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Panoramawege/ Hochgefühl
wandern

Wandern Dolomiten: Strada Sanmarchi und Sentiero Minazio

Anspruch:
schwer
Dauer:
14:30 Std.
Länge:
17 km
Aufstieg:
2150 m
Abstieg:
2150 m

Im Bannkreis von Marmarole und Sorapìss. Die wohl anspruchsvollste Tour dieses Bandes spielt sich in den Nordkaren der Marmarole sowie an der Ostflanke des Sorapìss ab. Es handelt sich um eine Kombination der grandiosen Strada Sanmarchi mit dem Sentiero Minazio, die gute Bergsteiger binnen zwei Tagen absolvieren können. Hier ist man garantiert weit abseits des »Mainstreams« unterwegs und erlebt die Dolomiten in einer seltenen Intensität.

Beschreibung

Abenteuerpfade über dem Val d’Ansiei

Allerdings ist die Unternehmung ausgesprochen ernsthaft und alles andere als ein gemütlicher Panoramabummel. Der Lockruf, in eine solch urtümliche Landschaft einzutauchen, verhallt in den Marmarole meist ungehört. Fast scheint sich hier eine psychologische Barriere aufzubauen, denn die Berge über dem Val d’Ansiei verstecken sich keineswegs. Nur ein paar Biwakschachteln stehen als spartanische Basislager zur Verfügung, was den starken Gegensatz etwa zu den zentralen Sextener Dolomiten unterstreichen mag. Sind dort an jedem halbwegs schönen Sommertag Karawanen unterwegs, gibt es in den Marmarole vielleicht nur ein Aufeinandertreffen mit den Steinböcken. Wenn wir auf der Strada Sanmarchi von einem öden Kar zum nächsten wechseln, haben wir die Sextener (von der Rückseite) häufig im Blick und wähnen uns doch wie auf einem anderen Planeten.

Der Sentiero Carlo Minazio wird im Rahmen des Sorapìss-Ringes relativ gesehen etwas häufiger begangen, gliedert sich aber vom Grundcharakter her vorzüglich ein. Da bei dieser Tour die Planung und Vorbereitung besonders wichtig sind, an dieser Stelle noch ein paar praktische Hinweise: Als zweitägiges Programm ist das Unternehmen schon reichlich ambitioniert. Übernachtet wird dann im Bivacco Voltolina, wobei die erste Etappe aufgrund des beschwerlichen Zustiegs besonders happig ausfällt. Wer diese entzerren möchte, kann es sich zwischendrin auch im Bivacco Musatti häuslich einrichten. Besondere Bedeutung kommt dem Wasserhaushalt zu, denn spätestens ab Mitte des Sommers, wenn die letzten Schneefelder abgeschmolzen sind, ist es in diesen Bergen knochentrocken. Und der Durst wird vermutlich groß sein!

Man gehe diese Tour also nur gut ausgerüstet, körperlich trainiert und bei stabilen, weitgehend nebelfreien Wetterbedingungen an. Auch wenn sowohl entlang der Strada Sanmarchi als auch am Sentiero Minazio das Gehgelände überwiegt, erscheinen diese Routen zuweilen in der Klettersteigliteratur. Technisch sind Schwierigkeiten bis zum Grad B zu meistern, wobei hinsichtlich des Gesamtanspruchs jedoch das raue Gepräge ins Kalkül zu ziehen ist. Und was soll nun eigentlich der Sinn dieser Strapazen sein Ich kann es aus eigener Erfahrung nur folgendermaßen auf den Punkt bringen: Es ist der Reiz, eine abenteuerliche »Terra incognita« der Dolomiten hautnah und ohne Filter zu erleben…

Durch die wilden Marmarole

Nach Überschreiten des Ponte degli Alberi zweigen wir in Kürze mit Nr. 279 links ab und nehmen das Bergauf ins Kar Meduce di Fuori in Angriff. Durch Wald in die Latschenzone und anhaltend steil an die Wände zur Rechten heran. Nach einer gesicherten Stufe kommen wir an einer Quelle vorbei und erreichen oberhalb der Karschwelle das Bivacco Musatti (2111 m). Nun an einem bewachsenen Hang weiter und rechts haltend im gesicherten Steilschrofenanstieg – recht knackig in einer kurzen Rinne – bis unter die Wände des Mescol. Hier führt eine Grasterrasse schräg links weiter, zuletzt in eine luftige, gesicherte Schichtbandrampe überleitend. Damit bringen wir hinauf zur Forcella del Mescol (ca. 2370 m) eine der heikelsten Passagen der Tour hinter uns.

Jenseits wird auf passabler, nicht so extrem steiler Spur in die Blockmulde Meduce di Dentro abgestiegen. Man durchquert das Kar und begibt sich am Gegenhang wieder aufwärts. Hier steht bald eine Kaminrinne bevor, die mittels zehn kurzer Leitern überwunden wird (Steinschlaggefahr aus dem Schuttfeld, das man anschließend betritt). Nun auf der linken Seite des zerklüfteten Croda-Rotta-Kammes weiter hoch. Man wechselt durch die Scharte der Forcella Croda Rotta (2569 m), steigt nachfolgend aber noch ein paar Meter bis zu einer Rippe an.

Erst dahinter geht es nach kurzer Bänderquerung am Schutthang bergab. Unterbrochen noch durch einen kleinen Gegenanstieg links an den Wänden der Cresta Vanedel, wird zuletzt mit einem gesicherten Steilstück in die enge Forcella Vanedel (2372 m) abgeklettert. Aus dieser unmittelbar über eine ebenfalls gesicherte Stufe heraus, anschließend jedoch bergab, und zwar im gestuften Fels links der nordwärts hinunterschießenden Rinne. Später queren wir durch den Schutt am oberen Rand einer begrünten Mulde und passieren auf luftigem Gesims den Nordsporn der Croda de Marchi, um ins Val di Mezzo einzuschwenken. Dort empfängt uns etwas oberhalb das Bivacco Voltolina (2082 m).

Rund ums Val di San Vito

Am nächsten Morgen steigt man wieder kurz zum Höhenweg ab, der sich über das Band der Cengia del Doge fortsetzt. Es umläuft sehr anregend und vorübergehend schmal den massigen Corno del Doge auf seiner Nordseite und leitet in eine breitere Schuttterrasse über, auf der wir allmählich in den Grund des Val di San Vito (2047 m) absteigen. Mit Glück findet man hier Wasser. Außerdem kreuzt der normale Wanderweg Nr. 226 und der Sentiero Minazio zweigt nordwärts in die Flanke der Tre Sorelle am Sorapìssmassiv ab, wo er am latschengesäumten Felssockel längere Zeit quert.

Man bewegt sich meist am oberen Rand des Krummholzes, das hoffentlich ganz gut freigeschlagen ist. Hin und wieder geht es über abschüssige, teils gesicherte Bänder dahin. Laufend leicht auf- und absteigend nähern wir uns dem Übergang an der Forcella Bassa del Banco (2128 m) und lassen die Blicke zwischendurch mal ausgiebig schweifen. Im Osten staffeln sich die Kare und Gratrippen der Marmarole, die in ihrer Gesamtheit eine außerordentliche Wirkung entfalten.

Kaum zu glauben, dass wir vor Kurzem noch mittendrin gesteckt haben. Nordwärts faszinieren die Cadini di Misurina, neben denen man den Zwölferkofel und andere Sextener Gipfel erst einmal identifizieren muss. Kurz vor Erreichen des Bivacco Comici (2000 m) zweigt rechter Hand der Sentiero Brovedani (Nr. 227) talwärts ab. Auch dieser verlangt im Verlauf um eine Felsnase herum die gewohnte Trittsicherheit, ehe er im Wald des unteren Val di San Vito ausläuft. Von dort sind es noch zwei Kilometer zurück zumPonte degli Alberi.

Touren-Charakter

Sehr fordernde, stellenweise klettersteigartig ausgebaute Höhensteige in abgelegenen Gefilden. In allen Belangen anspruchsvoll, nur für erfahrene Berggänger bei guten Verhältnissen! Sehr lang, mindestens eine Übernachtung in einer Biwakschachtel.

Beste Jahreszeit

Anfang Juli bis Ende September

Ausgangspunkt

Ponte degli Alberi (1134 m), im Val d'Ansiei. Zufahrt von Cortina über den Passo Tre Croci, von Toblach über Misurina oder von Auronzo her.

Route

Ponte degli Alberi - Bivacco Musatti 3 Std. - Forcella del Mescol 1 Std. - Forcella Croda Rotta 1¾ Std. - Bivacco Voltolina 2½ Std. - Val di San Vito 1½ Std. - Bivacco Comici 3 Std. - Ponte degli Alberi 1¾ Std.; insgesamt 14½ Std. (2 Tage)

Höchster Punkt

Nahe der Forcella Croda Rotta (2569 m)
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Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.