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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Frankreich: Achtertour bei Ferrette

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
8.2 km
Aufstieg:
410 m
Abstieg:
410 m

Wo die Erdwibele lebten. Ferrette ist aus der 1105 gegründeten Grafschaft Pfirt hervorgegangen. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs bekannten sich die deutschen Kaiser als Grafen von Pfirt. Danach ging Pfirt über den Sonnenkönig und Kardinal Mazarin an HonoréIV. von Monaco über, weshalb das Adelsgeschlecht der Grimaldi bis heute den Titel »Graf von Pfirt« trägt.

Noch bis zur Franzö­sischen Revolution war das Château de  Ferrette bewohnt. wandern, mittel
Noch bis zur Franzö­sischen Revolution war das Château de Ferrette bewohnt.© Anette Freudenthal, Lars Freudenthal
Beschreibung

Das dreiarmige Jesuskind

Bevor wir die Wanderung starten, lohnt sich ein Besuch der gotischen Dorfkirche Saint-Bernard de Menthon. Ihre Ausmaße zeigen, wie groß die Bedeutung von Ferrette in früheren Jahrhunderten war. Anschließend spazieren wir rechts an der       Kirche vorbe in die Rue du Château. Eine Besonderheit bietet hier das le Caveau Saint-Bernard. Im Hof des Restaurants, am Ende der Terrasse, hält eine Madonnenstatue ein dreiarmiges Jesuskind auf dem Arm. Man muss genau hinschauen. Denn je nach Blickwinkel sind immer nur zwei der Arme z sehen. Geschaffen hat die kuriose Statue Philippe Xavier Desgrandchamps, der sich auch als Notar, Dichter, Architekt und Erfinder für Ferrette verdient gemacht hatte. Weiter geht es durch die Rue du Château über das Restaurant Le Felseneck hoch zum Restaurant du Jura. Bei dem Gasthaus an der D23 ist als unser erstes Ziel die Grotte des Nains angeschrieben. Nach einem Abschnitt entlang der D23 passieren wir die alte Kaserne Robelin mit dem Caritas-Stützpunkt in Ferrette. Direkt danach zweigen wir in der Rechtskurve links auf den schmalen Pfad ab, der uns entlang der Kasernenmauer sowie an einem alten Brunnen vorbei in den Wald führt.

Die Höhle der Erdwibele

Einen Steinwurf weiter geht der Pfad in einen Forstweg über. Ab hier folgen wir dem Sentier des Nains mit dem blauen Punkt über einen Parkplatz (links) und den Drei-Burgen-Weg zurGrotte des Nains. Die Höhle der Zwerge befindet sich am unteren Ende der Wolfsschlucht. Bekannt wurde die enge und für den Menschen kaum zugängliche Höhle durch die Sage der Erdwibele. Die zwergenhaften Wesen sollen früher im Einklang mit den Menschen der umliegenden Orte gelebt haben. Sie halfen je zu zweit bei der Ernte, brachten den Menschen kleine Geschenke, teilten ihre Feste und Sorgen.

Dies ging so lange gut, bis ein paar aberwitzige Gören wissen wollten, warum die fleißigen Helfer ihre Füße stets unter langen Gewändern verbargen. Listig wie sie waren, streuten sie Sand vor die Höhle. Nachdem die Erdwibele darüber hinweggelaufen waren, erkannten die Mädchen in dem Sand die Abdrücke von Ziegenfüßen. Als sie lauthals loslachten, hörten dies die Erdwibele. Beschämt und enttäuscht über den Verrat verschwanden sie daraufhin in ihrer Höhle. Bis heute ist es niemandem gelungen, sie wieder ans Tageslicht zu locken.

Über den Löchlefelsen …

Nachdem es auch uns misslungen ist, die kleinen Helfer zu besänftigen, steigen wir die kurze Wolfsschlucht (Gorge aux Loups) – eine geologische Verwerfung im Jura – hoch auf denHeidenflueh-Felsen mit dem Plateau der Zwerge. Nachdem wir uns kurz auf dem GR532 befinden, sogleich aber wieder scharf links davon abzweigen, öffnet sich auf dem Plateau die Sicht über Bouxwiller und die Rheinebene bis zu den Ausläufern des Schwarzwalds. Weiter geht es mit der Markierung blauer Punkt über nun bequem zu laufende Waldpfade zum  Löchlefelsen, einem weiteren Aussichtspunkt, nur dass wir diesmal nach Süden über Ferrette zu den benachbarten Hügeln des Jura und Sundgaus schauen.

… zur Burg Hohenpfirt

Wenige Meter weiter treffen wir erneut auf den GR532, dem wir nun zumChâteau de Ferrette folgen. Nach ihrer Gründung im 12.Jahrhundert wurde die Festung im 15. und 16. Jahrhundert zweimal deutlich erweitert. Im Mittelalter entwickelte sich die Grafschaft Pfirt zu einer der mächtigsten Lehnsherrschaften im Oberelsass. Der Zugang erfolgt über die Unterburg. Sie wurde 1488 um den Bergfried herum errichtet und besaß vier Ecktürme, von denen noch zwei ihre ursprüngliche Höhe haben. Von der Unterburg führt eine in den Fels gehauene und mit Rillen versehene Rampe hinauf zur Oberburg. Sie bestand um 1600 unter anderem aus sechs Sälen, elf Zimmern, zwei Küchen, Badestube und Kornspeichern, die bis zu 1160 Hektoliter Getreide fassen konnten. Die Verteidigung indes erwies sich als zu schwach, um den Dreißigjährigen Krieg unbeschadet zu überstehen. Die schwer beschädigte Burg wurde aber noch nicht aufgegeben. So ließen die Herrscher 1660 eine der heiligen Katharina geweihte Kapelle anstelle des vierten Eckturms errichten, um die alte, 1635 verbrannte Kapelle zu ersetzen. Erst nachdem Anhänger der Französischen Revolution die Unterburg am 29. Juli 1789 in Brand steckten, wurde die Burg endgültig aufgegeben.

Nachschlag gefällig?

Nach der Burgbesichtigung – für die man auch hier gerne etwas mehr Zeit einplanen sollten – erfolgt der Abstieg über den mit rotem Punkt gekennzeichneten Pfad über dieLourdesgrotte nach Ferrette. Dort angekommen, steht es dann jedem frei, die Wanderung in einer der hübsch aufgemachten Wirtschaften ausklingen zu lassen oder noch eine zweite Runde dranzuhängen. Diese führt vom alten Ortskern über die Rue Léon Lehmann und die Rue de la Montagne an das südwestliche Ende von Ferrette, wo wir links auf den mit rotem Punkt markierten Waldweg abbiegen.

Wo dieser nach rund 500Metern eine Linkskurve beschreibt, wechseln wir scharf links auf den deutlich schmaleren Pfad (Abzweig Samstagberg). Auf diesem wandern wir über den bewaldeten  Samstagberg auf den Rossberg. Die Wegzeichen sind hier teils etwas ungeschickt angebracht. Wo wir zwi­schen dem Samstagberg und dem Rossberg auf einen Forstweg treffen, laufen wir im Zweifelsfall etwa 30Meter nach links, eh wir wieder rechts abzweigen und uns erneut am roten Punkt orientieren. Auch der Rossberg ist bewaldet, bietet mutigen Wanderern allerdings einen schwin­delerregenden Aussichtsturm. Anschlie­ßend geht es auf dem Drei-Burgen-Weg und dem blauen Punkt zurück zur Kirche bzw. nach Ferrette, wo wir uns die Einkehr nun wirklich verdient haben.

Touren-Charakter

Für den Aufstieg auf den Aussichtsturm auf dem Rossberg braucht es gute Nerven; ansonsten außerhalb von Ferrette mittelschwere Wanderung auf meist gut zu laufenden Waldwegen.

Beste Jahreszeit

Ganzjahrestour

Ausgangspunkt

Kirche in Ferrette, 500m

Endpunkt

Kirche in Ferrette, 500m

Route

Ferrette - Grotte des Nains 0.40Std., Grotte des Neins - Burg - Ferrette 1Std., Ferrette - Rossberg - Ferrette 1.20Std., insgesamt 3Std.

Höchster Punkt

Rossberg, 675 m

Ferrette oder Pfirt?

Wenn die Basler sagen, »Wir gehen nach Ferrette«, so meinen sie damit, dass sie die Grenze nach Frankreich überqueren werden. In Ferrette erklären die Einheimischen hingegen »Wir leben in Pfirt«. Damit bekennen sie sich zum Sundgauer Dialekt, der regionalen Variante des Alemannischen. Oder, wie es so schön heißt: »Dr elsassisch Dialekt vun Pfìrt ghert zem Hochàlemànnisch.« Bestärkt wird das Festhalten am Dialekt durch die engen Verflechtungen zum Basler Großraum, in dessen Einzugsgebiet auch die deutschen Städte Weil am Rhein und Lörrach liegen und in dem viele Sundgauer Arbeit finden.

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