Wandern Hamburg: Die Harburger Berge
Gipfelsturm unter der Baumgrenze. Die Harburger Berge bilden den nördlichen Teil des Höhenzugs Schwarze Berge, deren hohe Tannen in manchen Ecken tatsächlich an den Schwarzwald denken lassen. Zudem stehen Heideflächen und Hüttengaudi auf dem Programm und ausnahmsweise sogar 157 Höhenmeter.
Gipfel sammeln
Der Einstieg zu dieser Tour erfolgt an der S-Bahn- Station Neuwiedenthal. Von dort führt der Rehrstieg zur Cuxhavener Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht es schräg links in den Scharpenbargsweg und im weiteren Verlauf immer gegen den Uhrzeigersinn. Das ist aus kulinarischen Gründen wichtig, denn nach dieser zünftigen Bergtour hat man sich eine anständige Jause verdient. Doch dazu später mehr. Jetzt heißt es erst einmal: im Frühtau zu Berge. Oder im Nachmittags-Niesel. Selbst dann entwickelt die für den Norden ungewohnte Landschaft mit Steilhängen und engen Trockentälern einen besonderen Zauber. Kurz nachdem die Asphaltierung endet, scheint das städtische Leben bereits weit entfernt, und es steht auch schon gleich der erste Gipfelsturm auf den 61 Meter hohen Scheinberg an. Der Wanderweg W1 ist mit einem gelben Pfeil markiert. Es gilt allerdings gut aufzupassen, damit man den gewundenen Pfad über Stock und Stein, den Falkenberg (65 Meter) und den folgenden Bredenberg (70 Meter) nicht verliert. Wer bisher dachte, dass Hamburg nur Flachlandwanderer erfreut, ist nach nunmehr 2,5 Kilometern eines Besseren belehrt.
Die Harburger Berge
Der Höhenzug der Harburger Berge, dessen Löwenanteil zu Niedersachsen gehört, erweist sich für norddeutsche Verhältnisse als ausgesprochen zerklüftet. Auch wenn die höchsten Höhen der Endmoräne (siehe Kasten) auf dieser Wanderung nicht einmal ansatzweise erreicht werden, geht auch die heutige Tour durchaus in die Beine. Immer wieder ermöglichen kurze, knackige Aufstiege das anschließende Hochgefühl, es geschafft zu haben. Dann darf der Blick über hügelige Wälder schweifen, darunter Mischwälder, Buchenwälder und Nadelforste. Der Pfad verbreitert sich nun, ist ein kurzes Stück sogar asphaltiert und zieht sich dann an den Hängen des Wulmsbergs als Naturweg weiter. Auf seinem Gipfel soll in den nächsten Jahren ein luxuriöses Berghotel entstehen. Das hat hier gute Tradition.
Zum Sennhüttenweg
Der Wanderweg trifft wieder auf die Schotterpiste Wulmsberggrund und stößt nach wenigen hundert Metern auf den Ehestorfer Heuweg. Links beim Wanderparkplatz windet sich eine Straße zum ehemaligen Hotel Sennhütte hinauf. Abstecher? Warum nicht! Schon 1881 lockte das charmante Haus im Schweizer Stil Wintersportfreunde nach Harburg. Gern rodelte man vom Hotel hinunter zur Cuxhavener Straße.
In den 1960er-Jahren klotzte leider eine Versicherung ein maximal scheußliches Schulungszentrum an die einstmals romantische Stelle. Nachdem der Weiterbildungsbetrieb aufgegeben wurde, gab es noch ein paar Versuche, den seltsamen Bau mit Prachtblick bis zur Elbe als Hotel zu etablieren. Zuletzt stand das Gebäude einige Jahre leer. Leben rührt sich hingegen noch in der Kleinen Sennhütte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auf der Speisekarte des Restaurants Grando Sukredo im Schwarzwaldlook findet sich quasi alles, nur keine Gerichte, die man auf einer Sennhütte vermuten würde. Die riesenhaften Tierfiguren rundherum stammen vom Holzbildhauer Erich Gerer. Der gebürtige Österreicher kam 1975 nach Harburg und landete mit der größten Holzeule der Welt und dem größten Kettensägen-Grizzly gleich zweimal im Guinness-Buch der Rekorde. Während der 6,50 Meter hohe Bär noch zu bewundern ist, fiel die sieben Meter hohe Eule 2020 dem Zahn der Zeit zum Opfer. Im Rücken der Kleinen Sennhütte taucht der Sennhüttenweg in den Wald.
Einkehr in der Kärntner Hütte
Der Sennhüttenweg mäandert über einen guten Kilometer bis zur Stadtscheide, die die Grenze zu Niedersachsen markiert. Ihr linker Hand folgend geht es durch ein Gebiet, das Querfeldeinläufer und Mountainbiker besonders schätzen. Es kann auf diesem Abschnitt schon mal lebendiger zugehen, ziehen sich doch einige spannende Trails rund um den benachbarten Kaiserstuhl. Der kann es allerdings nicht mit seinem großen Bruder in Baden-Württemberg aufnehmen. Kaiserschmarrn hingegen schmeckt in Harburg vielleicht sogar noch leckerer. Die karamellisierte Köstlichkeit darf man dann auch gleich probieren, wenn der Weg nach 1,5 Kilometern auf einen Wanderparkplatz trifft, den ebenso die Gäste der Kärntner Hütte nutzen. Das Lokal steht für einen witzigen Mix aus alpenländischer Gemütlichkeit und Hamburger Freundlichkeit sowie für österreichische Spezialitäten vom Wiener Schnitzel bis zur Brettljause.
Gut, dass nach der Pause nur noch eine kurze Etappe zu bewältigen ist. Die gelben Pfeile des W1 leiten durch Wiedenthaler Trift, über den kreuzenden Ehestorfer Heuweg, vorbei am Sportplatz in den Talweg und gleich hinter dem letzten Haus rechts zum Opferberg. Er ist mit nur 46 Metern keine Hausforderung mehr für erfahrene Bergwanderer, zu denen man sich ja nun auch zählen darf, derweil man seine Schritte zum Bahnhof Neuwiedenthal lenkt.
Region
Touren-Charakter
Reizvolle Steigungen, anspruchsvolle, wurzelige Pfade, oder anders gesagt: Ausnahmsweise lohnen sich Wanderschuhe.
Beste Jahreszeit
Sommer, Herbst
Ausgangspunkt
S-Bahn Neuwiedenthal
Der Hasselbrack
Der höchste Punkt Hamburgs liegt auf 116 Metern. So sagt es die Inschrift einer Granitplatte auf dem Hasselbrack. Um ihn nicht zum Pilgerort zu machen, ist der Weg dorthin nicht ausgeschildert. Denn hier brütet der sehr seltene Raufußkauz. Wer nicht alles auf dem Silbertablett serviert bekommen muss, darf den Weg natürlich trotzdem suchen, genießen und das Geheimnis bewahren.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.