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Wandern Hamburg: Die Garrenseerinne

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
36 m
Abstieg:
22 m

Salemer Moor mit angrenzenden Wäldern und Seen. Bei Ratzeburg, abseits der Touristenströme, liegt eines der ältesten Naturschutzgebiete Schleswig-Holsteins. Die Route führt durch urwaldartige Hangwälder zu verträumten Seen und am wildromantischen Salemer Moor entlang, wo sich Kreuzotter und Ringelnatter ganz leise gute Nacht sagen.

Beschreibung

Ins Naturschutzgebiet

Am nördlichen Ortsrand von Salem liegt der Wanderparkplatz am Dorotheenhofer Weg. Eine Infotafel verschafft den Überblick über die Tour durch das Naturschutzgebiet »Salemer Moor mit angrenzenden Wäldern und Seen«. Es wurde durch Gletschervorstöße und Schmelzwasser während der letzten Eiszeit geformt. Unter dem Eis abfließendes Wasser spülte ein Tunneltal sowie mehrere kleinere Kessel aus. Toteisblöcke füllten die Hohlräume. Unter den besonderen klimatischen Bedingungen der Nacheiszeit bildeten sich unterschiedliche Seentypen. Der erste See dieser Wanderung wird über die Straße Silberberg erreicht, die sich nach wenigen hundert Metern in einen Schotterweg verwandelt und kurz darauf als Pfad in den Wald führt.

Nach knapp 1,5 Kilometern kommt die Schwarze Kuhle in Sicht. Der Moorsee ist vollständig von Wald umgeben. Entlang seiner Ufer hat sich ein mehrere Meter breiter Verlandungsgürtel entwickelt. Der Schwingrasen wächst immer weiter auf den See hinaus. Er besteht aus ausläuferbildenden Pflanzen und Moosen wie Sumpfporst, Scheidiges Wollgras, Sonnentau und Pfeifengras. An den Verlandungszonen machen sich lichte Weidengebüsche und Sumpffarn breit. An die Schwarze Kuhle ist kein (erlaubtes!) Rankommen. Sie wurde schon 1927 zusammen mit dem Salemer Moor unter Schutz gestellt. Eine Biotop-Vielfalt wie in der Garrenseerinne ist selten geworden in Schleswig-Holstein. Fast alle Waldflächen werden im Norden wirtschaftlich genutzt. Als umso wertvoller erweisen sich die wenigen Nischen, die Pflanzen und Tieren geblieben sind.

Der Wald der Zukunft  

Das Garrenseeholz und andere Waldteile im Naturschutzgebiet gehören zum Naturschutzgroßprojekt Schaalsee-Landschaft. Langfristig sollen Naturwälder entstehen, in die nicht mehr forstlich eingegriffen wird. In der Garrenseerinne ist der Prozessschutz beinahe verwirklicht. Doch noch zeugen etliche Trampelpfade von einem älteren Wegesystem. Naturschützer hoffen, dass es mit der Zeit verschwindet. Wer sich an die Markierungen der gelben Eule hält, kann nichts falsch machen. Erst seit 2006 erstreckt sich das Naturschutzgebiet über seine heutige Größe von 690 Hektar. Wälder und anliegende Ackerflächen wurden über die Jahrzehnte aufgekauft, die Wälder aus der Nutzung genommen. Man stoppte die Einleitungen aus Drainagen von landwirtschaftlichen Flächen und reduzierte so den Nährstoffeintrag. Daraufhin kehrten Sumpfpflanzen wie Wasserschlauch, Seggen und Sumpf-Calla zurück. Ihnen folgten Weiden und Erlen. Wo heute ein Bruchwald wuchert, stand bis 2001 noch ein Fichtenforst. Die standortfremden Tannen brachte man durch einen Anstau des Abflussgrabens zum Absterben. Einige letzte Sitka-Fichten sind geblieben. Sie recken sich neben den Buchen an den Steilhängen der Garrenseerinne in den Himmel. Das gibt der Landschaft eine beinahe schwedische Anmutung.

Wenn der tief liegende  Plötschersee zwischen den Bäumen funkelt, ist das fast zu schön, um wahr zu sein. Zugegeben, hier kommt man in Versuchung, den Hang hinunterzulaufen, um eine verträumte Stunde am sonnigen Seeufer zu verbummeln. Doch das ist nicht erlaubt. Nur zur Beruhigung: Auf dem Rückweg verläuft der Wanderweg näher am Seeufer, und dort finden sich auch einige Ruhebänke mit traumhaftem Seeblick. Zudem ist es nun zum nächsten See-Juwel nicht mehr weit. Dort darf man sogar schwimmen gehen – und das in bester Gesellschaft.

Die Strandlings-Gesellschaft  

Der 28 Hektar große und 23 Meter tiefe  Garrensee ist einer der saubersten Seen Schleswig-Holsteins. Aufgrund der relativen Nährstoffarmut und des sandig-kiesigen Bodens kommt in dem eiszeitlichen Strudelloch die sehr seltene Strandlings-Gesellschaft vor, charakteristische Pionierpflanzen, die nur in kalkhaltigen und nährstoffarmen Uferbereichen wachsen. Da jedoch lange Jahre ein Nährstoffeintrag stattfand, haben nicht alle Arten überlebt. Die Wasserlobelie ist inzwischen ausgestorben. Der Europäische Strandling und das See-Brachsenkraut konnten sich dagegen behaupten. Damit das so bleibt, ist es wichtig, dass Badegäste an den drei ausgewiesenen Badestellen bleiben und die Uferbereiche ansonsten in Frieden gelassen werden. Die Badestellen mit kleinem Sandstrand liegen einander beinahe gegenüber, sodass zumeist eine von beiden von der Sonne beschienen wird, während die andere kühlenden Schatten verspricht. Es sind die besten Plätze für ein Picknick auf dieser Tour. Losreißen kann man sich im Grunde nur, wenn man daran denkt, dass auf dem Rückweg noch einmal die Schokoladenseite des Plötschersees wartet.

Offene Landschaft und Moor  

Im Anschluss entfernt sich der Eulenweg von den Seen und führt an den Rand des  Salemer Moors. Vor 11 000 Jahren verschwand das letzte Eis an dieser Stelle und hinterließ einen flachen See. Als er verlandete, breitete sich Bruchwald aus. Über Jahrtausende sorgten gewaltige Niederschlagsmengen für das Anwachsen eines Regenmoors. Die Torfmoosdecke erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 1,5 Metern. Das Betreten des Moors ist aufgrund der zahlreichen geschützten Tier- und Pflanzenarten streng verboten. Der Weg zieht sich am Rand der Moorfläche entlang. Infotafeln berichten allein von 26 verschiedenen Torfmoosarten, die hier noch – oder inzwischen wieder – vorkommen. Auch viele Tiere sind auf das Moor angewiesen. So fressen etwa die Raupen des Hochmoorbläulings ausschließlich Zwergsträucher, am allerliebsten Rauschbeeren, die hier gut und gerne wachsen. Die Nordische Moosjungfer, eine Libellenart, legt ihre Eier nur in Torfmoose. Eidechsen, Ringelnattern, Jagdspinnen und Moorfrösche fühlen sich ebenso wohl wie Kraniche. Sie brüten im Moor und führen später ihre Jungen auf die angrenzenden Grünlandflächen zur Futtersuche. Obschon das Moor durch Abtorfung stark verändert wurde, konnte es sich nach Unterschutzstellung über die Jahrzehnte regenerieren. Da zwischenzeitlich Pufferzonen rund um das Salemer Moor geschaffen wurden, stehen die Zeichen gut, dass auf pflegende Maßnahmen in Zukunft verzichtet werden kann.

Es macht schon nachdenklich, wenn der lässig schwingende Wanderweg auf die knallharten Kanten eines schnurgeraden Redders trifft. Hier geht es links zwischen Feldern hindurch. Und die wirken nun mal ziemlich öde im Gegensatz zu den vielfältigen Naturräumen, denen man auf dieser Wanderung begegnet. Sie ist nun beinahe vorbei. Noch einen Kilometer, dann steht man wieder auf dem Parkplatz Dorotheenhofer Weg.

Touren-Charakter

Gut markierter Rundweg durch abwechslungsreiche, wunderschöne Natur

Beste Jahreszeit

Jederzeit; bei Schnee, Eis oder Regen jedoch unwegsam

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Dorotheenhofer Weg, Salem

Endpunkt

Wanderparkplatz Dorotheenhofer Weg, Salem

Wasserparadies Salem

Während im Naturschutzgebiet für Besucher absolute Zurückhaltung gilt, kommen Wasserratten am Salemer See mit Sandstränden, Bootsverleihen und Gastronomie voll auf ihre Kosten. Auf der Ostseite führt ein ufernaher Wanderweg durch viel Wald entlang des Pipersees und des Phulsees zum Schaalsee. Der tiefste Klarwassersee Norddeutschlands ist nach etwa 3,5 Kilometern erreicht.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.