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Wandern Hamburg: Auf dem Friedhof Ohlsdorf

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:00 Std.
Länge:
4 km
Aufstieg:
12 m
Abstieg:
12 m

Der Stille Weg und die Waldzeugen. Er ist nicht nur Hamburgs größte Grünanlage, sondern zudem auch der größte Parkfriedhof der Welt. Auf 389 Hektar bietet der Friedhof Ohlsdorf ausreichend Raum für Trauernde und Ruhesuchende, Naturerlebnisse und Stadtgeschichte(n) sowie für 450 Laub- und Nadelgehölzarten.

Beschreibung

Ruhe und Erholung

Wer zu dieser Tour mit der U- oder S-Bahn anreist, geht vom Bahnhof genau geradeaus, um auf der anderen Straßenseite durch den Haupteingang den größten Parkfriedhof der Welt zu betreten. Das war schon 1880 so, als die neue Pferdebahn endlich die offenen Pferdeomnibusse ablöste. Mit ihnen hatte man Stunden von der Innenstadt zum neuen Zentralfriedhof gebraucht. Er war drei Jahre zuvor weit vor den Toren der Stadt angelegt worden, wo Grund und Boden billig waren. Von Beginn an nicht nur als letzte Ruhestätte, sondern auch als Erholungsraum gedacht, entwickelte sich der Friedhof Ohlsdorf durch die bessere Verkehrsanbindung zum beliebten Ausflugsziel. Auch das ist bis heute so. Während die Toten viele Jahrzehnte lang aufgrund von Epidemien und Kriegen immer mehr Platz benötigten, übernehmen seit einiger Zeit zunehmend die Lebendigen das Areal wegen seiner Naherholungsqualitäten.

Stiller Weg  

Gegenüber des Haupteingangs fällt ein überdimensionaler Schriftzug ins Auge: »Eingänge sind Übergänge« beschreibt das Projekt, mit dem sich Ohlsdorf auf die Zukunft vorbereitet. Bis 2050 reicht der Aktionsplan, mit dem sich der Friedhof Stück für Stück in einen Park der Stille verwandeln will. 17 Infoelemente verteilen sich über die Anlage – unterschiedlich in der Form, aber alle in Signalorange gehalten, kann man sie gar nicht verfehlen. Doch nun geht es erst einmal zurück in die Vergangenheit und die von Hainbuchen gesäumte Talstraße hinauf. Mit dem Krematorium und dem Denkmal für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wirkt die Allee sehr streng. Wenn sie am Ende in einen Fußpfad mündet, ändert sich die Atmosphäre grundlegend. In der sogenannten Dichterecke hat Kurt W. Marek seine letzte Ruhestätte gefunden. Der Journalist verfasste unter dem Pseudonym Ceram einen Bestseller zur Geschichte der Archäologie. Dessen Titel, »Götter, Gräber und Gelehrte«, bestimmt von nun an das Programm auf dem Stillen Weg.

Zum Millionenhügel

Der Stille Weg gilt als der schönste Pfad auf dem Ohlsdorfer Friedhof. War gerade noch der Verkehrslärm im Hintergrund zu vernehmen, dringt nun höchstens ein weit entfernter Rasenmäher ans Ohr. Viel lauter, weil näher, sind das Vogelgezwitscher in den Bäumen und das Rascheln der Eichhörnchen im Laub. »Das sind die tropischen tollen Bäume, Büsche und Blumen des Mammutfriedhofes, dieses vögeldurchjubelten gepflegtesten Urwaldes der Welt, in dem die Toten ihren Tod verträumen«, schrieb der Schriftsteller Wolfgang Borchert, der hier ebenfalls begraben liegt. Der Stille Weg quert den Westring und führt am beeindruckenden  Mausoleum Riedemann vorbei zum Millionenhügel. So jedenfalls nennt der Volksmund die Anlage mit den geschwungenen Treppen aus Mainsandstein, in der vor allem wohlhabende Familien ihre letzten Ruhestätten gefunden haben. Viele Grabstätten sind ungeheuer prächtig.

Vom Weg abzukommen lohnt sich eigentlich immer in Ohlsdorf, hier aber ganz besonders. Versteckt hinter Efeuhecken, Wällen aus Rhododendren und beschützt von verschwiegenen Baumriesen erzählen die Inschriften Stadtgeschichten von den Sievekings, den Warburgs, den Hagenbecks und anderen Familien, die in Hamburg fast jeder kennt. 800 Statuen schmücken die Gräber, darunter einige bedeutende Kunstwerke. Mindestens ebenso wertvoll scheinen die Baum-Persönlichkeiten. Mehr als 30 000 Bäume stehen auf dem Friedhof, 10 000 von ihnen sind älter als 100 Jahre.

Durch die Cordesallee

Der Stille Weg verläuft nun parallel zur Waldstraße. Bereits vor der Friedhofsgründung war der Waldbestand in Ohlsdorf beträchtlich. Der erhaltene Teil zieht sich halbmondförmig in südliche Richtung. Der Bauleiter und spätere Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes war sich bewusst, dass sich nur eine begrenzte Zahl von Gräbern in die urwaldartige Umgebung einfügen ließ. Ihn bedrückte die Vorstellung, der Wald könne einst aufgrund von Überbelegung vernichtet werden. Wer die nach ihm benannte  Cordesallee erreicht, kommt aber bis heute aus dem Staunen nicht mehr heraus. So eine Fülle und botanische Vielfalt gibt es wohl nirgends sonst im Norden! Auf den letzten 800 Metern zurück zum Ausgangspunkt nimmt man sich fest vor, bald eine andere Ecke des Friedhofs zu erkunden. Oder die gleiche, zu einer anderen Jahreszeit.

Touren-Charakter

Eine anregende und zugleich beruhigende Strecke führt über die stillen, leicht zu gehenden Wege des Ohlsdorfer Friedhofs.

Beste Jahreszeit

Herbst

Ausgangspunkt

Haupteingang

Endpunkt

Haupteingang

Öffnungszeiten

Der Friedhof Ohlsdorf ist für Fußgänger ab 6 Uhr morgens geöffnet. Von November bis März werden die Tore um 18 Uhr geschlossen; von April bis Oktober um 21 Uhr. Die Öffnungszeiten des Museums, Veranstaltungshinweise und mehr Infos unter www.friedhof-hamburg.de

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Bitte beachten!

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.