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Wandern Hamburg: Am Schaalsee

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
20 km
Aufstieg:
48 m
Abstieg:
48 m

Grüne Werder und Uferwälder. Ufer- und Hangwälder, Gutshöfe und Gasthöfe, sandige Seebadestellen und kristallklares Wasser der Schaalsee ist ein Naturparadies. Die Wanderung eignet sich mit zwanzig Kilometern für einen langen Sommertag oder zwei Touren in der dunklen Jahreszeit.

Beschreibung

Am Schaalsee  

Diese Tour startet auf einem schmalen Landstück zwischen Pipersee und Phulsee an der Sterleyer Heide. Vom Wanderparkplatz oder der Bushaltestelle aus sind es zu beiden Seen nur wenige Schritte. Dort muss man sich natürlich erst einmal einen Überblick verschaffen. Beide Gewässer sind von Wald umstanden, und beide verbindet der Schaalseekanal. Der Phulsee gehört zudem noch zu dem aus mehreren zusammenhängenden Teilseen bestehenden Schaalsee sowie zu einem Naturschutzgebiet mit dem komplizierten Namen »Schaalsee mit Niendorfer Binnensee, Priestersee und Groß Zecher Küchensee, Phulsee, Seedorfer Küchensee und Umgebung«. Das alles ist ziemlich schwer zu merken, aber leicht zu erwandern. Darum geht es auch gleich los. Jenseits des Kanals zieht sich beim Kanuparadies Schaalsee-Camp ein Pfad linker Hand in den Wald. Hier empfängt einen die für den Schaalsee typische Ruhe. Während der deutsch-deutschen Teilung zerschnitt der Eiserne Vorhang den See etwa mittig.

Durch Sperrgebiete im Osten und Zonenrandgebiete im Westen hat sich ein besonderer Wildnis-Charakter bewahrt, glücklicherweise auch über die Wiedervereinigung hinaus. Die östliche Seehälfte liegt in Mecklenburg-Vorpommern und ist seit 2000 anerkanntes UNESCO-Biosphärenreservat. Die westliche Seite gehört zum Naturpark Lauenburgische Seen. Die Uferwälder des Schaalsees waren lange Zeit unberührt, sodass sich eine einzigartige Fauna und Flora entwickeln konnte. Vorherrschend sind Buchenwälder und ausgeprägte Bruchwaldbereiche. Sie verhindern oft den direkten Seeblick. Aber es ist wie in jedem vorbildlichen Reservat: Wer Tieren – und Pflanzen – Gutes wünscht, gönnt ihnen Zonen völliger Ungestörtheit. Bruchwälder bieten zahlreichen spezialisierten Käfern und Schmetterlingen einen Lebensraum. Für Kraniche stellen sie ein wichtiges Bruthabitat dar. Die besten Waldstandorte finden sich, wo aufgrund der Reliefstruktur eine Rodung nie sinnvoll war oder wo Eigentumsverhältnisse sie verhinderten. So etwa auf dem  Seedorfer Werder. Er ist nach etwa 1,5 Kilometern über eine kleine Brücke erreicht.

Bewaldete Werder  

Jenseits der Brücke ist ein Rundwanderweg ausgeschildert. Dem blauen Fisch mit der Ziffer 1 im Uhrzeigersinn folgend, geht es kurz und knackig den Steilhang hinauf. Im Mischwald fällt der Bestand mächtiger alter Bäume auf. Auf der Hügelkuppe wird man nun endlich mit einem grandiosen Ausblick auf das eigentliche Schaalseebecken belohnt. Mit seinen zahlreichen Nebenseen, Buchten, Inseln und Halbinseln ist der See von keiner Stelle aus zur Gänze zu überblicken. Aber es reicht, um einen Eindruck von seiner Größe zu gewinnen. Das fast 72 Meter tiefe eiszeitliche Strudelloch zwischen Seedorf und Groß Zecher macht den Schaalsee zum tiefsten See Norddeutschlands. Werder heißen die Teile der Moränenlandschaft, die aus dem Wasser herausragen. Der Begriff entstammt dem Wendischen und bezeichnete ursprünglich eine Siedlungsform auf Halbinseln. Durch ihre Lage waren die Werder nicht nur gut geschützt und leicht zu verteidigen, sie eigneten sich auch hervorragend für Landwirtschaft und Fischfang.

An der höchsten Stelle befindet sich eine Ruhebank mit toller Aussicht. Danach schlängelt sich der Weg wieder sanft abwärts und führt dicht an den See heran. Auch hier lädt eine Ruhebank zum Pausieren ein. Dabei kann man sich von der Wasserqualität überzeugen: Der See ist glasklar. 2019 zeichnete der Global Nature Fund ihn auch deshalb als »Lebendiger See des Jahres« aus. Der Pfad schwingt in langer Linkskurve zum  Schloss Seedorf. Hier verlassen wir den Fisch-Weg bis zur Rückkehr. Das verspielte Gebäude im Stil der Neorenaissance war der Witwensitz der Ida von Witzendorff. Die von Witzendorffs besaßen über Generationen nicht nur Gut Seedorf, sondern auch Gut Groß Zecher, wohin die Wanderung auch noch führt. Heute befindet sich das »Schloss« in Privatbesitz. Seine Geschichte lässt sich auf einer Infotafel an der Schloßstraße nachlesen. Sie führt in die Gemeinde Seedorf. Die  St.-Clemens-St.-Katharinen-Kirche verfügt über die frühesten Konturmalereien in Norddeutschland. Über die Dorfstraße geht es in den Ortsteil  Zuckerhut. Hier schlängelt sich ein Pfad unterhalb der Straße durch kleine Urwälder voller Totholz nach Groß Zecher.

Immer dem Fisch nach  

Der Weg leitet durch das Dorf zum Gutshof Groß Zecher. Es wird in x-ter Generation von der Familie von Witzendorff bewirtschaftet. Nachdem beim Café und Restaurant Kutscherscheune bereits bummelige acht Kilometer dieser Wanderung absolviert sind, lautet die Frage: Gleich jetzt einkehren oder erst im Anschluss an die Rundwanderung auf dem Werder? Sie schlägt mit etwa fünf Kilometern zu Buche und beginnt links des Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert, in dem man übrigens auch übernachten kann.

Zum Garten ist ein Fachwerkflügel erhalten, der vermutlich von einem 1720 errichteten Vorgängerbau stammt. Um den Groß Zecher Werder leitet wieder das Fischsymbol, dieses Mal mit der Ziffer 2. Der Werder ist mit steilen Hängen, Buchen, Erlen-Bruchwäldern, Forstflächen und großen Waldlichtungen sehr strukturreich ausgebildet. Auf einigen Lichtungen haben sich Hänge-Birken und Blaubeeren angesiedelt. Die offenen Flächen werden von Adlerfarn und Pfeifengras beherrscht. Wo sich die Nordspitze des Werders erhebt, soll bei niedrigem Wasserstand die Teufelsbrücke zu sehen sein. Es heißt, der Teufel selbst habe hier die Felsblöcke gelegt. Ein heidnischer Fürst aus Dargau hatte dem Leibhaftigen seine Seele versprochen, wenn der ihm bis zum nächsten Hahnenschrei eine Brücke ans andere Seeufer bauen würde. Der Teufel schuftete die ganze Nacht. Doch ein Seedorfer Hahn krähte viel zu früh. Voller Zorn sprang der Teufel mit einem Satz nach Seedorf hin­über und meuchelte das Tier. Sein Blut soll noch heute an einem Stein kleben. Wo genau, ist nicht überliefert. Da muss man selbst schauen.

Zurück zum Schaalseekanal  

Bis zum Seedorfer Schloss geht es zurück wie gekommen. Dann aber wird die Umrundung des Werders vollendet. Linker Hand führt der Fisch-Weg 1 nun ganz dicht am Küchensee entlang. Er ist ein eigenständiges Gewässer, gehört also nicht zum Schaalsee. Bald kommt die kleine Brücke, auf der vor Stunden der Seedorfer Werder erreicht wurde. Etwa 500 Meter nach der Überquerung geht es dieses Mal auf einen rechts abknickenden Pfad. Er leitet zu einer weiteren Brücke, die sich über den Phulsee spannt. Bei nächster Möglichkeit geht es links auf den Schaalseeweg und dann wieder links auf einen Pfad. Er tritt nach einigen Hundert Metern direkt beim Parkplatz aus dem Wald.

Touren-Charakter

In den Wäldern mit Seeblick wechseln kurze Auf- und Abstiege mit langen, ebenen Uferwegen.

Beste Jahreszeit

Frühling bis Herbst

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Sterleyer Heide

Endpunkt

Wanderparkplatz Sterleyer Heide

Die Stintenburginsel

Auf der anderen Seeseite – in Mecklenburg-Vorpommern also – streckt sich die Stintenburginsel in den Schaalsee hinaus. Der Dichter und Wahlhamburger Friedrich Gottlieb Klopstock war so bezaubert von der »Insel der froheren Einsamkeit«, dass er ihr eine ganze Ode widmete. Am Dammweg zur Insel steht die knorrige Klopstock-Eiche.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.