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Panoramawege/ Hochgefühl
wandern

Wandern Dolomiten: Südtraverse des Antelao

Anspruch:
mittel
Dauer:
08:15 Std.
Länge:
18 km
Aufstieg:
1440 m
Abstieg:
1560 m

Wenig begangene Höhenwege im Cadore. Als zweithöchster Berg der Dolomiten kommt dem Antelao eine gewichtige Bedeutung zu. Alles ringsherum ist Wucht und Masse, weithin schroff und ungezähmt. Reine Bergwanderer werden hier eher auf Abstand gehalten. Trotzdem versuchen wir eine Traversierung der Südseite, die vielleicht kein optimaler Panoramaweg unter dem Genussaspekt ist, aber allemal Beachtung verdient. Sie führt von Borca nach Valle di Cadore.

Beschreibung

Am »König der Dolomiten«

Diese Tour veranlasst den Verfasser, an dieser Stelle einmal einen kleinen Einblick in seine Recherchearbeiten zu gewähren. Von zahlreichen Wanderungen, aber auch zünftigeren Gipfelbesteigungen sind mir die Dolomiten inzwischen wirklich gut bekannt. Und ich mache keinen Hehl daraus, dass mir gerade auch die südlichen Bereiche – in die sich deutschsprachige Bergfreunde ja leider eher seltener begeben – sehr ans Herz gewachsen sind, was in meinen Publikationen auch gern Berücksichtigung findet. Doch unter dem speziellen Thema »Panoramawege« tue ich mich damit ein bisschen schwerer als gewohnt. Denn zum einen ist hier die touristische Infrastruktur spärlicher, das Netz der Wanderwege nicht so engmaschig wie etwa in den Südtiroler Dolomiten. Und zum anderen geht es dabei oft ziemlich wild her, sodass der typische Genusswanderer – den dieses Buch wohl in erster Linie anspricht – häufig nur eingeschränkte Möglichkeiten für praktikable Tagestouren vorfindet.

Immerhin konnte ich an der Südseite des stolzen Antelao eine interessante Streckenwanderung ausfindig machen. Sie verbleibt vorerst zwar längere Zeit am Waldsockel mit nur gelegentlichen Ausblicken, reift aber hinüber zum Rifugio Antelao doch noch zu einem wunderbaren Höhenweg heran. Die persönliche Erkundung brachte instruktive Einblicke in die Bergwelt des Cadore und entbehrte im Übrigen nicht einer gewissen Dramatik. Die Gewitterstimmung verursachte im schutzlosen Gelände zuerst ein etwas mulmiges Gefühl, schließlich aber doch eine große Freude für das Fotografenherz…

Zur Forcella Cadin

Der Beginn der Tour ist eher wenig erbaulich, wenn wir von Borca di Cadore auf einer Asphaltstraße die Kehren durch die in Kiefernwälder eingebettete Ferienhaussiedlung Corte vollziehen. Man orientiert sich hier an der Bezeichnung »Villa 100« – die einzelnen Hüttchen sind entsprechend durchnummeriert. Am oberen Ende geht die Straße in den CAI-Weg Nr. 232 über und führt rechts von einer mächtigen Reiße (Rovina di Cància) bergwärts. Man erkennt, dass von ihr für die Umgebung eine erhebliche Murengefahr ausgeht.

In der Busa della Ciaudera (P. 1473) trifft der kleine Pfad auf den Flankenweg Nr. 230. Diesem folgen wir nach rechts, kreuzen dabei in Abständen einige geröllige Gräben und achten vor allem bei der Rovina Rudàn gut auf die Fortsetzung. Bis Greànes geht es meist bequem entweder horizontal oder leicht fallend dahin. Nach einem Linksabzweig wird der Verlauf Richtung La Glories dann verschlungener mit etwas mehr Auf und Ab, bevor mit der Einmündung von Weg Nr. 236 die Hauptsteigung zur Forcella Cadin beginnt. Bald einmal laviert der Pfad geschickt zwischen Felsen empor, danach schraubt er sich eher durch Latschen- und lichte Waldhänge. Bei einem Felsüberhang erkennen wir die links wegziehende, jedoch nicht bezeichnete Spur des Sentiero Bortolo de Lorenzo (ein wirklich wilder Weg!), während wir an dieser Stelle rechts abdrehen und die Forcella Cadin (2100 m) gewinnen.

Auf den Dolomiten-Höhenwegen Nr. 4 und 5

Längst hat sich die Aussicht über die südlichen Randgruppen der Dolomiten geweitet: die Schiara, der Bosconero und jenseits des Piave schon die Monfalconi. Erstaunlicherweise erreichen wir jetzt recht weitläufige, wellige Plateauflächen, auf denen Schafe weiden – überragt von den Ostabstürzen des Antelao. Überhaupt ein großartiger Szenenwechsel! Man quert links unterhalb des Grates, fädelt in den vom Rifugio Galassi herüberlaufenden Dolomiten-Höhenweg ein (lokale Nr. 250) und überschreitet gleich darauf die Forcella Piria (2096 m). Im wohl schönsten Abschnitt schneidet unser Weg die Südseite der Crode de San Piero und verliert bei herrlichen Ausblicken bis in die Südlichen Karnischen Alpen ganz allmählich an Höhe. Wir tauchen wieder in lichten Wald ein und erreichen aus einer kleinen Einsattelung das pittoreske Rifugio Antelao (1796 m).

Hier ist nach sechs bis sieben Wanderstunden gutes Rasten in perfekter Südalpen-idylle. Weitwanderer auf den Dolomiten-Höhenwegen Nr. 4 und 5 (die übrigens in Innichen bzw. Sexten beginnen) beziehen im Rifugio Antelao ihr letztes Quartier vor dem Schlussabstieg nach Pieve di Cadore. Wir schlagen indes nach einem kurzen Abschnitt auf einer Schotterstraße bei der Forcella Antracisa (1693 m) die Abkürzung Richtung Nebbiù ein. Mit Nr. 254 geht es rechts hinunter und teils hohlwegartig in den Waldgraben des Ru Manilongo. Unten rechts vom Bach und hinaus ins Dorf Nebbiù (956 m), wo man sich am besten schräg rechts hält, um inValle di Cadore den Bus Richtung Cortina zu erwischen. Anstrengend war’s allemal, aber das gehört bei Touren in den südlichen Dolomiten ja meistens dazu und erhöht den Erlebniswert nicht unerheblich.

Touren-Charakter

Sehr langwierige Bergwanderung, zumeist auf Waldpfaden, die teils komfortabel, teils recht schmal verlaufen. Im höheren Abschnitt oft geschickt angelegte Bergwege. Trittsicherheit vorteilhaft, obwohl eigentlich keine anspruchsvollen Stellen. Bei Nässe hier und da lästig.

Beste Jahreszeit

Mitte Juni bis Mitte Oktober

Ausgangspunkt

Borca di Cadore (960 m), im Val del Bòite; Zufahrt über Cortina d'Ampezzo Richtung Belluno. Diverse Parkmöglichkeiten im Verlauf der Bergstraße nach Corte, aufgrund der Rückkehr per Bus jedoch am besten nahe der Hauptverbindung im Tal.

Endpunkt

Valle di Cadore (840 m), ebenfalls im Val del Bòite (Bushaltestelle)

Route

Borca di Cadore - Busa della Ciaudera 1½ Std. - La Glories 1¾ Std. - Forcella Cadin 1½ Std. - Forcella Piria ½ Std. - Rifugio Antelao 1 Std. - Valle di Cadore 2 Std.; insgesamt 8¼ Std.

Höchster Punkt

P. 2119 nahe der Forcella Cadin

Tipp

Wer sich fragt, welchen Kurs denn die Dolomiten-Höhenwege Nr. 4 und 5 in diesem wilden Revier nehmen: Sie treten – vom Rifugio San Marco kommend – an der Forcella Piccola ins Reich des Antelao ein und machen beim Rifugio Galassi (2018 m) Station. Anspruchsvoll ist die Überschreitung der Forcella del Ghiacciaio (2584 m), bevor man fast bis zum Pian de l’Antelao absteigt und nahe der Forcella Piria auf unseren Weg stößt.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.