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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Frankreich: Kloster Lützel und die Burg Morimont

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:30 Std.
Länge:
18.3 km
Aufstieg:
500 m
Abstieg:
500 m

Grenzerfahrungen im Süden. Die letzte Wanderung dieses Buches führt uns nach Lucelle in den südlichsten Zipfel vom Elsass. Wo sich heute die kleinste Gemeinde des Départements Haut-Rhin befindet, stand einst das Kloster Lützel. Von dort verläuft der Rückweg teils auf Schweizer Gebiet und über den Hexenfelsen, der uns mit einer schönen Sicht über das Tal der Larg überrascht.

Beschreibung

Vom Ausgangspunkt in Oberlarg passieren wir auf der Rue de l’Église die Dorfkirche. Bei dem großzügig gestalteten Brunnen halten wir uns rechts (blaues Dreieck) und kommen nach wenigen Schritten zum Le Gué.

Durch die Senke wird die Larg geleitet, sodass die Vertiefung als einfache Viehtränke nutzbar ist. Für Fußgänger gibt es auf der rechten Seite eine Brücke. Auf dieser überqueren wir die Larg. 50Meter weiter sehen wir links die Grotte du Mannlefelsen. Leider befindet sich die Höhle auf Privatgelände und wir können sie daher nur vom Weg aus betrachten. Im Anschluss an die Höhle passieren wir einen Fischweiher. Angeblich soll es davon 800 Stück im Tal der Largue geben. Andere Quellen beziffern die Anzahl der Teiche gar auf rund 1000. Die ältesten reichen bis ins 12.Jahrhundert zurück. Die Teiche wurden von den Zisterziensermönchen des Klosters Lützel angelegt, um Karpfen zu züchten. Bis heute ist der gebackene Karpfen eine kulinarische Spezialität im Sundgau. Weiter geht es auf dem breiten Weg in den Wald zur Quelle der Larg. Ihr Name leitet sich vom Lateinischen Larga ab, was freigebig oder großzügig heißt. Sie ist der einzige wichtige Nebenfluss der Ill, die im Jura entspringt. Oberhalb der symbolisch gefassten Quelle folgen wir der Beschilderung blaues Dreieck durch den Wald, bis wir rund 1400Meter weiter auf ein Wegedreieck treffen.

Halb- oder Ganztagswanderung?

Beim Abzweig Morimont müssen wir uns entscheiden. Wem eine kurze, gemütliche Runde reicht, wechselt rechts auf den mit einem gelben Dreieck markierten Weg. Dieser führt direkt hinüber zum Ferme Ébourbette. Wer sich den ganzen Tag für diese Tour freigehalten hat und auch nicht vor einer längeren Wegstrecke auf asphaltierten Straßen zurückschreckt, verlässt den Wald in südlicher Richtung. Damit folgen wir dem blauen Dreieck durch ausgedehnte Getreidefelder nach Les Verreries. Bei dem Hof kreuzen wir die D432 und folgen auf dem nächsten Abschnitt erst dem gelben Kreuz, dann dem gelben Dreieck über Pfaffenloch zum Petit Kohlberg. Wer möchte, kann bei dem Abzweig zwischen Pfaffenloch und Petit Kohlberg ein paar Schritte links Richtung Bildstoeckle laufen. Die Straße führt nach wenigen Metern zur nördlichen Kasematte Pfaffenloch der Maginot-Linie.

Zur Südspitze des Elsass

Bei Petit Kohlberg passieren wir das Gasthaus und folgen der Straße bis zum Ende, wo diese in einer Linkskurve in einen mit Gras bewachsenen Feldweg übergeht. Im weiteren Verlauf wird aus dem Weg ein schmaler Trampelpfad. Sollte dieser unter dem hohen Gras verschwinden, steuern wir einfach die Waldecke direkt vor uns an. Am Wald treffen wir auf den Circuit des Trois Châteaux, dem wir zunächst auf einem breiten Forstweg, dann – in einer engen Linkskurve – rechts ab über einen schmalen und auf den ersten Metern steilen Pfad bis nach Lucelle folgen. Es ist der südlichste Ort im Elsass. Er grenzt direkt an das schweizerische Lucelle an.

Kloster Lütze

Bedeutung gewann das frühere Lützel durch das im 12.Jahrhundert gegründete  Kloster Lützel, eine Zisterzienserabtei. Benannt ist das Kloster nach der Lützel, einem Bach, der hier entspringt und den französischen vom schweizerischen Jura trennt. In den folgenden Jahrhunderten konnten die Zisterzienser ihren Einfluss bis in den Südwesten von Deutschland ausbauen und die Klosteranlage wurde mehrfach erweitert. Als Folge des Dreißigjährigen Kriegs war Lützel jedoch zwischen 1632 und 1657 verlassen. Noch bis 1757 gehörte das Kloster zum Fürstbistum Basel. Danach erfolgte eine Grenzkorrektur, seit der sich das Klostergelände – Unterbrechungen ausgenommen, als es zu Deutschland gehörte – in Frankreich befindet. Im Zuge der Französischen Revolution wurde die Abtei Lützel 1789 beschlagnahmt, zu nationalem Eigentum erklärt und 1792 die letzten Mönche aus Lützel verwiesen. Im frühen 19.Jahrhundert ließ man die Kirche und weitere Gebäude des Klosters abtragen, um mit den Steinen Fabriken zu errichten. Der Grundriss eines Teils der alten Klostergebäude ist heute als Heckenpflanzung auf dem parkähnlichen Gelände dargestellt. In einem noch bestehenden Gebäudekomplex ist das »Centre Europeen de Rencontres Lucelle«, ein Familienheim und Ferienzentrum untergebracht. Daneben laden Kapellen, die Lourdesgrotte und ein Café zum Besinnen und Verweilen ein.

Auf der Grenze

Nach dem Abstecher kehren wir zum Wegweiser oberhalb des Friedhofs von Lucelle zurück und folgen dem Drei-Burgen-Weg hoch zur D432. Beim Rathaus überqueren wir die Straße sowie die Grenze zur Schweiz und zweigen sogleich halbrechts auf den landwirtschaftlichen Weg ab. Nach 130Metern biegen wir scharf rechts ab und folgen dem Grenzverlauf nach Norden. Nach ein paar Minuten treffen wir wieder auf eine Straße, die rechts in die D432 mündet. Nachdem wir die Straße überquert haben, folgen wir der Beschilderung und dem gelben Rechteck Richtung Ferme Ébourbette. Der Weg verläuft erst entlang einer Wiese, dann durch den Wald, aber immer an der Grenze. Daher befinden wir uns mal in der Schweiz, mal in Frankreich oder in beiden Ländern zugleich. Sobald wir denLargwald durchquert haben, öffnet sich die Sicht links über saftiggrüne Wiesen und Felder. Geradeaus weiter beschreibt der Weg nochmals einen Schlenker durch die Schweiz, bevor wir beim Ferme Ébourbette ein letztes Mal die Grenze kreuzen. Berühmt wurde der Übergang am 26. April 1942, als General Giraud an dieser Stelle in die Schweiz entkam. Auch viele Widerstandskämpfer und Elsässer nutzten den Übergang, um der Zwangsrekrutierung durch die Wehrmacht zu entgehen. Heute weist ein Schild darauf hin, dass der Grenzübertritt mit Autos oder Motorrädern verboten ist. Was fehlt, ist eine vernünftige Straße.

Über den Hexenfelsen zur Burg Morimont

Nachdem wir den Bauernhof links passiert haben, erreichen wir den Waldrand. Dort stehen wir unvermittelt vor einer Geländekante. Auch dank einer Leitungstrasse öffnet sich beimHexenfelsen (Rocher de la Sorcière) die Sicht über das Largtal und die Burgunder Pforte nach Belfort. Ab dem Felsen geht es hinunter auf einen breiteren Forstweg. Diesem folgen wir links, bis wir auf einen anderen, ebenfalls breiten Forstweg treffen. Laut der Wegmarkierung müssten wir zwar etwas vorher rechts auf einen Pfad abbiegen. Dann aber würden wir den Abstecher zur Großen Eiche verpassen, einem stattlichen Baum, der praktisch eine ganze Lichtung im Wald für sich allein beansprucht. Nach diesem Abstecher nutzen wir den unteren Forstweg, mit dem wir wieder auf den ausgewiesenen Wanderweg gelangen und dem gelben Rechteck bis zum Abzweig zur hübsch gelegenen Burg Morimont (auch Mörsberg) folgen können. Der Zugang zur Burg ist verschlossen, um die Festung führt aber ein Pfad herum. Im alten Kellergewölbe be­findet sich ein überregional bedeutendes Winterquartier von Fleder­mäusen.

Von der Burg geht es wahlweise auf dem breiten, unteren Weg oder über die Allee der Herren (Allee des Seigneurs) zum  Hotel Morimont. Ab dort erfolgt dann der Rückweg über den geänderten Verlauf des Drei-Burgen-Rundwegs sowie mit der rot-weiß-roten Markierung über die Zufahrtsstraße zum Hotel und, nachdem wir die Larg überquert haben, auf einem kurzen Stück entlang der D41, an einer  Christusfigur vorbei, nach Oberlarg, wo wir am Ende der südlichsten Tour dieses Wanderführers wahrscheinlich weit mehr erfahren haben, als diese interessante Runde auf den ersten Blick vermuten ließ.

Touren-Charakter

Auf dem Weg nach Lucelle verläuft ein längeres Stück auf asphaltierten Straßen, ansonsten Mischung aus gut zu laufenden (Forst-)Wegen und etwas anstrengenden (Wiesen-) Pfaden.

Beste Jahreszeit

Ganzjahrestour

Ausgangspunkt

Oberlarg, 535m

Endpunkt

Oberlarg, 535m

Route

Oberlarg - Le Petit Kohlberg 1.30Std., Le Petit Kohlberg - Lucelle 1.15Std., Lucelle - Ferme Ébourbette - 1.25Std., Ferme Ébourbette - Moribourg - Oberlarg 1.20Std., insgesamt 5.30Std.

Höchster Punkt

Bereich Largwald an der CH/FGrenze,740 m

Die Undine von der Morimont

Von der Burg Morimont ist die Sage überliefert, nach der Mathilde von Morimont von ihrer Patin, einer Undine (Nixe), einen Apfel bekam, der ihr drei Wünsche erfüllen sollte. Als die Burg abbrannte und ihr Vater und ihre Stiefmutter ums Leben kamen, fand sie bei einer Gänsemagd Zuflucht. Später feierte ein Ritter in der Nähe Bälle, um eine Frau zu finden. Sie nutzte zwei der Wünsche, um in prächtigen Kleidern daran teilzuhaben. Er verliebte sich in sie und es kam zur Heirat. Bald darauf musste er in den Krieg ziehen und sie gebar ihm einen Sohn. Ihrer Schwiegermutter jedoch war dies ein Dorn im Auge. Sie befahl, den Sohn zu ertränken und versuchte, Mathilde in einem siedend heißen Bad umzubringen. Da erfüllte sich der dritte Wunsch. Die Undine erschien mit dem quicklebendigen Jungen im Arm und ließ das Wasser erkalten. Im selben Moment öffnete der Ritter die Tür und nahm seine Frau und seinen Sohn in die Arme, mit denen er fortan in Frieden lebte.

Spuren der Eiszeitmenschen

Die Kalksteinhöhle Grotte du Mannlefelsen zählt zu den bedeutendsten prähistorischen Stätten im Elsass. Bei Ausgrabungen entdeckten Archäologen Steinwerkzeuge und Tierknochen, die sie auf die Zeit der letzten Eiszeit vor ungefähr 60000 Jahren datieren. Im ersten Felsüberhang finden sich Spuren menschlicher Besiedlung von vor 10000 Jahren vor Christus bis zum Zweiten Weltkrieg. Dazu zählen Lager nomadischer Jäger und Sammler. In einer der untersuchten Schichten wurde ein Grab freigelegt, das aus der Zeit um 7000 vor Christus stammt und einen Totenkopf auf einem Bett aus kleinen Kalksteinblöcken enthielt.Burg MorimontDie 1183 erstmals urkundlich erwähnte Festung diente der Kontrolle des oberen Largtals. Im 15.Jahrhundert erlebte die Burg eine Blütezeit, als Peter von Mörsberg zum Landvogt von Vorderösterreich und Anführer des Sundgauer Adels aufstieg. Zwei Generationen später führten finanzielle Probleme der Adelsfamilie zum Verkauf der Festung an die Grafen von Ortenburg-Salamanca. Im April 1635 fiel die Burg dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer. 1826 leistete eine Gruppe Schweizer in der Ruine den Eid, ihre Region vom Kanton Bern abzuspalten. Dazu kam es jedoch erst durch die Volksabstimmung am 24. September 1978. Der Jura ist seitdem der jüngste Kanton der Schweiz.

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Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.