Wandern Frankenwald undFichtelgebirge : Mit der Weißen Frau unterwegs

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Der Wegverlauf

Startpunkt in der Bierstadt Kulmbach ist der Marktplatz vor dem Rathaus mit seiner einmaligen Fassade. Von dort laufen wir links hinter dem Vereinshaus (Sparkasse) das Gässchen hoch in die Obere Stadt mit ihren vielen historischen Häusern und auf die ev. Petrikirche zu. Wir gehen links über die Treppe an der Kirche vorbei und schwenken nun wiederum links ein zum steilen Anstieg hoch zur Plassenburg – anstrengende 22 Prozent Steigung führen hinauf zur einstigen Markgrafenresidenz. Heute beherbergt die Plassenburg mehrere sehenswerte Museen, darunter das einzigartige Deutsche Zinnfigurenmuseum (Öffnungszeiten aller Museen: täglich April bis Oktober 9–18 Uhr, November bis März 10–16 Uhr). Da wir uns auf den Spuren der Weißen Frau bewegen, die hier auf der Burg gelebt haben soll, unternehmen wir natürlich auch den kurzen Abstecher vom Unteren Hof hinauf in die Hochburg der Plassenburg (0:15 Std.). Schließlich sollte man auf keinen Fall einen der schönsten Renaissance-Innenhöfe Deutschlands verpassen, der zudem in der steinernen Ahnengalerie an den Brüstungen ein Portrait unserer unheimlichen Begleiterin enthält. Welches Medaillon Kunigunde von Orlamünde darstellt, dürfen Sie selbst herausfinden …

Wieder im Unteren Hof, gehen wir links zum »Hinterausgang« und durch die beeindruckenden Wehranlagen am Forsthaus langsam auf den Buchwald zu. An der nächsten Kreuzung direkt am Waldrand biegen wir rechts ein – fortan wird uns das Wanderzeichen des Mainweges (blaues M auf weißem Grund) sehr zuverlässig bis zum Endpunkt Himmelkron begleiten. Auf der alten Chaussee geht es die nächsten Kilometer am Hangrücken strikt geradeaus, bis der Wald kurz vor Maierhof endet. An Kreuzungen halten wir uns folglich geradeaus, Hinweisschilder nach Waizendorf geben zusätzlich die Richtung vor. Am Weiler Maierhof (0:50 Std.) angekommen, begeben wir uns auf der Hochebene links in Richtung auf die modernen Stallanlagen zu und vorbei bis zum Tierheim (1:05 Std.), wo wir links auf dessen Eingang zugehen, dann aber rechts dem Mainweg folgend in den Wald abbiegen (in den Waldweg, nicht das Sträßchen). Der Weg ist hier etwas rustikaler und führt uns links langsam mit sanftem Abstieg hinaus aus dem Wald, um dann am Waldrand sogleich erneut links wieder in diesen hineinzuführen. Dann aber geht es endgültig aus ihm hinaus, wenn wir kurz darauf rechts auf die Felder schreiten, um an der nächsten Kreuzung links den Hohlweg hinab in einer großen Rechtskurve das sehr schmucke Dörfchen Waizendorf (1:45 Std.) mit seinen großen Fachwerkbauernhöfen zu erreichen. In Ortsmitte laufen wir kurz rechts die Durchgangsstraße entlang, um sogleich wieder links über die kleine Mainbrücke hinweg das Dorf zu verlassen. Durch Mainauen führt der Weg direkt hinüber nach Feuln.

Dort gehen wir links zum Dorfbrunnen, schwenken in spitzem Winkel rechts und nehmen die Abzweigung links nach Schlömen (vom Dorfbrunnen aus die zweite Straße links ab). Nun am nördlichen Talhang leicht bergan auf die Hochebene, um dort langsam wieder hinabzusteigen nach Schlömen (3:30 Std.). Im Ort treffen wir auch hier auf die Durchgangsstraße, der wir scharf rechts ortsauswärts grob in Richtung Trebgast folgen, leider direkt am Straßenrand, doch zum Glück nur wenige Meter, denn am Ortsausgang treffen wir auf einen Wanderparkplatz links direkt am Main. Hier biegen wir links erneut in die Mainauen ein; unser Ziel Himmelkron zeichnet sich schon entfernt am Horizont ab. Hier erinnern wir uns auch wieder der Weißen Frau, der ganz in der Nähe – leider nicht direkt an unserem Weg – ein historisches gotisches Marterl gewidmet ist, an der Stelle, an der sie auf ihrem Bußweg von der Plassenburg her kurz vor dem Kloster verstarb.

Fernab solcher Tragödien geht es für uns bequem durch die weiten Auen des Weißen Maines, bis wir den Bahndamm erreichen und ihn überschreiten. Nach gut 100 Metern zweigt der Weg rechts am Main entlang ab zur historischen Baille-Maille-Brücke über den Fluss. Es folgt eines der wohl schönsten Wegstücke unseres Buches: die Himmelkroner Baille-Maille-Lindenallee (2:50 Std.). Mitte des 17. Jahrhunderts legten die Markgrafen zu Bayreuth im Tal eine doppelgereihte, 800 Meter lange Lindenallee an, in der sie flanierten und das beliebte Baille-Maille-Spiel ausübten (eine Art Polospiel ohne Pferde). Die Preußen ließen die Allee, die als schönste in ganz Deutschland galt, um 1800 abholzen, in den 1980er-Jahren wurde sie wiederhergestellt. In feinster Symmetrie, wie sie das Barockzeitalter liebte, durchschreiten wir das Lindendach bis zur Mainbrücke. Sie bringt uns links zur vom einstigen Kloster der Zisterzienserinnen geprägten Ortsmitte. Die Markgrafen wählten nach der Aufhebung in der Reformation das Kloster als Sommerresidenz, woran das Rote Schloss erinnert. Die gotische Klosterkirche (3:05 Std.) mit vielen hochwertigen Grabmälern, die Ritterkapelle (Eingang durch den Innenhof) und vor allem der Rest des spätgotischen Kreuzgangs mit seinen musizierenden Engelsfiguren sind der Höhe- und Endpunkt unserer Wanderung auf den Spuren der Weißen Frau, die – angeblich – für die Gründung dieses Konvents verantwortlich war. Mit dem Bus fahren wir nach Kulmbach zurück.

Die Legende»Zwei Augenpaare stehen zwischen uns«, verkündete Albrecht von Hohenzollern der heiratswilligen Witwe Kunigunde von Orlamünde, die daraufhin ihre beiden Kinder aus erster Ehe durch Nadelstiche ins Gehirn umbrachte. Albrecht, entsetzt von der grausamen Tat – er hatte seine Eltern gemeint – wandte sich von ihr ab. Kunigunde bat beim Papst um Vergebung und tat Buße durch die Gründung eines Klosters: Himmelkron (oder Himmelthron bei Erlangen). Ein anderes Schicksal überliefert eine lokale Variante: Kunigunde rutschte auf Knien von der Plassenburg in Richtung Himmelkron, doch sie starb, das Kloster vor Augen, an der erwähnten Stelle. Noch heute treibt sie ihr Unwesen in zahlreichen Burgen und Schlössern der Orlamünde (z.B. Lauenstein, siehe Tour 21) und Hohenzollern.