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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Frankreich: Von Ribeauvillé zum Wallfahrtsort

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:20 Std.
Länge:
10.5 km
Aufstieg:
480 m
Abstieg:
480 m

Notre-Dame de Dusenbach. Das ehemalige Rappoltsweiler zählt zu den Orten an der Elsässer Weinstraße, dessen Gassen bis heute von Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17.Jahrhundert geprägt werden. Der Spaziergang durch die Stadt bildet den Auftakt zu der Wallfahrtskirche und den drei Burgen, die wir bei dieser Wanderung kennenlernen.

Beschreibung

Los geht es beim Herrengarten von Ribeauvillé, von wo wir über die D1B zum Ostende der Grand’Rue gelangen. In der Großen Straße locken einige Restaurants und Läden zum Verweilen und Bummeln. Der reiche Blumenschmuck tut das Übrige. Als Wanderer gucken wir uns ein schönes Plätzchen für später aus und spazieren am barocken Rathaus vorbei durch den Tour des Bouchers – den Metzgerturm. Beim Restaurant Au Cerf halten wir uns links, sodass wir wenige Schritte weiter den aufwendig gestalteten Brunnen auf dem Place le la Sinne passieren. Weiter geht es auf der Grand’Rue bis ans westliche Ende der Altstadt an die D416. Hier biegen wir rechts ab und laufen etwa 250Meter entlang der Straße. Direkt vor einem kleinen Brunnen zweigen wir halb rechts auf den Sentier Maria Raydt ab (blaues Dreieck), der entlang der Weinberge bergauf in den Wald führt und sich dort zu einem Pfad verengt.

Notre-Dame de Dusenbach

Der 1931 angelegte Maria-Raydt-Pfad entstand auf Initiative von Paul Barthel. Barthel war zu der Zeit der Raydtschaffner der seit dem frühen Mittelalter bestehenden Bruderschaft Maria-Raydt. Ziel war es, Pilgern und Wanderern einen möglichst angenehmen Aufstieg durch die Weinberge und Wälder zum Wallfahrtsort Notre-Dame de Dusenbach und zu den Burgen von Ribeauvillé zu bieten. Bei den Arbeiten zur Anlegung dieses Weges mussten mehrere große Felsen durch insgesamt 297 Sprengsätze beseitigt werden. Als Ergebnis wandern wir auch heute noch durch einen reizvollen Kiefern- und Eichenmischwald. Wo der Pfad in einen breiteren Forstweg mündet, biegen wir rechts ab und kommen so in das Tal vom Dusenbach, einem Nebenlauf des Strengbachs. Einen Steinwurf weiter öffnet sich die Sicht auf die WallfahrtskircheNotre-Dame de Dusenbach.

Auf Umwegen zu den Burgen

Nach dem Besuch der Kirche zweigen wir oberhalb von Dusenbach rechts auf einen mit gelbem Kreuz markierten Pfad hoch zu den Burgen (Les Châteaux) ab. Der felsige und an vielen Stellen von Wurzeln überzogene Pfad führt uns bergan auf denKahlfelsen. Der nach Südwesten senkrecht abfallende Felsen eröffnet uns eine imposante Sicht über das von Wäldern umgebene Strengbachtal. Ab dort folgen wir der Beschilderung über einen nun wieder breiteren Weg Richtung Château de Saint-Ulrich. In Sichtweite der Burg biegen wir jedoch scharf links ab, sodass wir über den Verbindungsweg hoch zum GR5 steigen bzw. dem roten Rechteck zum Château du Haut-Ribeaupierre folgen.

Die Burg Hohrappoltstein ist die älteste der drei Burgen von Ribeauvillé. Mitte des 13.Jahrhunderts diente sie dem König von Frankreich als vorgeschobener Posten, als der König eine Invasion ins Elsass plante. Später wurde die auch als »Altenkasten« bekannte Höhenburg als Aussichtspunkt und zur Früherkennung von Waldbränden genutzt. Von der im 16. Jahrhundert aufgegebenen Festung haben mehrere Mauern und der Bergfried die Zeit überdauert. Von der Burg führt der GR5 in mehreren Kehren hinunter zum Château de Saint-Ulrich.

Ulrichsburg und Burg Girsberg

Die Ulrichsburg ist zweifellos die eindrucksvollste Burg oberhalb von Ribeauvillé. Sie diente der Überwachung der strategisch wichtigen Verbindung von der elsässischen Ebene zum Hochtal von Lièpvre und war bis zu ihrer Aufgabe im 16.Jahrhundert Stammsitz der Herren von Rappoltstein. Der Aufstieg auf den restaurierten Bergfried versteht sich von selbst. Die Aussicht von dort über das Elsass und die benachbarten Burgen ist einfach herrlich. Anschließend kehren wir zu den letzten Wegweisern zurück. Wer genug gesehen hat, kann auf dem GR5 nachRibeauvillé weiterwandern. Wir indes wählen beim Abzweig den oberen Weg zum Château du Girsberg hin. Dieses diente im Mittelalter einem neuen Zweig der Familie von Rappoltstein als Wohnburg; der Name der Burg geht allerdings auf die späteren Besitzer, die Herren von Girsberg zurück. Auch diese Burg wurde im 16.Jahrhundert verlassen.

Von den beiden unteren Burgen handelt die Sage der zwei Rappoltsteiner Brüder. Die Herren der Burg Girsberg und der Ulrichsburg hatten sich zur gemeinsamen Jagd verabredet. Um möglichst früh aufbrechen zu können, hatten sie zuvor beschlossen, dass derjenige, der zuerst erwachen würde, den anderen durch einen Bolzenschuss an dessen Fensterladen wecken sollte. Als am Morgen der Jagd der Herr der Ulrichsburg erwachte, freute er sich. Denn er dachte, er wäre als Erster erwacht. Also griff er seine Armbrust und machte sich am Fenster bereit, um den Bruder mit einem Schuss auf die Girsberg zu wecken. Genau in dem Moment, als er für den Schuss seinen eigenen Fensterladen öffnete, schwirrte der Bolzen des kurz vor ihm aufgestandenen Bruders heran und traf ihn ins Herz.

Direkt nach der Girsberg zweigt rechts ein Weg hinunter nach Ribeauvillé ab, angenehmer ist aber der linke Weg zu laufen. Damit folgen wir auf dem letzten Abschnitt dem gelben Kreuz an den Lutzelbach, ehe wir rechts auf den Lutzelbachweg abbiegen. Entlang des nur wenig Wasser führenden Bachs kommen wir so durch den Wald und die Weinberge zurück nach Ribeauvillé, wo wir beimRestaurant Au Cerf wieder auf die Grand’Rue treffen. Zum Abschluss der schönen Tour bietet sich nun ein gemütlicher Bummel durch die Altstadt an, bevor wir die letzten Meter zum Herrengarten nehmen.

Touren-Charakter

Nach dem Spaziergang durch den Ortskern mittelschwere Wanderung auf gut zu gehenden Waldpfaden und Wegen. Auch für den Winter gut geeignet.

Beste Jahreszeit

Ganzjahrestour

Ausgangspunkt

Herrengarten (Jardin de Ville), 240m

Endpunkt

Herrengarten (Jardin de Ville), 240m

Route

Herrengarten - Dusenbach 1Std., Dusenbach - Château du Haut- Ribeaupierre 0.50Std., Château du Haut-Ribeaupierre - Château du Girsberg - Herrengarten 1.30Std., insgesamt 3.20Std.

Höchster Punkt

Château du Haut-Ribeaupierre,670 m

Vom Orient ins Elsass

Laut der Überlieferung befindet sich die Kirche auf dem Standort einer im späten 12.Jahrhundert gegründeten Einsiedelei. Dies war die Zeit, als Papst InnozenzIII. dem Abt von Pairis bei Orbey auferlegte, für den Kreuzzug zu predigen. Diesem Ruf folgte Egenolphe II. von Ribeaupierre, der eine kleine Armee entsandte, die 1204 an der Belagerung von Konstantinopel teilnahm. Ob der Edelmann selbst im Orient war, ist nicht bekannt. Wohl aber gelangte so eine Madonnenstatue aus dem Orient in seine Hände, für die er 1210 eine erste Kapelle in Dusenbach errichten ließ. In den Tagen nach ihrer Ankunft im Elsass häuften sich die Berichte von Wundern, was bald zahlreiche Pilger nach Dusenbach lockte. 1794 fiel die Kirche der Französischen Revolution zum Opfer. 100 Jahre später wurde die Gedenkstätte »aus den Trümmern wieder erhoben«. Eine Gedenktafel erinnert an den im neugotischen Stil erfolgten Wiederaufbau.

Unser persönlicher Tipp

Pfifferdaj in Rappschwihr: Am ersten Septemberwochenende bildet der historische Ortskern von Ribeauvillé die Kulisse für den Pfeifertag, das Fest der Musikanten. Die Stadt verwandelt sich dann in eine mittelalterliche Bühne mit Minnesängern und Burgfräuleins. Mit dem Fest erinnern die Elsässer an die Herren zu Rappoltstein. Sie hatten zwischen dem 11. und 17.Jahrhundert über die Stadt geherrscht und sich dem Schutz der fahrenden Spielleute und Gaukler verschrieben. Heute lässt die Stadt ganz verschiedene Aspekte des Mittelalters wiederaufleben. Dazu zählen auch ein Fackelumzug am Samstagabend und Festumzug am Sonntagnachmittag.

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