Wandern Eifel und Hunsrück: »Decke Tönnes«
Harmonie und Schutz. Die Kerzen beim »Decke Tönn«, was »dicker Antonius« bedeutet, verlöschen nie. Notleidende, Verliebte und Autofahrer suchen immer wieder die kleine Kapelle auf, um auf einen Segen zu hoffen. Scheinbar hat es auch teilweise funktioniert. Ab und zu werden so kleine Zettel in der Kapelle gefunden mit Aufschriften wie »Danke, Antonius!«.
Gemütliche Pfade
Der Wanderparkplatz Schleidtal zwischen Bad Münstereifel und Scheuerheck ist der Ausgangspunkt für diese Wanderung. Auf dem breiten Waldweg geht es durch den Stadtwald in Richtung Scheuren/Scheuerheck. Im Stadtwald, ca. 5000 Hektar groß, wachsen Eichen und Buchen neben Fichten. Mehrere Waldspielplätze locken die kleinen Besucher an. Nachdem die Straßenseite (Wegpunkt DT07) der Landstraße L498 gewechselt wurde, geht es über schmale Wege weiter durch den Wald. Zuerst wird eine Weile parallel in Straßennähe gewandert, dann führt die Route weiter am Knippberg (537 m) vorbei.
Wallfahrtsort inmitten des Waldes
Die Kapelle »Decke Tönn« (oder auch »Tönnes«) befindet sich im Wald an der Straße L234 nahe Scheuerheck und ist ein viel besuchter Wallfahrtsort. Auffallend ist die positive Aura der Kapelle, in der man sich nach einer Weile ganz im Einklang mit sich selbst fühlt. Das Kapellchen ist dem Schutzpatron der Autofahrer und des Waldes, dem Eremiten St. Antonius gewidmet. In der Kapelle steht hinten die große Holzfigur des heiligen Antonius von Ägypten.
Legende
Bevor die Kapelle um 1900 errichtet wurde, befand sich die Figur autonom auf einem hohen Sockel. Einer Sage nach wurde die Kapelle aufgrund eines Gelübdes erbaut. Um den Decke Tönnes ranken sich etliche Geschichten. Gern wurde er als Schweinehirt mit Hirtenglocke und einem Schwein abgebildet, da er als Schützer der Wälder, des Wildes und der Tiere, hauptsächlich des Schweines, galt.
Helfer in der Not
Antonius von Ägypten lebte bis 356 n. Chr. viele Jahre als Eremit und widerstand zahlreichen teuflischen Verlockungen. Aus diesem Grund ist auch an seinem Fuß eine Drachengestalt, die den Satan darstellt, zu finden. Als Helfer wurde er zudem im Mittelalter gegen die hochansteckende Hautkrankheit, das Antoniusfeuer, angerufen. Noch heute tragen etliche Krankenhäuser seinen Namen. Nach Auskunft eines Restaurators wurde die Figur des heiligen Antonius im 15./16. Jahrhundert eventuell im Kloster Steinfeld erschaffen. In der Nähe der Waldkapelle können Kinder auf dem Spielplatz toben, während sich die Erwachsenen auf einer Bank ausruhen. Über die alte Ahrstraße führt die Route mitten durch den Wald bis kurz vor Rodert und durch das Schleidtal zum Parkplatz, dem Ausgangspunkt, zurück. Für den Rückweg kann auch eine andere, kürzere Route genutzt werden: Über den Wanderweg A2 und später A3 lassen sich etwa zwei Kilometer Strecke einsparen.
Region
Beste Jahreszeit
Januar bis Dezember
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz Schleidtal bei Bad Münstereifel
Endpunkt
Wanderparkplatz Schleidtal bei Bad MünstereifelHöchster Punkt
Knippberg, 537 mDie Antoniuslegende
In alter Zeit stand die Figur des heiligen Antonius auf einem Sockel frei im Walde. Eine Bank zu Füßen des Heiligen lud die Wanderer zu Rast und Gebet ein. Nun geschah es, dass eines Tages ein Mann aus Münstereifel geschäftlich nach Effelsberg wollte. Als er an den Bildstock im Walde kam, ruhte er sich auf der Bank aus und verzehrte sein Butterbrot. Darauf lag eine dicke Scheibe Speck. Nach dem Zubiss hatte er eine große Speckschwarte übrig. Wie es nun kam, ob ihn der Teufel ritt, man weiß es nicht genau, der Mann wurde übermütig und rieb dem Heiligen die Schwarte mit den Worten über den Mund: »Tönnes, magst du och Speck?« Ob nun der Sockel der Figur morsch geworden war – wer mag das zu sagen –, die Figur stürzte herab und begrub den Mann unter sich. Da lag er nun am Boden; niedergedrückt von der schweren Last, konnte er kaum noch atmen. Der Schweiß brach ihm aus, und er wähnte zu ersticken. In seiner Not und Herzensangst bat er den Heiligen um Verzeihung. Er machte sogar ein Gelübde. »Antonius«, sagte er, »wenn du mich freigibst und mir das Leben schenkst, will ich dir im Walde hier ein Häuschen bauen lassen, damit du nicht mehr ungeschützt im Freien zu stehen brauchst!« Wie von Geisterhand bewegt, richtete sich die Figur auf und rückte an ihren alten Platz. Der Mann atmete erleichtert auf, und als er sich von seinem Schrecken erholt hatte, kehrte er eilends nach Münstereifel zurück, wo er den Seinen von dem seltsamen Geschehnis im Walde berichtete. Eingedenk seines Versprechens schickte er schon am nächsten Morgen Bauleute mit Wagen voll Sand, Kalk, Steinen und Holz hinaus. Sie errichteten die kleine Kapelle und stellten, als alles fertig war, die Figur des heiligen Antonius hinein. So hat der Mann sein unüberlegtes Handeln durch eine gute Tat gesühnt.
Quelle: Lehrer Wilhelm Röhrig: Heimatsagen, Nr. 6, Manuskript von ca. 1955, Archiv J. M. Ohlert
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