Wandern Hamburg: Das Fischbektal
Im Wald und auf der Heide. Ließe man den Wald wachsen, wie er wollte, würde er die Fischbeker Heide im Nullkommanichts zuwuchern. Ausnahmsweise mag man hier menschliche Eingriffe tolerieren. Denn das Naturschutzgebiet ist wirklich hinreißend, und gerade der Übergang von Wald zu Heide macht den Reiz aus.
Kiefern und Eichen
Am S-Bahnhof Fischbek ist die gleichnamige Heidefläche bereits ausgeschildert. Doch bis die lila Herrlichkeit beginnt, müssen noch knapp zwei Kilometer durch bewohntes Gebiet bewältigt werden; zunächst entlang der Bahnschienen und dann auf der Straße Scharlbarg bis zum gleichnamigen Wanderparkplatz. Gerade zur Heideblüte ist es dennoch die richtige Entscheidung, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Denn dann stehen die Autos hier dicht an dicht. Aber keine Angst, nicht alle Ausflügler sind gekommen, um weit zu wandern. Viele wollen nur einige Fotos schießen oder wagen sich bloß bis zur nächsten Picknickbank oder auf einen der kürzeren Rundwege. Nimmt man den Fernwanderweg E1, läuft man der Menge nach einer Weile davon – zumindest bis zum nächsten Wanderparkplatz in Spaziergängernähe. Auf diesen einsameren Abschnitten sonnen sich die Zauneidechsen, und man hört Lerchen tirilieren.
Markiert mit dem Andreaskreuz schlängelt sich der E1 im steten Auf und Ab über teils sandige, teils wurzeldurchsetzte Pfade zumeist am Waldrand entlang. Er ist von mächtigen Kiefern geprägt, die vor 100 Jahren gepflanzt wurden, als die Fischbeker Heide durch Übernutzung öde geworden war. Auch seltsam verschlungene Eichen erfreuen das Auge. Sogenannte Kratteichen sind das Ergebnis ständiger Stutzung. Ihre Triebe wurden regelmäßig abgehauen und als Brennholz oder Viehfutter verwendet. Das halten nur wenige Bäume aus, unter ihnen Birken und Wacholder, die man hier ebenfalls findet.
Durch die Besenheide
Nach insgesamt 3,5 Kilometern ist das Segelfluggelände erreicht. Rund um die drei Start- und Landebahnen wuchert wild die Besenheide. Das war nicht immer so. Als das mühselige »Plaggen« für die Heidebauern unwirtschaftlich wurde, verbuschte die Kulturlandschaft. Beim Plaggen wird verwurzelter Boden mitsamt Vegetation abgezogen, um vermischt mit Mist wieder aufgetragen zu werden. So wird der Boden ständig verjüngt und aufgewertet. Unter Leitung der Loki-Schmidt-Stiftung waren beinahe zwanzig Jahre und beträchtliche Pflegemaßnahmen nötig, um die Besenheide in ihren heutigen Zustand zu versetzen. Der Pfad führt nun in den Wald hinauf. Es gilt einige kurze, knackige Anstiege zu meistern. Nach insgesamt 5,5 Kilometern aufgepasst, ein Abzweig führt linker Hand auf den Rückweg. Er ist gekennzeichnet mit einem gelben Pfeil und leitet sanft zurück ins Fischbektal.
Das Fischbektal
Der im 16. Jahrhundert erstmals erwähnte Bach Vischbecke soll einst mit reichem Fischbestand gesegnet gewesen sein. Doch es ist lange her, dass er Wasser führte. Übermäßige Trinkwasserentnahme ließ ihn um 1900 austrocknen. Ein kleiner Teich am Wegesrand ist heute das einzige Gewässer im Fischbektal, das ein ganz eigenes Klima kennzeichnet: Hier ist es erheblich wärmer als im Rest der Stadt. Scheint die Sonne, ist man froh über die waldigen Abschnitte, denn die Heide selbst geizt mit Schatten. Nach rund 500 Metern gabelt sich der Weg. Der rechte führt zum ausgeschilderten Heidehaus. Das Natur-Informationszentrum der Loki-Schmidt-Stiftung ist in einem reetgedeckten umgebauten Schafstall untergebracht und lockt mit Kaffee und Kuchen. Die Ausstellung zur Kulturgeschichte der Region hat sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Unter der Woche öffnet sie nur am Vormittag, sonnabends und montags gar nicht. Wer die volle Pracht der Heide erleben möchte, sollte besser Proviant mitnehmen. Denn gerade in der Nachmittagssonne, wenn das Informationszentrum geschlossen ist, leuchtet die Heide besonders intensiv. Noch mehr Glück braucht man, um die Heidschnuckenherde zu finden. Die friedfertigen Landschaftspfleger halten vorwitzige Gewächse kurz und treiben sich mit ihrer Schäferin meist in der Weite des Naturschutzgebiets herum.
Für die prächtigen Aussichten, die sich auf den verbleibenden knapp drei Kilometern bis zum Wanderparkplatz alle naslang bieten, ist aber kein spezielles Fortune notwendig. So endet diese Wanderung mit starken Erinnerungen. Die reichen aus, um die verbleibenden 1,8 Kilometer bis zum S-Bahnhof Fischbek zu überstehen, die zwar kein besonderes Erlebnis bereithalten, aber nun einmal absolviert werden müssen.
Region
Touren-Charakter
Beste Jahreszeit
Frühling, Spätsommer, Herbst
Ausgangspunkt
S-Bahn Fischbek
Die Heide blüht
Irgendwann zwischen dem 8. August und dem 9. September öffnet die Besenheide ihre zarten Blüten. Vielleicht auch ein wenig vorher oder etwas später, das ist abhängig von Wind und Wetter. Wer ganz sicher gehen will, befragt das Blütenbarometer auf www.lueneburger-heide.de. Ruhesuchende kommen aber besser außerhalb der Heideblüte.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.