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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Frankreich: Geschichtsrunde bei Wissembourg

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:00 Std.
Länge:
19.2 km
Aufstieg:
430 m
Abstieg:
430 m

Geisberg-Monument und Lauterlinien. In Weißenburg begegnen wir der Geschichte auf Schritt und Tritt. Als ein Ergebnis des Westfälischen Friedens von 1648 wurde die Stadt zwar Frankreich zugesprochen, ihre Vertreter schickten die Stadtväter des elsässischen Zehnstädtebunds aber auch danach noch zum Reichstag nach Regensburg.

Beschreibung

In den folgenden Jahrhunderten waren die Weißenburger zwischen den beiden Seiten hin- und hergerissen. So kämpften sie 1870 im deutsch-französischen Krieg sowohl auf französischer als auch auf deutscher Seite. Erst nach den Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkrieges kehrte Frieden in diese Region ein. Um den zu Weißenburg gehörenden Mundatwald in der Pfalz wurde jedoch noch bis 1990 verhandelt. Heute sind die Gemeinden beiderseits der Grenze eng miteinander verbunden und leisten bei Bränden und der medizinischen Notfallversorgung Nachbarschaftshilfe.

Christliche Kirche auf heidnischer Stätte

Ab dem Bahnhof folgen wir der Markierung blauer Ring nach Altenstadt. Nach wenigen Metern entlang der Allée des Peupliers passieren wir einen hohen Schornstein mit Storchennest und biegen links ab, sodass wir an den Ortsrand von Weißenburg kommen. Über die Rue des Étoiles (Sternenstraße) führt uns dieser kurze Umweg zurKirche Sankt Ulrich in Altenstadt. Das Gotteshaus zählt zu den ältesten christlichen Kirchen im Elsass und markiert das nördliche Ende der Romanischen Straße. Charakterisiert wird die Kirche von einem aus dem 11. und 12.Jahrhundert stammenden Langhaus, das in drei Schiffe unterteilt ist. Im Jahr 1878 haben Ausgrabungen eine unter dem Altar gelegene gallorömische Stele zutage gefördert, die einer frühen Gottheit gewidmet war.

Schauplatz Geisberg

Bei der Kirche biegen wir rechts auf die Hauptstraße ab, die uns zurück an die D3 nach Weißenburg führt. Jenseits des Kreisverkehrs müssen wir das Gewerbegebiet durchqueren. Das ist nicht schön, liegt aber auch bald hinter einem. Weiter geht es mit dem blauen Ring auf den Geisberg. Sobald wir ein Gehölz passiert haben, ragt vor uns das französischeMonument du Geisberg in die Höhe. Daneben finden sich noch wenige Reste des 1940 zerstörten Geisbergschlosses.

Durch seine aussichtsreiche Lage war der Hügel in früheren Zeiten auch strategisch von Bedeutung. Allein im 18.Jahrhundert fanden hier drei Schlachten statt. Am 4. August 1870 trat am Geisberg erstmals ein gesamtdeutsches Heer in Erscheinung.

Nach dem Abstecher zur französischen Gedenkstätte kehren wir auf den Wanderweg zurück. 600Meter weiter zweigt ein Weg zum Weißenburg-Denkmal auf dem Geisberg ab. Auf dem aus Sandstein errichteten Denkmal ist zu lesen: »Das Erste Preussengrab für Deutschlands Einheit«. Auch dieses erinnert an die Ereignisse vom 4. August 1870. Bei den wenige Stunden dauernden, aber heftigen Kämpfen um Weißenburg mit dem anschließenden Sturm auf den Geisberg waren insgesamt 1700 Soldaten getötet oder verletzt worden. Nur zwei Tage später gab das französische Feldheer Elsass auf.

Durch Feld und Flur ...

Zurück auf dem Wanderweg folgen wir zunächst noch dem blauen Ring durch Getreide- und Maisfelder, wechseln dann aber auf den mit einem grünen Punkt markierten Weg, der uns durch die Weinberge in das malerisch gelegeneSteinseltz führt. Südlich davon schwenkt der Wanderweg nach Westen und nimmt Kurs auf den Col du Pigeonnier. Nach circa 800Metern (ab Steinseltz) kreuzen wir einen Jakobsweg. Wer die Wanderung abkürzen möchte, kann hier rechts abbiegen und über Oberhoffen nach Weißenburg zurücklaufen. Alle anderen folgen dem grünen Punkt weiter durch ausgedehnte Felder bis zum Parkplatz Pfeiferberg, wo wir nahe dem Weingut und Hotel Cleebourg die D77 kreuzen.

… auf den Taubenschlagpass

Hier ändert sich der Charakter der Wanderung. Nach den eher gemütlichen Wegen am Rand der Rheinebene gewinnen wir beim Aufstieg über den Houx géant, eine große Stechpalme, zumCol du Pigeonnier 200 Höhenmeter. Auf der Passhöhe überqueren wir die D3; wo sich mit dem Refuge du Pigeonnier eine weitere Möglichkeit zur Einkehr bietet. Bei dem Wanderheim treffen wir auf den GR53. Auf ihm müssen wir nochmals einige Höhenmeter bewältigen, bis wir mit dem Scherhol den höchsten Punkt dieser Tour erreicht haben. 1894/95 wurde hier der steinerne Scherhol-Turm errichtet. Der 14,6Meter hohe Turm besaß eine Aussichtsplattform, wurde jedoch im März 1945 beim Rückzug der deutschen Truppen gesprengt und danach nicht wiederaufgebaut. So zeugen heute nur noch wenige Reste von dem Aussichtsturm nahe einer jüngeren Schutzhütte.

Bei der nächsten Gabelung halten wir uns links und wandern auf dem GR53 über den Col du Birkenthal bergab zur Redoute Maréchal du Bourg. Bei der heute noch deutlich zu erkennenden Schanzenanlage handelt es sich um einen Überrest der Lauterlinien bzw. Weißenburger Linien. Diese entstanden ab 1706 während des Spanischen Erbfolgekriegs und sollten die kaiserliche Armee aufhalten. Das Verteidigungssystem erstreckte sich damals vom Rhein bis zu den Vogesen und bestand aus 50 Schanzen und 28 Dämmen. Im 19.Jahrhundert verfiel der Abwehrgürtel zusehends. Heute nutzen Mountainbiker die Wälle für spektakuläre Geländefahrten.

Beim Forsthaus Scherhol kommen wir erneut an die D3, der wir diesmal Richtung Weißenburg folgen. Dabei passieren wir einen überraschend weitläufig angelegten Rastplatz, von dem sich die Sicht nach Norden über das von Wäldern umgebene Lauterbachtal öffnet. Nach etwa 15 Minuten trennen sich der GR und die D3, sodass wir nun entlang von Feldern und Gehölzen wieder nach Weißenburg kommen. Wer dem GR53 treu bleibt, gelangt über die Rue de Turckheim und den Boulevar Clemenceau zurück zum Bahnhof. Schöner finden wir es jedoch, bei der Lauter zum  Schar­tenturm abzubiegen und die Tour mit einem Bummel durch die Weißenburger Altstadt abzuschließen.

Touren-Charakter

Der Aufstieg auf den Scherhol erfordert etwas Kondition am Berg; ansonsten bequeme Runde auf überwiegend breiten Wegen und auch schwach befahrenen Landwirtschaftsstraßen.

Beste Jahreszeit

Ganzjahrestour

Ausgangspunkt

Bahnhof Wissembourg, 155m

Endpunkt

Bahnhof Wissembourg, 155m

Route

Wissembourg - Geisberg 1Std., Geisberg - Steinseltz 1Std., Steinseltz - Col du Pigeonnier 1.45Std., Col du Pigeonnier - Wissembourg 2.15Std., insgesamt 6Std.

Höchster Punkt

Scherhol, 492 m

Unser persönlicher Tipp

Wanderung mit Weinprobe: Am ersten Sonntag im Juni lädt das Weingut Cléebourg zur Wanderung mit Weinprobe ein. Auf zwei ausgewiesenen Runden mit 7,6 und 10,1km geht es vom Weingut durch die von Feldern umgebenen Dörfer Oberhoffen und Rott. Für Kurzweil sorgen die Stände entlang der Strecke, bei denen die in der Region angebauten Weine zur Probe ausgeschenkt werden. Genauere Informationen zur Veranstaltung gibt der Cave vinicole de Cléebourg (www.cave-cleebourg.com).

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.