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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Europa: Von Priùla nach Bocca Callalta

Anspruch:
leicht
Dauer:
06:30 Std.
Länge:
25 km
Abstieg:
60 m

Das Veneto, durch das wir in den folgenden drei Etappen wandern, ist eine Region mit zwiespältigem Charakter. Zwar gibt es Gegenden von großer landschaftlicher Schönheit, vor allen Dingen aber ist es einer der wirtschaftlich am intensivsten genutzten Landstriche Italiens. Zersiedelung ist ein Preis, der dafür zu zahlen ist, die Begleiterscheinungen ungehemmter Mobilität ein anderer. Die Routen der folgenden Wanderetappen sind so ausgewählt, dass wir - so weit es eben geht - hiervon verschont bleiben. Deswegen nehmen wir auch nicht den kürzesten Weg über Treviso und Mestre nach Venedig, sondern folgen dem Verlauf des Piave Richtung Jesolo.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Obwohl wir den Gefahren des Hochgebirges nun entronnen sind, ist diese Etappe zumindest im Hinblick auf die Orientierung stellenweise nicht weniger anspruchsvoll als Touren in den Alpen. Zudem wird man vernünftiges Kartenmaterial vergeblich suchen. Die Pfadfinder unter uns kommen jedenfalls heute voll auf ihre Kosten.

Beim Ortsausgang von Priùla überqueren wir zunächst die große Piave-Brücke, um auf die südliche Flussseite zu gelangen. Dort wenden wir uns links auf den Hochwasserdamm. Nach wenigen Metern erreichen wir eine Eisenbahnbrücke, bei der wir den Damm verlassen. Über einen unmarkierten, aber gut begehbaren Weg am Damm entlang erreichen wir den Eingang zu einem Kieswerk  (0:45 Std.). Wie seit Hunderten von Jahren wird hier auch heute noch Kies zur Kalkgewinnung abgebaut.

Wir lassen uns vom Lkw-Verkehr und von Warnschildern aber nicht stören und passieren das Kieswerk auf der Betriebsstraße, wobei wir uns bei Abzweigungen stets links zum Fluss hin halten. Nach nur 5 Min. wandern wir schon wieder ruhig auf Fußpfaden im Flussbett. Auch von den Einheimischen werden diese Wege selbstverständlich genutzt, und so begegnen uns gelegentlich Spaziergänger und Radfahrer.

An der Autobahnbrücke der A 27 müssen wir den Fluss verlassen, da uns der Canale di Visnadella, der hier in den Piave mündet, den Weg abschneidet. Das Teersträßchen hinter der Autobahn führt uns jedoch zu einer kleinen Brücke. Nach der Überquerung des Kanals biegen wir bei der ersten Möglichkeit links in die Strada delle Gretine ein. Der Rückweg ins Flussbett, der gleich nach der Brücke scharf links am dort stehenden Bauernhaus vorbeiführen würde, wurde mittlerweile vom Grundstücksbesitzer gesperrt. Er leitet zu einem Netz von Fußpfaden entlang des Piave.

Schneller und ohne eventuellen Ärger mit den Anliegern kommt man aber sowieso auf dieser wenig befahrenen Straße voran. Ihr folgt man knapp 3 km bis fast zu ihrem Ende und biegt dann nach rechts in die schnurgerade Via Spartaco Latini ein. Ein kleiner Rastplatz lädt bald zu einer kurzen Pause ein, dann erreichen wir die Verbindungsstraße des Ortes Salettuol mit dem Nachbarort Maserada sul Piave. Wir wenden uns nach rechts und wandern auf die Häuser von Maserada zu; der Straßenname lautet noch immer noch Via Spartaco Latini.

Wenn wir im Ort Maserada (2:45 Std.) nicht einkehren wollen, biegen wir bereits bei der ersten Querstraße, der Via Roma, links ab und kurz darauf erneut links in die Via 4 Novembre. Diese Straße führt uns am nördlichen Ortsrand entlang. An der Via Piave wenden wir uns links zur Hauptverkehrsstraße, überqueren sie, halten uns rechts und verlassen sie nach 100 m wieder nach links, um ­erneut auf der Via 4 Novembre zu wandern. Beim Bau der Hauptverkehrsstraße wurde nämlich die kleine Nebenstraße einfach unterbrochen, ohne einen Übergang für Fußgänger vorzusehen. Waghalsigere behalten an der Via Piave einfach die Richtung bei, erklimmen die Böschung und setzen so ihren Weg fort.

Die Via 4 Novembre knickt bald nach links ab. Wir folgen ihrem Verlauf und lassen uns nicht dazu verleiten, nach rechts zur Hauptstraße zurückzulaufen. An ihrem Ende biegen wir nach rechts und unmittelbar darauf wieder nach links in die Via Bosco ab, die uns in die gleiche Richtung führt wie vorher die Via 4 Novembre. An der Via Grave angekommen, halten wir uns links, um aber gleich bei den nächsten Häusern wieder rechts in die Via delle Sorgenti einzubiegen. Sie führt uns ruhig und ohne weitere Richtungswechsel an den Ortseingang von Candelù (4:00 Std.).

Dort leitet nach rechts die Via Medaglie d’Oro in den Ort hinein. Wie schon in Maserada biegen wir nach dem Ortseingang sofort wieder links ab. Die Via Brigata Caserta, die später Via Casoni heißt, führt uns an Bauernhäusern und Gärtnereien vorbei und schließlich zum Fluss zurück. Nur Anlieger fahren auf der engen Straße, und entsprechend ruhig und ungestört gelangen wir bis zum Ortseingang von Saletto (4:45 Std.).

Wer im Hotel Colombo in San Bartolomeo übernachten möchte, kann bereits hier nach rechts in die Via delle Casette abbiegen. Die Via Massimiliano Davazzo, die in der Ortsmitte von Saletto beginnt, verläuft nach Süden und später nach Osten und endet in San Bartolomeo beim Hotel. Die Übernachtung hier verkürzt diese Tagesetappe auf etwa 20 km, was vor allem bei großer Hitze oder schlechtem Wetter möglicherweise vorzuziehen ist. Am nächsten Tag dann Jesolo zu erreichen, ist aber nur für sehr ausdauernde Geher möglich. Alternativ wäre dann die folgende Übernachtung in Caposile vorzusehen.

Wanderer, die zum Tagesziel Bocca Callalta weitergehen, biegen nicht rechts in die Via Brigata Caserta ein, sondern folgen dem Verlauf des Flusses, um später auf der Via del Passo noch ein wenig Ruhe zu genießen, bis diese in die verkehrsreiche Via Argina Piave mündet. Auch hier hat ein Grundstücksbesitzer den Weg am Fluss gesperrt, eine Unart, die in Italien leider oft zu finden ist. Knapp 2 km marschieren wir nun die Straße entlang, denn die theoretisch auf der rechten Straßenseite zur Verfügung stehenden Alternativen bedeuten schließlich einen großen Umweg.

Dann dürfen wir nach rechts in den Vicolo Capitano della Pasqua abzweigen. Auf der Via Gabrielle d’Annunzio durchqueren wir den Ortsteil Fagar in Richtung Süden und erreichen nach der Bahnbrücke die Via Postumia Est, auf der wir nach links in den Ort Bocca Callalta  (6:30 Std.) wandern. Das Albergo Callalta liegt auf der rechten Straßenseite kurz vor dem Ortsausgang.

Region

Ausgangspunkt

Priùla; N45 49.209 E12 15.171

Endpunkt

Fagar/Bocca Callalta; N45 42.369 E12 26.607

Wegbeschaffenheit

Teils Pfade durchs Piave-Bett, meist aber über kleine Straßen

Freud & Leid

In der Ebene wird es im Sommer im Lauf des Vormittags schnell drückend heiß. Schwüle Luft steigt von den gut bewässerten Feldern auf, Dunst behindert die Sicht, und das Wandern macht immer weniger Spaß. Deswegen ist es ratsam, sehr früh aufzubrechen, um die kühlen Morgenstunden zu genießen.

Tipp

Einen Abendspaziergang wert ist das am südwestlichen Ortsausgang von Bocca Callalta gelegene Kriegerdenkmal (Via Postumia Est 89; 10Min. vom Albergo), mit dem der Gefallenen der blutigen Piave-Schlachten 1917/18 gedacht wird. Die unvorstellbare Zahl von 10541 Toten ist hier bestattet, die Hälfte davon ist unbekannt. Obgleich das monumentale Gebäude und die heroischen Inschriften heutzutage nicht mehr ganz unserem Empfinden entsprechen, vermögen sie doch die Gräuel des Krieges zu vermitteln. Sie erinnern zudem daran, dass die italienische Geschichtsschreibung bei der Errichtung des Denkmals 1935 den Ersten Weltkrieg auch als Befreiungskrieg vom österreichisch-ungarischen Kaiserreich verstanden hat. Der Piave, an dessen Ufern die entscheidenden Kämpfe ausgetragen wurden, ist seit dieser Zeit für die Italiener der »heilige Fluss des Vaterlandes«.

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