Wandern Dolomiten: Zum Toblacher See
Kunst, Geschichte und Natur. Das alles kann man auf der nur wenig anstrengenden Wanderung rund um Toblach erleben. Klassisch der Blick ins Höhlensteintal, eine »Pforte zu den Dolomiten«, idyllisch der Toblacher See und ein Denkmal aus k. u. k. Zeiten das ehemalige Grand Hôtel.
Wer in Toblach nur nach den Dolomitzinnen schaut, verpasst Sehenswertes. Beiderseits der offenen (und zugigen) Wasserscheide (1217 m) zwischen Adria (Rienz) und Schwarzem Meer (Drau) gibt’s viel zu entdecken. Im Ortskern stehen noch ein paar sehenswerte historische Bauten wie die Herbstenburg (um 1500). Die Pfarrkirche (1764–1774), gemäß dem Urteil des Kunsthistorikers Josef Weingartner »die stattlichste Barockkirche des Pustertals«, entstand nach Plänen der einheimischen Baumeister Schraffl und Mayr, der 76 Meter hohe, freistehende Turm datiert von 1804. Die Stukkaturen stammen von den Brüdern Singer, die prächtigen Fresken schuf F. A. Zeiller, ein Nordtiroler aus Reutte. Prunkstück der reichen Ausstattung ist der Tabernakelaufbau des Hochaltars, ein Werk von Johann Perger, der als einer der begabtesten Bildhauer seiner Zeit gilt.
Ein kurzer Spaziergang (20 Min. hin und zurück) führt von der Pfarrkirche entlang der insgesamt vier Kalvarienbergkapellen ostwärts hinaus zur Lerschachkapelle, die wenig oberhalb der Pustertaler Straße in der Wiese steht. Der ungewöhnliche Rundbau stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert.
Nach diesem Abstecher wandert man von der Pfarrkirche durch die Gustav-Mahler-Straße zum Weiler Gratsch (1190 m). Hier geht’s über die viel befahrene Pustertaler Straße und die Rienz weiter nach Altschluderbach (1:00 Std.). Neben dem kleinen Wildpark, für den sich vor allem der Nachwuchs interessieren wird, verdient die Gustav-Mahler-Stube mit dem winzigen Komponierhäuschen einen kurzen Besuch. Mahler weilte als Kurgast in den Sommern 1908–1910 in Toblach. Hier schrieb er das »Lied von der Erde«, seine IX. Symphonie und begann die Arbeit an seiner X. Symphonie. Seit mehr als 30 Jahren finden in Toblach die Gustav-Mahler-Festwochen statt, eine Kulturveranstaltung von mittlerweile überregionaler Bedeutung.
Von Altschluderbach führt ein bequemer Weg zur Rienz und zur gleichnamigen Häusergruppe. Auf einem Sträßchen spaziert man hinein ins Höhlensteintal, vorbei an den Saghäusern (1220 m) zum Abfluss des bloß vier Meter tiefen Toblacher Sees (2:00 Std.). Das rund 15 Hektar große Gewässer wird schon im Fischereibuch Maximilians I. erwähnt: »ain See auf Toblacher hayd der hat in ime die allerpesten vöhrn (Felchen) das sy gleich swarz seyn«. Gefischt wird hier also seit Jahrhunderten; neu ist dagegen der Naturlehrpfad, der in elf Station über naturkundliche Belange informiert.
Von besonderem Interesse ist vor allem das verschilfte Südufer des Sees, das Zugvögeln im Frühjahr und im Herbst als Nist- und Rastplatz dient. Bis in die 1960er-Jahre bekamen auch Bahnreisende den See zu Gesicht. Die Schmalspurbahn, die von Toblach nach Cortina d’Ampezzo und weiter ins Cadore führte, verlief am Ostufer des Sees. Geblieben ist nur die Trasse, heute eine beliebte Bikerstrecke. Auf ihr wandert man rechts der Rienz hinein nach Neutoblach (3:00 Std.), das seinen Namen zu Recht hat.
Erst nach der Eröffnung der Pustertaler Bahnlinie im Jahr 1871 entstanden hier die ersten Hotels und Gasthöfe. Im Jahr 1878 öffnete das Grand Hôtel Toblach seine Pforten, und schon bald fand die Hautevolee Gefallen an dem Haus. Im Herbst 1878 gab sich der deutsche Thronfolger Friedrich die Ehre, König Albert von Sachsen war hier zu Gast, auch die österreichische Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie und der Serbenkönig Milan logierten in dem vornehmen Haus, und die Rothschilds reisten gleich mit dem eigenen Salonwagen an.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war es aus mit der Herrlichkeit der Belle Époque – der mächtige Bau (350 Zimmer) diente als Lazarett. Spätere Versuche, an die Glanzzeiten anzuknüpfen, schlugen fehl. Nach zahlreichen Besitzerwechseln kam das ehemalige Hotel ans Land Südtirol, das es sanierte und zum Tagungszentrum umfunktionierte. In dem Gebäude ist auch das Naturparkzentrum Drei Zinnen untergebracht. Es informiert in einer großen Ausstellung über die Südtiroler Naturparks Fanes-Sennes-Prags (257 km²) und Drei Zinnen (116 km²), den Dolomitenkrieg und die Anfänge des Alpinismus in der Region. Das Naturparkzentrum ist Mai bis Oktober Dienstag bis Samstag 9.30–12.30, 14.30–18 Uhr geöffnet, Juli/August auch sonntags.
Abschließend geht’s über den Toblacher Sattel – vielleicht mit einem Abstecher zur Schaukäserei Drei Zinnen – hinein nach Toblach (3:20 Std.).
Region
Ausgangspunkt
Ortsmitte von Toblach (1241m)
Wegbeschaffenheit
Straßen (teilweise Asphalt) und gute Wege
Alles Käse oder was?
Zur Südtiroler Marende gehört auch ein ordentlicher Hartkäse. Wie der entsteht, wird in der Schaukäserei Drei Zinnen demonstriert. Und natürlich kann man Spezialitäten wie Innicher Weinkäse, Toblacher Stangenkäse, Kräuterkäse oder Pustertaler Räucherkäse auch kaufen, nebst allerlei typischen Südtiroler Leckereien (Marmelade, feine Joghurts, knusprige Brote usw.). Gegen 200 Bauern aus dem Hochpustertal liefern täglich etwa 30 000 Liter Milch an.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.