Bruckmann CMYK quer
Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Frankreich: Burgen über dem Steinbachtal

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
10.6 km
Aufstieg:
400 m
Abstieg:
400 m

Vom Dorf Niedersteinbach wandern wir auf einem Pfad am plätschernden Steinbach entlang ins malerische Obersteinbach, über dem die Petit Arnsbourg aus dem Wald herausragt. Weiter führt der Weg mit einigen Steigungen durch schönen Mischwald zur Doppelburg Châteaux du Wasigenstein.

Raffinierte Wassersammelanlage auf der Doppelburg Wasigensteinwandern, mittel
Raffinierte Wassersammelanlage auf der Doppelburg Wasigenstein© Rainer D.Kröll
Beschreibung

Der Wegverlauf

Die Wanderung beginnt am Parkplatz in Niedersteinbach auf dem kleinen Weg (gelber Balken) jenseits des Bachs in Fließrichtung aufwärts. An einer alten Wäschewaschstelle in Obersteinbach gehen wir rechts in die Rue de I‘Arnsbourg, an der Hauptstraße links und bald an der blauen Maison des Châteaux Forts (Burgenmuseum) vorbei. Nach dem Rat- und Schulhaus führt der Weg rechts hoch, an einem kleinen Friedhof vorbei und dann als kleiner, schlecht erkennbarer Pfad sehr steil im Wald zu einer Fahrstraße hinauf. Dort stehen wir am Fuß des gewaltigen Schlossbergfelsens; wir wenden uns für ca. 200 m nach rechts und steigen dann links die kleine Treppe hoch.

Der Pfad leitet genau zur Petit Arnsbourg (0:50 Std.). Sie ist die kleinste elsässische Burg aus dem 14. Jh., obwohl die Buckelquader des Mauerwerks eher für eine Entstehung in spätstaufischer Zeit, also Mitte des 13. Jh., sprechen. Die Herren von Wasigenstein hatten die Burg als Lehen der Abtei Wissembourg in Besitz. 1335 wurde die Burg als Versteck des Raubritters Friedrich von Wasigenstein belagert und erobert. Heute sind noch interessante Gänge und Treppen im Fels sowie der Torturm zu erkunden.

Nach 300 m steigen wir am Wolfsfelsen auf die Fahrstraße hinab und gehen in östlicher Richtung weiter. An einer Y-Kreuzung müssen wir uns rechts halten. Rechts des Wegs fließt in der Talsohle der Langenbach. Bald zeigt sich rechts durch die Baumwipfel am Gegenhang die Ruine der Doppelburg Wasigenstein. Gleich danach führt der Waldweg in den Talgrund zu einem Fischteich (1:30 Std.), dann steigen wir ein paar Meter hoch zur Fahrstraße auf der anderen Talseite.

Wir folgen ihr nach rechts zur Ruine Wasigenstein und kommen fast am Fuß des Burgfelsens vorbei. Wir gehen links einen grasbewachsenen Weg hoch, der nach 200 m nach links in einen alten Hohlweg abbiegt und dann als Pfad auf die Ruine Châteaux du Wasigenstein (1:45 Std.) zu führt. Bei der Besichtigung der sehr interessanten Ruine aus dem 12. Jh. verfliegt die Zeit wie im Nu, denn die Anlage bietet noch viele erhaltene Felsentreppen, Durchgänge, einen Wohnturm und eine teils erhaltene Schildmauer aus Buckelquadern. Die Anlage steht auf einem spornartigen Ausläufer des Berges Maimont über dem Tal des Langenbachs. Die Burgen wurden auf zwei voneinander durch einen Spalt getrennten, sehr steilen und schmalen Felsriffen erbaut, die obere Burg Großwasigenstein auf dem östlichen Teil des Felssporns und die untere Kleinwasigenstein auf dem westlichen Felssporn. Der Fels und das Mauerwerk bestehen aus rotem Buntsandstein.

Die Schlucht zwischen den beiden Burgen soll der Schauplatz der im »Walthari-Lied« beschriebenen Kämpfe sein: Walther von Aquitanien ruhte sich hier mit seiner Geliebten Hildegund aus. Als sich die Burgunder unter ihrem König Gunther näherten, stellte Walther sich taktisch geschickt in dem engen Felsentor auf und tötete elf Kampfgenossen Gunthers im Einzelkampf. Am folgenden Morgen kam es auf einer talwärts gelegenen Lichtung zum Kampf Walthers gegen Hagen und Gunther: Gunther verlor ein Bein, Hagen ein Auge und Walther seine rechte Hand. Hildegund wusch die Wunden mit Rotwein aus und stiftete Frieden. Nachdem der Bruderbund geschlossen war, zogen Walther und Hildegund nach Aquitanien und lebten dort als königliches Paar.

Die Burgen waren von 1360 an im Besitz der Herren von Ochsenstein, wechselten in der Folge aber häufig den Besitzer. Schließlich erbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Burg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie 1635 zerstört und ist seit dieser Zeit eine Ruine.

Vom Platz vor der Burg zweigt ein Weg Richtung Klingelfelsen und Zigeunerfelsen (roter Balken) ab. Nach der Querung einer Fahrstraße stehen wir am Klingelfelsen an einer Autostraße. Ein paar Meter oberhalb der Straße wurde im Wald ein neuer Pfad mit der Markierung roter Balken parallel zur Straße angelegt. Nach 200 m leitet der rote Balken über die Straße und über einen Parkplatz. Dort steigt ein Pfad (roter Balken) durch Tannen-Buchen-Mischwald hinauf zum Zigeunerfelsen (2:15 Std.).

Von diesem bizarren Aussichtsfelsen steigt man auf dem Pfad abwärts auf einen Fahrweg zu, der eben bis zu einer Kreuzung leitet. Hier weisen ein rotes Dreieck und ein Wegweiser rechts hinunter nach Niedersteinbach. Auf der Hauptstraße wird das Dorf durchquert, dann geht‘s vorbei am bekannten, guten Restaurant »Cheval blanc«, und wir sind wieder am Parkplatz  (3:30 Std.) angelangt.

Walthariu

Das »Walthari-Lied« ist eine in lateinischer Sprache verfasste Heldendichtung aus dem 10. Jh. Sie beschreibt die germanische Walther-und- Hildegund-Sage, deren Schauplatz einst auf der Burg Wasigenstein gewesen sein soll. Habgier, Ruhm, Hochmut, Ehre, Liebe und Freundschaft spielen in dem Epos zwischen Walther von Aquitanien und dem König Gunther von Franken wichtige Rollen. Manche der Motive dieses Dramas scheinen direkt aus dem antiken Sagenstoff Trojas zu stammen.

Ausgangspunkt

Parkplatz am westlichen Ortsausgang von Niedersteinbach

Wegbeschaffenheit

Überwiegend schattige Waldwege und Steige mit deutlichen Anstiegen

Freud & Leid

Schön kühl ist der Weg durch den Mischwald zu den Burgen hinauf. Die Einkehr im Restaurant »Cheval Blanc« (www.hotel-cheval-blanc.fr) ist ein Erlebnis und die »Truite de notre vivier au Riesling« (Vogesenforelle in Riesling-Sauce) ein Gedicht. Die Burgen über dem Steinbachtal gehören aber zu den beliebtesten Wandertouren in den Nordvogesen und sind stark besucht.

Lust auf mehr?
Zeit zum Wandern Elsass und Vogesen
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Der Band beschreibt bewährte Wanderklassiker und spannende neue Routen in den Vogesen sowie rund um Straßburg, Mulhouse und Colmar.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.