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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Frankreich: Auf den Tempelberg Donon

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:45 Std.
Länge:
11.2 km
Aufstieg:
560 m
Abstieg:
560 m

Wo die Götter wohnten. Am Übergang vom Elsass nach Lothringen zieht der Donon die Menschen seit jeher in seinen Bann. Sowohl die Kelten als auch die Römer erkannten in ihm einen heiligen Berg. Was nach ihnen die ersten Christen im Donon sahen, ist ungewiss. Sicher aber ist, dass sie den Berg mieden und damit den Mythos Donon bis heute am Leben gehalten haben.

Sieht antik aus, stammt aber aus dem 19.Jahrhundert: der Museumstempel auf dem Donon. wandern, mittel
Sieht antik aus, stammt aber aus dem 19.Jahrhundert: der Museumstempel auf dem Donon.© Anette Freudenthal, Lars Freudenthal
Beschreibung

Wer an einem sonnigen Wochenende auf den Col du Donon fährt, wird sich vielleicht wundern, wie viel in dieser etwas abseitigen Region los ist. Radfahrer, Biker, Familien – alle lockt es sie auf die Passhöhe. Um dem größten Trubel zu entkommen, machen wir uns sogleich auf den Weg und überqueren beim Parkplatz auf dem Col du Donon die Passstraße. Unser erstes Ziel ist bereits angeschrieben. Damit wandern wir auf dem GR5 (rotes Rechteck) über eine Bergwiese in den nahen Wald. Nach gut 500Metern treffen wir auf die für den Verkehr gesperrte Zufahrt zum Donon.

Des Kaisers Stufen

Auf der anderen Seite setzt sich der Wanderweg hoch auf den Donon zunächst geradeaus, dann in einem weiten Bogen fort. Wir kreuzen ein zweites Mal die Dononstraße. Besondere Beachtung verdienen hier dieKaiserstufen. Die Treppe wurde im Ersten Weltkrieg von deutsch-elsässischen Soldaten angelegt, nachdem sich Kaiser Wil­helmII. angekündigt hatte. Als der Ankunftstag gekommen war, stellte sich jedoch heraus, dass die Mühe vergebens gewesen war. Angeblich soll der Kaiser wegen eines Regenschauers auf sein persönliches Erscheinen verzichtet und stattdessen einen Abgesandten an den Donon beordert haben.

Tempelberg Donon

Oberhalb der Kaiserstufen ist das Gipfelplateau des Donon bald erreicht. Vor einem Rondell mit mehreren aufgerichteten Reliefsteinen – und einem hässlichem Sendeturm im Rücken – liegen die Reste dieser weitläufigengallorömischen Kultstätte. Mehrere der Gebäude waren dem Galliergott Teutatès gewidmet. Links vor uns ist hinter den Sandsteinblöcken eines gallorömischen Tempels eine vorrömische Zisterne zu erkennen. Rechts daneben brachten Ausgrabungen im Jahr 1938 Strukturen aus Holz zutage, die von einem Rundtempel stammen. Der Weg hoch zum Gipfel führt an einem imposanten Felsen vorbei, der als »Stein der Druiden« bekannt ist.

Nach den Kelten widmeten die Römer den Berg ihrem Gott Merkur und bestärkten damit die religiöse Bedeutung des Donon. Sie schufen weitere Gebäude, Säulen und Votivsteine, die neben dem Gott Merkur Jupiter, Vosgesus und Smertrius, einer lokalen Gottheit, geweiht sind. Gekrönt wird der Berg vomDonon-Tempel. Aus der Ferne wirkt dieser, als wäre er der Antike entsprungen. Tatsächlich entstand der neoklassische Bau jedoch erst 1869 als Museumstempel und Versuch, vergangenen Zeiten neues Leben einzuhauchen. Schön anzusehen ist er allemal.

Spuren im Fels

Rund um den Museumstempel fallen etliche Felskritzeleien auf. Die ältesten entstanden während des Ersten Weltkriegs, als der Donon schwer umkämpft war. Abwechselnd verkündeten deutsche und französische Soldaten, wann sie den Berg erobert oder zurückerobert hatten. Andere beließen esdabei, ihre Namen in den Sandstein zu ritzen. Heute geht es zum Glück friedlich auf dem Donon zu, sodass wir in aller Ruhe die Aussicht über die Mittleren Vogesen und die Rheinebene bis zum Schwarzwald sowie zur anderen Seite über die lothringische Hochebene auf uns wirken lassen können. Zu sehen sind außerdem mehrere Schalensteine, die rituellen Handlungen dienten.

Pfad der Stelen und Bunkerkette

An der Nordostseite verlassen wir den Donon und folgen dem GR5 über weitereFelsinschriften und mehrere Kehren zum Pass der beiden Donons. Hier wechseln wir vom Fernwanderweg auf einen Nebenwanderweg und orientieren uns fortan an den Schildern mit der Aufschrift »Sentier Mémoriel des Stèles«. So gelangen wir sicher über den Pfad der Stelen hoch zum  Petit Donon. Nachdem wir auch dort die Inschriften studiert und die Aussicht genossen haben, verlassen wir den Berg auf demselben Weg, biegen dann rechts ab und folgen dem mit blauem Schrägkreuz ausgewiesenen Pfad zum Col de l’Engin. Die Streckenführung ist nicht immer auf Anhieb zu erkennen. Mit etwas Umsicht lassen sich die Wegmarkierungen aber doch finden. Weiter unten sehen wir dann auch den Grund für den seltsamen Verlauf durch Gestrüpp und Farnbestände: Der Pfad führt an einer alten Bunkerkette vorbei.

Beim Col de la Côte de L’Engin – auf der Passhöhe gibt es direkt an der D145 einen weiteren Bunker – kommen wir wieder in wegsames Gelände. Wer möchte, kann auf der anderen Seite der Straße auf dem Chemin des Bournes (Grenzweg, roter Punkt) noch einen Abstecher zum Deutschen Militärfriedhof unternehmen. Auf diesem wurden 30 deutsche Soldaten 1940 beigesetzt. Nachdem diese am 1. Oktober 1966 nach Bad Niederbronn umgebettet wurden, dient der Ort bis heute als Gedenkstätte. Anschließend geht es zurück zum Col de la Côte de L’Engin. Der Rückweg erfolgt dann über den  Pass der beiden Donon auf dem GR5. Um nicht zweimal den Donon zu passieren, halten wir uns nach der Passhöhe rechts, sodass wir auf dem bequem zu laufenden Forstweg um den Donon herumwandern, bis wir erneut auf den GR5 treffen. Auf dem bereits bekannten Weg steigen wir schließlich hinunter zum Col du Donon, wo diese bisweilen anstrengende, aber auch spannende Runde endet.

Touren-Charakter

Bis zum Petit Donon gut zu gehende Runde auf überwiegend Pfaden, der Pfad vom Petit Donon zum Pass de l'Engin ist stellenweise verwachsen und nicht immer auf Anhieb zu sehen, lohnt sich aber ebenfalls.

Beste Jahreszeit

April bis Oktober

Ausgangspunkt

Parkplatz an der Passstraße, 740m

Endpunkt

Parkplatz an der Passstraße, 740m

Route

Passstraße - Le Donon 0.50Std., Le Donon - Le Petit Donon 0.50Std., Le Petit Donon - Dt. Militärfriedhof 0.45Std., Militärfriedhof - Passstraße 1.20Std., insgesamt 3.45Std.

Höchster Punkt

Le Donon, 1009 mLe Petit Donon, 961 m

Pfad der Stelen

Der Pfad der Stelen erinnert an die vielen Opfer, die bei den Kämpfen um den Donon im August 1914 ihr Leben ließen. Nachdem zunächst einfache Holzkreuze die vorläufigen Gräber auf dem Schlachtfeld markierten, meißelte 1916 der deutsche Gefreite und Steinmetz Ludwig Gebhardt auf Befehl seiner Vorgesetzten sämtliche Grabinschriften in Sandsteinblöcke ein. Mehrere Dutzend dieser Steine sind immer noch am Wegrand sichtbar. Als Besonderheit sind diese sowohl den deutschen als auch den französischen Gefallenen gewidmet. Weiter oben auf dem Petit Donon erinnern weitere Steingravuren und Gedenktafeln an die Geschehnisse.

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