. Bis 1865 war der feinsandige, bis zu 200 Meter breite Strand ein Privatvergnügen des dänischen Königs. Heute nutzt ihn die Allgemeinheit als beliebtes Ausflugsziel. Naturschützer sind davon nicht gänzlich begeistert. Ausflügler werden dringend gebeten, die ausgewiesenen Bereiche nicht zu verlassen. Die freien Sandflächen sind ein wichtiger Lebensraum für Sandkäfer, Sandwespe und solitär lebende Wildbienen. In den Randbereichen brüten Regenpfeifer und Seeschwalben – solange ihre Nester nicht zertreten und die Ruhezonen auch beachtet werden. Trampelpfade in den empfindlichen Dünen erzählen, dass längst nicht alle Menschen darauf Rücksicht nehmen. Dabei ist es ganz einfach und zudem auf einer Karte am Strandeingang nachzuvollziehen. Spazieren ist beinahe nur am Strand erlaubt. Wieder kann der Strommast als Wegmarke dienen.

Nach einem guten Kilometer am Ufersaum führt unterhalb des weiß-rot-geringelten Monstrums ein Pfad in einen bezaubernden Auwald mit Weiden-Tunneln, Prielen und sehr seltenen Pflanzen wie der Elbe-Schmiele. Der kleine Dschungel wird regelmäßig von Hochwasser überflutet. Dabei kommt das Elbwasser unter den Bäumen so weit zur Ruhe, dass sich hier große Mengen Sand ablagern, was dem Wald eine exotische Anmutung verleiht.

Ins Vogelparadies  

Der Pfad leitet zurück zum Deich. Das Land dahinter ist durch den Deichbau von der Tide abgetrennt. Im ehemaligen Prielsystem sind stehende Gewässer mit feuchtem Grünland entstanden. In Schilfmeeren, Weidengebüschen und Hochstauden brüten Bekassine, Uferschnepfe, Braun- und Blaukehlchen, Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn, Rohrdommel, Zwerg- und Singschwan, Eisvogel, Rohrweihe, Wanderfalke, Neuntöter, Schilfrohrsänger, Bart- und Beutelmeise, Kiebitz, Rotschenkel, Sandregenpfeifer, Graugans, Löffel-, Reiher-, Schnatter-, Krick-, Spieß-, Pfeif- und Stockente. Unter anderem! Selbst Seeadler haben sich angesiedelt. Und auch für Zehntausende Rast- und Zugvögel, allen voran Wildgänse, ist das Gebiet in jedem Frühjahr und Herbst ein wichtiger Ankerplatz.

Vom Schanzenturm lässt sich das Vogelparadies überblicken. Der zubringende Pfad knickt etwa einen Kilometer jenseits des Strandes rechter Hand ab. Folgt man nach der Abzweigung wieder dem Deichweg, lernt man einen weiteren Vogel kennen, der sich in der Haseldorfer Marsch niedergelassen hat. Die Nester der Kormorane in den weiß beklecksten Bäumen sind nicht zu übersehen. Ein Fernglas wünscht man sich dennoch. Die schwarzen Vögel nisten in einiger Entfernung in einem vor Menschen schützten Bereich. Das ist ihnen vermutlich auch ganz angenehm so. Lange wurden die zu Unrecht als »Fischfresser« verunglimpften Vögel gejagt. Um die Jahrhundertwende galten sie in Schleswig-Holstein als ausgestorben. Erst 1982 gründeten Kormorane aufgrund verbesserter Schutzbestimmungen wieder eine Kolonie im Norden. Mittlerweile gelten sie nicht mehr als gefährdet.

Ins Schlaraffenland  

Mehr über alle schutzwürdigen Pflanzen, Tiere und Lebensräume dieser Tour erfährt man im NABU-Naturzentrum Scholenfleth. Die Ausstellung befindet sich ganz in der Nähe des Ausgangspunkts am Hafen. Doch kurz bevor der erreicht ist, lohnt noch ein weiterer kleiner Abstecher. Auf Höhe des reetgedeckten Sanitärhäuschens weist ein hölzerner Wegweiser zum Obstgarten Alter Sorten. Der etwa 700 Meter lange Pfad windet sich entlang der Binnenelbe bis zu einem Zauntritt. Darüber geklettert, findet man sich in einer der größten öffentlichen Obstsammlungen Deutschlands wieder. 498 knorrige, moosbewachsene Bäume, behütet nur von Schafen, tragen Früchte, die es vielfach kaum mehr irgendwo zu kaufen gibt. 125 Apfel-, 37 Birnen-, 25 Pflaumen- und sieben Kirschsorten öffnen hier ab Mai ihre Blüten. Die Früchte dürfen übrigens gern für den eigenen Genuss geerntet werden. Pflanzschilder an den Bäumen verraten, wann der beste Zeitpunkt zur Ernte gekommen ist. Den Anfang machen die Kirschen im Juni, aber auch schon erste Apfelsorten, während die spätesten bis in den November reifen. So kann man den letzten Kilometer zum Hafen gut gestärkt antreten.

Touren-Charakter

Müheloser Spaziergang auf dem Deich und über Verteidigungswege

Beste Jahreszeit

Immer, wenn es windstill und der Himmel blau ist

Ausgangspunkt

Hafen Haseldorf

Endpunkt

Hafen Haseldorf

Und noch ein Vogelkiek

Am Rande des Haseldorfer Schlossparks befindet sich eine der größten Graureiherkolonien Norddeutschlands. Ab und zu gesellen sich Störche dazu, und auch Uhus haben schon zwischen den eleganten Graureihern gebrütet. Birdwatcher sollten auf diese Tour unbedingt ein Fernglas mitnehmen!

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.