Wandern Europa: Zum Rifugio Pian de Fontana
Zwischen den Tälern des Agordo und des Zoldo hindurch führt uns diese Tagesetappe bis in den Dolomiten-Nationalpark. Der Kontrast zwischen den spitzen, schroffen Felszacken der Dolomitengipfel und den tief eingeschnittenen, grünen Tälern macht die südlichen Dolomiten so einmalig schön.
Der Wegverlauf
Auf dieser Tour trennen sich die Klettersteiggeher, die am nächsten Tag auf der Via Ferrata Marmol die Schiara überqueren möchten, von den Bergwanderern, die ins Cordèvole-Tal absteigen und mit dem Bus nach Belluno fahren. Hat man sich die Schiara zum Ziel gesetzt, sollte man zeitig aufbrechen, denn es gilt, das Rifugio Pian de Fontana (»Quellenalm«) zu erreichen. Im letzten Wegdrittel müssen beim Erklimmen der Cime di Città 650 Hm im Auf- und 750 Hm im Abstieg bewältigt werden.
Wer sich hingegen für die Abstiegsvariante entschieden hat, kann den heutigen Tag etwas gemütlicher angehen. Man schlendert genussreich zum Etappenziel Pramperethütte (4:00 Std.), die in eine wahre Bilderbuchlandschaft eingebettet ist. Das Rifugio Pian de Fontana passiert man dann erst am folgenden Tag. Hinweise für den Abstieg ins Cordèvole-Tal finden sich in der Tourenbeschreibung der nächsten Wanderetappe.
Gleich beim Aufbruch auf dem Passo Duran hat sich schon so mancher Venedigwanderer verlaufen, denn direkt gegenüber dem gestrigen Abstiegsweg befindet sich auf der anderen Straßenseite eine alte und irreführende Ausschilderung Richtung Pramperethütte. Wir gehen aber nicht diesen Wiesenweg hinauf, sondern folgen erst der Autostraße nach rechts hinunter bis zu dem Parkplatz im Bereich der ersten großen Serpentine (0:30 Std.).
Dort wandern wir dann bei der Wegmarkierung 543 bzw. Dolomitenhöhenweg Nr. 1 links in den Wald hinein. Nach einem kurzen Aufstieg zur Forcella Dagarai (1:00 Std.) streben wir über Schotterhänge und durch Latschengestrüpp und Felslabyrinthe der aufgelassenen, inzwischen stark von Unkraut eingewachsenen Malga Moschesin zu. Dabei verläuft unser Pfad erst ein Weilchen auf fast gleicher Höhe und steigt dann gemächlich auf 1800 m Höhe zur Moschesin-Alm (2:30 Std.) hin an. Auf der alten Holzbank vor einer der Hütten genießen wir beim Rasten die friedvolle Stille dieses einsamen Fleckchens sowie das erfrischende kühle Brunnenwasser der Alm.
Wir bleiben auf dem Weg Nr. 543 bzw. Dolomitenhöhenweg Nr. 1, der uns auf die Forcella Moschesin (3:15 Std.) bringt. Oben öffnet sich erneut ein Ausblick in das stille Zoldo, diesmal hinaus zum Hauptort Forno di Zoldo. Das Joch stellt auch eine der nördlichen Begrenzungen des Nationalparks Belluneser Dolomiten dar, den wir in den nächsten zwei Tagen durchstreifen werden.
Im Jahr 1990 gegründet, wurde der Park, der sich über 32 000 ha erstreckt, im Jahr 1993 mit einer eigenen Verwaltung ausgestattet. Oberstes Anliegen ist dabei der Schutz der einmaligen und überaus artenreichen Flora, die sich entwickeln konnte, da Teile der Nationalparkfläche in den letzten Eiszeiten nicht vergletschert waren. So konnten andernorts ausgestorbene Pflanzen dort überleben. Natürlich gibt es auch besonders schützenswerte Tierarten, z. B. die äußerst seltene Aspisviper, die vor allem an den sonnenverwöhnten Südhängen im Bereich des Rifugio Pian de Fontana ein Rückzugsplätzchen gefunden hat.
Unterhalb des Jochs trennt sich der Abstiegsweg ins Zoldo nach links von unserer Route, dem Dolomitenhöhenweg Nr. 1, dem wir bis Belluno die Treue halten werden. Kurz danach knickt auf dem Pra della Vedova (»Witwenwiese«; 3:45 Std.) unser Pfad nach Süden ab. Wanderer, die sich für die Übernachtung auf der Pramperet-Hütte entschieden haben oder die dort eine Pause einlegen wollen, halten sich hier weiter Richtung Osten und gelangen auf dem Weg Nr. 521 in wenigen Minuten zur Hütte.
Falls unser Tagesziel aber die Pian de Fontana ist, steht uns jetzt der Aufstieg zu den weltentrückten Gipfelgraten zwischen Monte Talvena und Cime di Città bevor. Über Latschenhänge führt der Weg Nr. 514 hinauf zur Portela del Piazedel (2097 m) und weiter über Schotterterrassen zur Forcella la Sud dei Van di Città (5:30 Std.), wo wir mit knapp 2400 m den höchsten Punkt der Etappe erreicht haben.
Von nun an geht’s bergab, und zwar teilweise sehr steil, weswegen nochmals volle Konzentration angesagt ist. Wie weite Logen in einem riesigen Amphitheater öffnet sich beim Abstieg zum Rifugio Mulde um Mulde. Die bereits seit vielen Jahren nicht als Viehweiden genutzten Wiesen sehen ungewohnt aus. Anders als in anderen Nationalparks existiert hier ein Bewirtschaftungsverbot, das auch konsequent umgesetzt wird. So kommt man in den Genuss einer Bergwelt, die sonst selten zu finden ist.
Am Ende eines herrlichen Wandertags erreichen wir schließlich das wunderschön gelegene Rifugio Pian de Fontana(7:00 Std.).
Region
Ausgangspunkt
Passo Duran; N46 19.476 E12 05.750
Endpunkt
Rifugio Pian de Fontana; N46 15.718 E12 10.546Wegbeschaffenheit
Unschwierige Bergpfade; stellenweise Trittsicherheit erforderlich
Information
Wegmarkierung: 543 oder Dolomitenhöhenweg Nr. 1 (Dreieck mit Nr. 1) bis zur Pra della Vedova, ab dort Wegmarkierung 514 bzw. Dolomitenhöhenweg Nr. 1
Freud & Leid
Die Hütten auf dieser Etappe sind klein und zur Hochsaison häufig überfüllt, denn sie sind wichtige Stützpunkte für Wanderer auf dem Dolomitenhöhenweg 1 und für Kletterer. Sowohl für die Pian de Fontana als auch für die Pramperet ist eine Reservierung deswegen selbst für Einzelwanderer sehr ratsam, für Gruppen ein Muss.N46 19.476 E12 05.750N46 15.718 E12 10.546
Tipp
Auch auf diesem Weg herrscht Wassermangel! Die einzige Möglichkeit, direkt an dieser nahezu schattenlosen Route die Wasservorräte aufzufüllen, ist der Brunnen an der Malga Moschesin. Diese Gelegenheit sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen!
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.